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Kategorie: Krimis

Reiko Himekawa: Sie ist cool. Sie ist tough. Sie ist sehr clever. Sie ist die beste Ermittlerin der Mordkommission Tokio. Sie hat das, was die anderen nicht haben: Mut, Durchsetzungskraft und vor allem Intuition. Deshalb hat sie nicht nur Freunde. Weil sie aber die beste Ermittlerin in Tokio ist, wird ihr Team auf diesen Fall angesetzt: Ein Toter, in dessen Körper unzählige Glassplitter stecken. Der Mann muss in einer blutigen Orgie hingerichtet worden sein. Weitere Leichen werden gefunden. Alle auf ähnliche Weise getötet. Reiko und ihr Team stoßen auf eine ominöse Webseite, von der man nur in geheimen Foren erfährt. Sie ist der Zugang zu einer Welt, die in einem leuchtenden Rot erstrahlt: blutrot.

 

Blutroter Tod 

Originaltitel: The Silent Dead
Autor: Tetsuya Honda
Übersetzer: Irmengard Gabler
Verlag: Fischer TB
Erschienen: 11/2016
ISBN: 978-3-596-03666-0
Seitenzahl: 413 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Reiko ist Kommissarin und von einem Team von Männern umgeben. Als sie zu einem ungewöhnlichen Leichenfund gerufen wird, beginnt für sie ein lebensgefährlicher Kampf um Macht, Erfolg und Ansehen. Denn der Mörder ist klug, arbeitet nach unbekannten Regeln und hinterlässt eine nur schwer verfolgbare Spur. Und unter dem harten Konkurrenzdruck in ihrer Abteilung mit all den Intrigen und Beleidigungen droht Reiko ganz unvermutet einzuknicken.

Mit einer direkten und stellenweise sehr obszönen Sprache hat der Autor seinen Krimi geschrieben.


Stil und Sprache
Der Krimi beginnt aus der Ich-Perspektive des Täters, ohne dessen Identität oder Geschlecht preiszugeben. Das erfährt der Leser erst ganz am Ende des Buches. Dann gibt es einen Wechsel in die Welt von Reiko und in die personale Erzählperspektive. In einer Art Wechsel geht es so dann bis zum Schluss weiter. Dabei spart der Autor nicht mit anzüglichen Bemerkungen, sexistischen Handlungen, grausamen Bildern und dem Alltag in Japan. Ehre, Hierarchien, und eine im Grunde frauenfeindliche Gesellschaft sind an der Tagesordnung.

Zu Beginn überzeugen die Charaktere noch auf hervorragende Weise. Dann jedoch beginnt der Autor, diese buchstäblich zu demontieren und auseinanderzunehmen. Was stark begann, wird auf teilweise abstoßende Weise klein gemacht. Beide Geschlechter bekommen das ab und für den europäischen Leser ist es nicht immer leicht, das zu akzeptieren.

Eine brutale Vergewaltigung, Mord vor applaudierendem Publikum und eine Gesellschaft, in der die Ehre über alles geht, beherrschen hier das Bild. Laut dem Klappentext sollte der Leser hier auf eine überaus begabte und starke Protagonistin treffen. Eine leichte Fehleinschätzung, wenn man das Bild, das der Autor von Reiko nach und nach zeichnet, so betrachtet.

Sprachlich geht es sehr zur Sache. Tetsuya Hondas Schreibstil ist direkt, nüchtern, offen, kurz und mit viel Sarkasmus und Ironie versehen. Viele Szenen sind pervers, es scheint der einen oder anderen Figur regelrecht Spaß zu machen, den Vorgesetzten mit respektlosem und aufdringlichem Verhalten zu behandeln und eine Frau wie Reiko wehrt sich nur bedingt dagegen. 


Figuren
Der Autor gibt in diesem Krimi ein Gesellschaftsbild zur Ansicht, dass wohl typisch japanisch ist und für westliche Augen eher ungewohnt. Die Art, wie die Männer in diesem Buch mit den Frauen umgehen, ist nicht schön. Da wird beleidigt ohne Ende, sexuelle Belästigung ist an der Tagesordnung und stellenweise geht es regelrecht pervers zu. Offenbar gibt es für die Männer in diesem Land nicht Schöneres, als wenn sie von ihrer Angebeteten nicht wirklich gemocht werden und sich diese mit Ohrfeigen und sonstigen Schlägen gegen den aufdringlichen Verehrer wehren muss.

Reiko ist eine junge Schönheit, die als Teenager ein schlimmes Erlebnis erlitten hat und seitdem darum kämpft, es zu vergessen. Ihr Verhalten ist entsprechend kalt und arrogant. Ihr Verstand ist messerscharf und funktioniert anders als bei anderen. Sie sieht Dinge, die andere nicht bemerken, hat eine gänzlich andere Perspektive und stellt sich Fragen, auf die ihr Umfeld nicht mal im Traum kommt. Und dennoch ist sie im entscheidenden Moment hilflos, kann sich nicht wehren und kommt mit dem Konkurrenzspiel ihrer männlichen Kollegen nur schwer zurecht. Sich wirklich behaupten sieht anders aus.

Auf der anderen Seite werden die Männer als Heulsusen und als absolute Weicheier dargestellt. Da knickt das starke Geschlecht ein wie ein Streichholz im Wind, sobald es nur einmal scharf angeschaut wird und Szenen mit am Boden liegenden und jämmerlich weinenden Männern sind kein seltener Anblick in diesem Buch. Sehr gewöhnungsbedürftig. Und nein, das soll nicht heißen, dass ein Mann nicht auch mal weinen darf. Ganz im Gegenteil. Nur wird das in diesem Roman stark übertrieben und fast schon lächerlich dargestellt.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch hat ein Covermotiv, das ein Bild einer jungen Frau vor einem unscharfen Hintergrund zeigt. Einige Lichtkreise sind um sie herum zu sehen, die nicht näher zu bestimmen sind. Der Buchtitel ist in hellen orangefarbenen Großbuchstaben abgebildet. Wirkt neutral aber nicht langweilig. Auf der Rückseite ist in weißen Buchstaben eine kurze Angabe zum Thrillerinhalt zu sehen.


Fazit
Alles in allem ein interessanter Krimi - was die eigentliche Tat und die Aufdeckung dieser angeht. Das gezeigte Gesellschaftsbild ist mehr als nur gewöhnungsbedürftig und der japanische Humor mit Sicherheit nicht jedermanns Sache. Wer es eher schräg mag und für wen es auch mal pervers zugehen darf, der findet hier sicherlich sein Lesevergnügen. Ansonsten ist dieses Buch nur durchschnittlich empfehlenswert.


3 5 Sterne


Hinweise
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