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Ernestine Jussiaume, >die Bohnenstange< genannt und einst von Maigret verhaftet, meldet sich beim Kommissar und bittet ihn um Hilfe für ihren safeknackenden Mann, der auf einer seiner Touren eine Leiche entdeckt und vor Schreck Reißaus genommen hat. In der fraglichen Villa will man nichts wissen von einem Einbruch und von einer Leiche – eine Geschichte, die man einem Maigret nicht erzählen darf …

 

  Autor: Georges Simenon
Verlag: Diogenes
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-257-23838-9
Seitenzahl: 203 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Maigret erhält plötzlich Besuch von einer alten Bekannten. Ernestine, wegen ihrer flapsigen Art auch 'die Bohnenstange' genannt, erscheint in seinem Büro und bittet ihn um Hilfe. Die Geschichte um ihren vermissten Mann, den traurigen Alfons, klingt anfänglich ziemlich verwirrend und Maigret vermutet einen Racheakt wegen der Art, wie er sie damals behandelt hatte. Kleine Details der Geschichte machen ihn dennoch neugierig und so lässt er sich auf das Spiel ein. Er muss mit Nichts beginnen, er weiß weder den Ort, an dem ihr Mann einbrechen wollte, und die Tote sah noch, wo sich der einzige Zeuge, ihr Mann, befindet. Selbst als er die Familie, bei der eingebrochen wurde, ausfindig macht, steht er vor einem erneuten Rätsel: Monsieur Serre und seine Mutter beteuern, dass bei ihnen nicht eingebrochen wurde. Erst als Maigret beginnt zu bohren, schließt sich die Schlinge immer enger um das Verbrechen und seine Beteiligten. Doch bisher gibt es weder eine Tote, noch ein Geständnis. Es beginnt ein nervenaufreibendes Verhör, bei dem es um Alles oder Nichts geht.


Stil und Sprache
Die Maigret-Romane von Georges Simenon bestechen vor allem wegen der klaren Worte und der einfachen Sprache, die er benutzt. Trotzdem aber schafft er es meisterlich, die Gefühle der Personen, die Atmosphäre der Szenen mit seinen Texten dem Leser zu suggerieren. Man wähnt sich förmlich in seinem Paris, riecht die Düfte der Stadt, schmeckt den Wein, spürt die abendliche Sonne auf der Haut. Man hört das Stimmengewirr in den Gassen und genießt die mit viel Detailliebe gemalten Szenen. Simenon zieht seinen Spannungsfaden nur allmählich an, was den Leser auf die Geschichte sanft vorbereitet. Gegen Ende jedoch reißt er förmlich an seinem Faden, die Spannung erreicht einen fast unausprechlichen Höhepunkt. Der Leser kann das Buch nun nicht mehr zu Seite legen, das Finale ist zu nah und die Neugier einfach zu groß. Kurzum ein besonderes Lesevergnügen.


Figuren
Maigret, der nette, in die Jahre gekommene Kommissar, ist vor allem durch seine Lebenserfahrung sehr abgeklärt. Trotzdem gibt es auch für ihn immer wieder Situationen, in denen er sich seines Tuns nicht sicher ist. Dies macht ihn zum einen sehr sympathisch, zum anderen aber auch extrem authentisch. Eigenschaften, die einem in Simenons Romanen häufig unterkommen und die nicht zuletzt für hohe Lesefreude sorgen. Man stellt sich das Paris und vor allem die Personen seiner Zeit genau so vor wie er sie beschreibt. Dies erleichtert zum einen das Lesen, zum anderen erzeugt es klare Bilder der Personen und macht die Geschichten reproduzierbar. Aber Maigret kann auch anders als nett und höflich. Dies zeigt er uns in Band 38 in den stundenlangen Verhören des Hauptverdächtigen Monsieur Serre und seiner Mutter. Das Schweigen der Beiden bringt ihn an den Rand der Verzweiflung und langsam aber sicher geht ihm die Zeit aus. Seine einzige Hoffnung: seine Inspektoren finden die Koffer der Toten. Die psychische Belastung wird von Simenon besonders gut herausgearbeitet und auf den Leser übertragen.


Aufmachung des Buches
Diogenestypisch ist auch Band 38 der Sonderauflage aller Romane um den charismatischen Kommissar Maigret komplett in Weiß gehalten. Innerhalb des schwarzen gerundeten Rahmens befindet sich ein S/W-Foto eines sich spiegelnden Pärchens aus den 20er Jahren. Wie jeder Band dieser Jubiläumsauflage ziert das Buch ein rotes Stofflesebändchen sowie auf der Innenseite des Pappeinbandes 2 farbige Karten von Paris. Die Bücher liegen durch ihr Taschenbuchformat sehr gut in der Hand.


Fazit
Wer Simenon liebt, liebt auch Band 38. Allein schon wegen der hochwertigen und edlen Aufmachung sind die Bücher etwas für den ambitionierten Sammler, schließlich gibt es 75 Bände. Den Krimi-Fan erwartet ein Lesevergnügen der aller höchsten Güte.


5 Sterne


Hinweise
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Backlist
Band 33: Maigret und die alte Dame
Band 34: Madame Maigrets Freundin
Band 35: Maigrets Memoiren
Band 36: Maigret, die Tänzerin und die Gräfin
Band 37: Maigret als möblierter Herr

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