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Die Passagiere an Bord der schwedischen Ostsee-Fähre Baltic Charisma wollen vor allem eins: sich amüsieren, und zwar um jeden Preis. Ob sie mit der besten Freundin tanzen gehen oder Junggesellenabschiede feiern, ob sie nach der Liebe ihres Lebens suchen oder vor den Dämonen des Alltags fliehen – die Nacht ist lang, und der Alkohol fließt reichlich.
Fast bleiben dabei die beiden dunklen Gestalten unbemerkt, die sich übers Autodeck an Bord schleichen: eine Mutter und ihr Kind. Mit ihnen betritt ein uraltes Grauen das riesige Schiff, und es wird zur tödlichen Falle. Die Angst geht um auf der Baltic Charisma ...

 

Die Ueberfahrt 

Originaltitel: Färjan
Autor: Mats Strandberg
Übersetzer: Antje Rieck-Blankenburg
Verlag: Fischer Tor
Erschienen: Mai 2017
ISBN: 978-3596295999
Seitenzahl: 506 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der obenstehenden Verlagszusammenfassung gibt es von meiner Seite nichts hinzuzufügen. Sie gibt das Ausgangsszenario gut wieder und fängt die Stimmung von "Die Überfahrt" ein. Mats Strandberg hat mit diesem Buch einen überzeugenden Dark Fantasy Horrorroman geschrieben, der mit uralten Ängsten spielt. Nach dem Lesen wird man wohl nicht umhin kommen, zukünftig nur noch mit leicht mulmigem Gefühl auf eine Fähre zu gehen. Leider schwächelt die erste Hälfte in der Umsetzung ein wenig und es dauert lange bis Spannung aufkommt. Das Buch ist zwar trotzdem unterhaltsam, aber ich hatte mehr erwartet.


Stil und Sprache
Mats Strandberg nutzt eine Vielzahl von Perspektiven, um seine Handlung zu erzählen. Dabei gibt es Abschnitte, die in der dritten Person aus Sicht einer einzelnen Charaktere beschrieben sind und andere, die gewissermaßen die Perspektive des gesamten Schiffs darstellen und mehrere Handlungsstränge abbilden. Dadurch kann er eine Vielzahl von Teilgeschichten in seinem Buch unterbringen und auch immer wieder die Perspektivenwechsel geschickt zum Spannungsaufbau nutzen. Gerade zu Beginn wird der Einstieg durch die Wechsel aber auch erschwert, denn man kann sich in keine Perspektive und Person so richtig reinfühlen.

Der Schreibstil des Autors ist klar und gut lesbar. Er schafft es problemlos, die Ängste an Bord auf den Leser zu übertragen und baut auch zum Beginn der Handlung, der eher ruhig dahinplätschert, schon eine düstere Stimmung auf. Dabei ist "Die Überfahrt" nicht nur auf Grund der Stimmung nichts für zartbesaitete Leser. Die Übergriffe und die Gewalt werden sehr detailliert beschrieben und ab der Hälfte des Romans fließt das Blut in Strömen.

Der obenstehende Klappentext verspricht einen nervenaufreibend spannenden Roman, aber auf den musste man beim Lesen leider ein wenig warten. Mats Strandberg lässt sich viel Zeit, um seine Vielzahl von Charakteren einzuführen und gibt diesen viele persönliche Probleme mit, die die erste Hälfte des Romans dominieren. Zwar wird schnell auch das Grauen, was an Bord kommt, thematisiert, aber es geht anfangs neben all den anderen Problemen schlicht unter. Erst nach und nach kippt das und das letzte Drittel lässt den Leser dann tatsächlich atemlos durch die Seiten fliegen. Dafür lohnt es sich durchaus, den Anfang durchzuhalten, aber ich fand es trotzdem schade, dass der Autor den Leser da so lange warten ließ. Das Finale entschädigt dafür ein wenig und besonders das Ende hat mir gut gefallen, denn es wartet ganz zum Schluss nochmal mit einer Überraschung auf.


Figuren
Über tausend Passagiere reisen mit der Baltic Charisma und am Anfang hatte ich den Eindruck, Mats Strandberg will wirklich jeden einzelnen davon vorstellen. Man lernt verschiedene Crewmitglieder kennen, diverse Passagiere und natürlich auch die beiden dunklen Gestalten, die im Klappentext erwähnt waren. Zwar entsteht dadurch der Eindruck, eine lebendige Gesellschaft vor sich zu haben, die so auch in der Realität existieren könnte. Aber mir waren das viel zu viele Charaktere. Ich konnte mich so auf die einzelnen Figuren nicht einlassen und auch wenn sie alle individuell charakterisiert waren, bin ich ständig durcheinander gekommen. Einige konnte ich bis kurz vor Schluss nicht wirklich auseinanderhalten. Auch das Gefühl für die Charaktere geht dadurch verloren, weil man sich emotional lange nicht auf einzelne Figuren einstellt. Ausgearbeitet waren alle Figuren gut – es waren nur leider einfach zu viele. Ab circa der Hälfte des Buches wurde das besser, weil weniger Figuren im Fokus standen. Dann haben mir vor allem Lo und ihr Cousin und auch Calle sehr gut gefallen. Auch die beiden dunklen Gestalten und ihre Beweggründe fand ich sehr schlüssig. Ich war positiv überrascht, dass sie nicht einfach nur böse waren, sondern eine glaubwürdige Hintergrundgeschichte erhalten haben.


Aufmachung des Buches
„Die Überfahrt“ erschien als Klappbroschur bei Fischer Tor. Das Covermotiv ist meiner Meinung nach perfekt gewählt. Es fängt die Stimmung des Romans ein und passt zum Handlungsort. In der vorderen Innenklappe findet sich dann noch ein Deckplan der Baltic Charisma, den man während des Lesens wunderbar zur Orientierung nutzen kann. Die einzelnen Abschnitte im Buchinneren sind mit den Namen der jeweiligen Perspektive überschrieben, sodass man die Handlung besser zuordnen kann. Im Anschluss an den Roman findet man noch Werbung für andere Fischer Titel.


Fazit
Eine Urangst, die plötzlich Realität wird - Eine Umgebung, aus der man nicht fliehen kann - Und niemandem kann man mehr trauen ... das ist das Material, aus dem gute Horror-Literatur gemacht wird und Mats Strandberg setzt die Grundlagen des Genres großartig um. Lediglich die vielen Charaktere und der lange Einstieg trüben das Lesevergnügen ein wenig, aber für Dark Fantasy- und Horror-Fans ist "Die Überfahrt" trotzdem zu empfehlen.

3 Sterne


Hinweise
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