Die Verlorenen
In einem einsamen Landstrich Englands werden zwei Schülerinnen als vermisst gemeldet – die Bewohner von Warwickshire sind erschüttert.
Der Angeklagte
Als der Familienvater Stephen Bates verdächtigt wird, beginnt die Presse eine gnadenlose Hetzkampagne.
Die Tote
Dann wird im Wald eine verweste Leiche gefunden. Doch wo ist das andere Mädchen?
Originaltitel: Time Of Death |
Die Grundidee der Handlung
… klingt deutlich spannender, als sie letztendlich ist. Tom Thorne und seine Partnerin Helen sind eigentlich im Urlaub, als ausgerechnet in Helens Heimatstadt zwei Mädchen verschwinden und der Mann ihrer Freundin als vermeintlicher Täter verhaftet wird. Helen und Tom fahren nach Polesford, sind aber in die Ermittlungen vor Ort nicht eingebunden. Vielmehr setzt der ermittelnde Detective alles daran, insbesondere Tom Thorne von den Ermittlungen fernzuhalten. Denn der hält Stephen Bates für unschuldig …
Das Thema „Vorverurteilung“ ist sicher eine interessante Ausgangslage, leider hat der Autor nicht so viel daraus gemacht, wie ich es erwartet hätte. Die Handlung plätschert sehr lange vor sich hin, gleichzeitig wird dem Leser relativ früh ein dringend Tatverdächtiger förmlich aufgedrängt, der es natürlich am Ende nicht gewesen ist. Stattdessen wird ein Überraschungstäter aus dem Hut gezaubert, so dass man sich fast ein wenig veräppelt fühlt … zumal sich die 560 Seiten ganz schön hinziehen, hier wären ein paar Kürzungen nicht das Schlechteste gewesen.
Stil und Sprache
Mark Billingham kann schreiben, keine Frage. Seine Geschichte lässt sich flüssig lesen, lediglich einigen Dialoge wirken etwas hölzern, was sich aber verschmerzen ließe, wenn der Rest leidlich spannend wäre. Ist er aber nicht. Hier werden vor allem Andeutungen zu früheren Fällen gemacht, die die beiden Protagonisten betreffen und mit denen man absolut nichts anfangen kann, wenn man die Vorgängerbände nicht kennt. Klar kommt das bei Serien immer mal vor, aber derart extrem „hängengelassen“ wurde ich bisher nie.
Aber auch die eigentliche Geschichte ist leider nur mäßig spannend, da helfen auch die immer mal wieder eingeschobenen Kapitel aus Sicht eines der Opfer nicht. Helen und Tom streunen durch den Ort, Helens offenbar schwierige Vergangenheit kommt immer wieder hoch und bis tatsächlich etwas passiert, dauert es unglaublich lange. Das Ende ist dafür recht spannend gemacht, wenn es auch einen Täter präsentiert, der nur ein mäßig logisches Motiv aufweist, aber gut, das macht dann auch nichts mehr kaputt.
Figuren
Auch bei den Figuren finde ich niemanden, der mir so richtig gut gefällt: Tom Thorne ist ein großer Schweiger, offenbar ein genialer Ermittler, aber sympathisch finde ich ihn nicht. Ebenso Helen, die über weite Strecken völlig abwegig agiert, sich unmöglich gegenüber ihrem Partner und allen anderen benimmt und irgendwann nur noch nervt.
Auch die Nebenfiguren wirken austauschbar und flach, soweit Mark Billingham vorhatte, zumindest Frau und Kinder des als mutmaßlichen Täters verhafteten Stephen Bates sensibel und sympathisch zu zeichnen, ist ihm das ebenfalls nur teilweise gelungen. Hier wäre eine deutlich eindringlichere Schilderung der auch als Opfer zu bezeichnenden Familienangehörigen nötig gewesen, um etwas Tiefe zu erzeugen.
Aufmachung des Buches
Das dicke Taschenbuch ist in Klappbroschur aufgemacht und zeigt auf dem Cover ein einsames Haus inmitten einer weiten Graslandschaft. Dieses Motiv ist leider ebenso austauschbar wie die restlichen Versatzstücke dieses Thrillers, der leider keiner ist.
Fazit
Ein knapp unterdurchschnittlicher Roman um die – oft falsche – Vorverurteilung vermeintlicher Täter, der seine Leser aber nicht zu fesseln weiß und daher die Bezeichnung „Thriller“ nicht verdient hat.
Hinweise
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Backlist:
Band 8: Die Schuld des Blutes
Band 9: Tödlicher Verdacht
Band 10: Good As Death (nicht auf deutsch)
Band 11: The Dying Hours (nicht auf deutsch)
Band 12: Der Manipulator