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Kategorie: Liebes-, Frauen- und Erotikromane

„Miss Vivien … lange nicht gesehen.“

Bei diesen Worten bekommt Vivien Leigh Rochet weiche Knie. Henry Whitley-Shuler, der Albtraum ihrer Kindheit, steht vor ihr. Sie war das Mädchen, das sein Haus putzte, er war der unerträgliche Sohn reicher Eltern. Damals hatte Vivien sich geschworen, etwas aus sich zu machen und aus Charleston rauszukommen. Sie hat es geschafft – als Hollywoodstar ist sie in ihre Heimatstadt zurückgekehrt. Sie ist eine glamouröse, erwachsene Frau. Henry sollte sie also nicht aus der Ruhe bringen können. Warum nur fühlt Vivien sich dann wieder genauso wie das unbedarfte Mädchen von damals?

 

Ein Mann fuer alle Naechte 

Originaltitel: Just Kiss Me
Autor: Rachel Gibson
Übersetzer: Anje Althans
Verlag: Goldmann
Erschienen: Dezember 2016
ISBN: 978-3-442-48448-5
Seitenzahl: 320 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Ein Schicksalsschlag zwingt Vivien zurück in ihre Heimatstadt. Ihre Mutter ist überraschend gestorben, sodass sie nicht nur die Beerdigung organisieren, sondern sich auch ihrer Vergangenheit stellen muss. Einst war Vivien die Tochter der Putzfrau, geduldete Nervensäge, die unter Spott in der Schule und den arroganten Söhnen des reichen Arbeitgebers ihrer Mutter gelitten hat. Heute ist Vivien ein gefeierter Hollywoodstar und doch fühlt sie sich zurückversetzt in die Unsicherheit aus ihrer Kindheit. Und dass ausgerechnet der verhasste Henry zu einem attraktiven Mann geworden ist, der ihr in dieser schwierigen Zeit zur Seite steht, hilft ihrem Gleichgewicht auch nicht gerade. Denn auf die knisternde Anziehungskraft und aufkeimenden Gefühle ist sie überhaupt nicht vorbereitet …

Der Klappentext verspricht das klassische Märchen vom reichen Sohn und der Tochter der Putzfrau, die zueinander finden. Und wie in diesem Genre üblich, ist das Ende der Story vorhersehbar. Der Weg dazu ist jedoch eher flach, der Einstieg lange und zäh. Da bin ich mir von Rachel Gibson eindeutig Besseres gewohnt.


Stil und Sprache
Der Band beginnt mit mehreren der zahlreichen Tagebucheinträgen von Vivien, die sie im Alter von 13 Jahren regelmäßig geschrieben hat und die einen guten Einblick in ihre Vergangenheit gewähren. Der Inhalt aus dem Tagebuch ist denn auch das Highlight dieser Geschichte und lockert die teils trockene Handlung auf sehr amüsante Weise auf. Sie sind in handschriftlicher Form regelmäßig nach wenigen Kapiteln aus der Gegenwart eingefügt. Ansonsten ist die Handlung in der dritten Person aus Sicht der Protagonisten geschrieben.

Viviens Mutter ist verstorben und zwingt sie zurück zu ihren Wurzeln. Die Trauer, Erinnerungen und die dazugehörigen Emotionen sind berührend und ausgiebig ausgestaltet, sodass es einige Kapitel dauert, bis die Liebesgeschichte ihren Lauf nimmt. Dieser erste Teil hat Längen, wirkt nur wenig interessant, wären da nicht die witzigen Einschübe aus dem Tagebuch vorhanden, die das Ganze auflockern. Und auch als die Liebesgeschichte endlich Fahrt aufnimmt, springt der Funke nicht wirklich auf den Leser über. Viele Wendungen sind vorhersehbar, andere Fragen, die aufgeworfen wurden und mich interessiert hätten, bleiben am Ende unbeantwortet. Dafür gibt es Familiengeheimnisse, die einen Tick überzogen wirken. Da wäre weniger vielleicht mehr gewesen. Die Emotionen sind in der ersten Hälfte passend und berührend, die Liebesgeschichte selbst bleibt eher blass. Auch die erotischen Szenen sind zwar ansprechend, mehr aber nicht.

Der Schreibstil ist meist flüssig und liest sich leicht. Humorvolle Szenen zum Schmunzeln und Lachen geben vor allem die Tagebucheinträge, die mit Witz und jugendlichem Frust geschrieben sind.


Figuren
Vivien hat geschafft, was sie sich als Kind erträumt hat. Sie ist inzwischen ein gefeierter Hollywoodstar, den die Fans belagern und manchmal auch einschüchtern. Die Trauer um ihre Mutter hat Vivien fest im Griff und Erinnerungen aus der Vergangenheit suchen sie heim. Teils ist Vivien noch immer das unscheinbare, unsichere Mädchen, das zu einer überaus schönen und erfolgreichen Frau herangewachsen ist. Die Seiten eines Stars zeigt sie nur wenig und ihre Stärken kamen für mich eher zur kurz.

Henry Whitley-Shuler ist der älteste reiche Sohn, der seine Karriere an den Nagel gehängt hat, zurückgekehrt ist und als Handwerker erfolgreich arbeitet. Auch aus seiner Vergangenheit sind Einzelheiten aus den Tagebucheinträgen und Gesprächen vorhanden. Viele Geheimnisse drücken auf seine Schultern, die nach und nach ans Tageslicht gezerrt werden. Im großen Ganzen hat mir seine Figur ausgezeichnet gefallen und doch wirkt sie zuweilen etwas fad. Auch bei ihm hätte ich mir etwas mehr Temperament gewünscht.

Die Nebenfiguren sind meist passend und mit den nötigen Facetten vorhanden. Da der Fokus stark auf Vivien gelegt ist, bleibt ihnen nur wenig Spielraum, den sie ausfüllen können.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches ist mit vielen bunten kleinen Herzchen versehen, die sich über den gesamten Einband fortsetzen. Dominiert wird es von einem weißen Plakat, auf dem der Buchtitel prangert. Seitlich sind jeweils ein Teil von einem verpackten Geschenk und einem Frauenfahrrad zu sehen. Die vordere Innenklappe zeigt eben dieses Rad etwas verschwommen mit einem blassen Hintergrund und vielen Herzen, die hintere zwei Covers von anderen Büchern der Autorin. Die Rückseite zeigt lediglich die Inhaltsangabe, wobei an den Ecken weitere Herzen zu sehen sind.


Fazit
Die Liebesgeschichte braucht seine Zeit, bis sie wirklich Fahrt aufnimmt und auch danach überzeugt sie nicht im gewohnten Masse, wie ich es von Rachel Gibson ansonsten kenne. Dafür wird eine Familiengeschichte mit vielen Geheimnissen geboten, die ebenfalls zu unterhalten weiß.


3 5 Sterne


Hinweise
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