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Kategorie: Dystopien

Seit Davy positiv auf das Mördergen HTS getestet wurde, hat sie alles verloren: ihre Familie, ihre Freunde, ihre Zukunft – und was am schlimmsten ist, sich selbst. Denn obwohl sie verzweifelt dagegen angekämpft hat, ist sie doch zu dem geworden, was sie nie sein wollte: eine Mörderin.

Eine Widerstandsgruppe und deren Anführer Caden geben ihr ein neues Ziel. Und Caden weckt eine Sehnsucht in ihr, zu der sie glaubte, nie mehr fähig zu sein. Aber die Schuldgefühle lassen Davy einfach nicht los …

 

Rhapsodie in schwarz 

Originaltitel: Unleashed
Autor: Sophie Jordan
Übersetzer: Ulrike Brauns
Verlag: Loewe
Erschienen: März 2017
ISBN: 978-3785583692
Seitenzahl: 382 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Davy ist es zusammen mit ihren Freunden gelungen, aus Mount Haven zu fliehen und nun wollen sie gemeinsam über die Grenze nach Mexiko. Die Flucht geht jedoch schief und statt in der erhofften Sicherhit findet Davy sich unversehens im Herzen der Widerstandsbewegung wieder. Schwer verletzt muss sie abwarten und sich nicht nur dem Misstrauen einiger Widerstandsmitglieder stellen sondern auch ihren eigenen Schuldgefühlen und Ängsten …

Sophie Jordan wählt in ihrem zweiten Band der Infernale-Reihe einen ungewöhnlichen und mutigen Weg. Nicht nur, dass sie ihre Protagonistin aus dem für den Leser gewohnten Umfeld rausreißt, sie gibt der Handlung auch noch einen ganz anderen Fokus. Mir hat das ganz gut gefallen – es hebt das Buch angenehm von der Masse der Dystopien ab – aber so ganz hundertprozentig gelungen ist die Kehrtwende nicht gewesen.


Stil und Sprache
Die Handlung von „Rhapsodie in schwarz“ läuft recht gemächlich an und Sophie Jordan lässt dem Leser die Zeit, sich wieder mit Davys Schicksal vertraut zu machen. Ein paar mehr Hinweise zum ersten Band hätten es gerne sein dürfen, aber auch so kommt man nach ein paar Seiten ganz gut wieder rein. Sobald die Flucht über die Grenze beginnt, zieht dann auch die Spannung merklich an und reißt den Leser mit. Im Folgenden bleibt der Spannungsbogen relativ hoch und immer wieder sorgen kurze Höhepunkte und überraschende Wendungen dafür, dass der Leser am Buch bleibt.

Davys Schicksal berührt und da die Handlung erneut in der ersten Person aus ihrer Perspektive erzählt wird, leidet man mit ihr mit. Anders als der Klappentext des Buches vermuten lässt, dreht sich die Handlung auch vorrangig und Davys Gefühle. Der Widerstand an sich und die politischen Entwicklungen in den USA spielen eine eher untergeordnete Rolle. Die Entwicklungen in dem Bereich werden vorrangig durch die Nachrichten- und Emailausschnitte zwischen den Kapiteln vermittelt. Mir hat es absolut gefallen, dass Davy sich nicht plötzlich zur leidenschaftlichen Widerstandskämpferin entwickelt hat, aber ein bisschen mehr Politik hätte es gerne sein dürfen. So erfährt man die Lösung eher am Rande und hat dadurch beinahe das Gefühl, gar keine Dystopie mehr zu lesen sondern eine Gegenwarts-Romanze.

Das Ende an sich ist zufriedenstellend, aber in einigen Punkten nicht ganz glaubwürdig – es ging dann doch ein wenig zu schnell und zu leicht. Da kam bei mir der Eindruck auf, dass eigentlich drei Bände geplant waren und Sophie Jordan die Geschichte dann doch spontan nur in zwei Bände gepackt hat.

Der Schreibstil der Autorin liest sich gewohnt angenehm und leicht. Man fliegt geradezu durch die Handlung und nimmt Davy diesen Schreibstil absolut ab. Die Brutalität hält sich in Grenzen, aber ein paar blutige Szenen sind durchaus enthalten – allerdings bei weitem nicht so psychologisch heftig wie im ersten Band.


Figuren
Davy hat im ersten Infernale-Band ihr ganzes Leben verloren – abgestempelt als gefährlich und schließlich tatsächlich zur Mörderin geworden. In „Rhapsody in schwarz“ droht sie nun, an den Erlebnissen zu verzweifeln. Nach und nach glaubt sie an all das, was man zum Mördergen verkündet hat und findet nicht mehr zu sich selbst zurück. Das bewegt den Leser, auch wenn man das eine oder andere Hadern mit dem Schicksal in der Form durchaus aus anderen Dystopien schon kennt. Davys Entwicklung in Gänze fand ich sehr glaubwürdig und ich bin wirklich erleichtert, dass sie sich nicht plötzlich in eine zu allem entschlossene Widerstandskämpferin verwandelt hat – das hätte absolut nicht zu ihr gepasst.

Die Nebencharaktere sind fast ausschließlich neue Figuren, die man mit Davy zusammen erst im Laufe des Romans kennenlernt. Sie sind gewohnt gut ausgearbeitet und besonders Caden hat mir unglaublich gut gefallen. Lediglich der lange aufgebaute Feind war am Ende eine Enttäuschung – das Motiv fand ich da absolut unglaubwürdig und klischeehaft. Schade, denn alle anderen Charaktere sind wirklich gelungen.


Aufmachung des Buches
Ebenso wie der erste Band ist auch „Rhapsodie in schwarz“ als Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen erschienen. Das Covermotiv ist dem ersten sehr ähnlich, diesmal aber in einem intensiven Rotton gehalten. Die samtige Haptik wurde beibehalten und die Frisur des Models den Geschehnissen im Buch angepasst. Mein Geschmack ist es trotzdem nicht ganz, aber es gefällt mir besser als das Cover vom ersten Band.

Im Buchinneren ergänzen wie bereits erwähnt erneut Zeitungsartikel, SMS-Dialoge und Emails die eigentliche Handlung zwischen den Kapiteln.


Fazit
Die Handlung von „Rhapsodie in schwarz“ entwickelt sich ganz anders als Band eins der Infernale-Reihe es vermuten ließ, konnte mich aber trotzdem sehr gut unterhalten und war bis zum Schluss spannend. Mir hat der Abschluss gefallen und ich kann die Reihe auf jeden Fall weiter empfehlen, der eine oder andere Leser wird von dem unpolitischen Ende aber sicher enttäuscht sein.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Infernale