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Stirb für mich

Er hat eine Vorliebe für mittelalterliche Folterinstrumente. Für seine Kunst überschreitet er jede menschliche Grenze. Er lässt seine Opfer um ihr Leben schreien. Doch dann heften sich Detective Vito Ciccotelli und Archäologin Sophie Johannsen an seine Fersen, und eine Jagd auf Leben und Tod beginnt.

 

  Autor: Karen Rose
Verlag: Knaur
Erschienen: 05/2008
ISBN: 978-3-426-66310-3
Seitenzahl: 667 Seiten


Die Grundidee der Handlung
In Philadelphia wird auf einem verwilderten Grundstück eine Leiche gefunden, und Detective Vito Ciccotelli bittet die Archäologin Sophie Johannsen, Spezialistin für mittelalterliche Kunst, um ihre Mithilfe. Als Sophie den gefrorenen Erdboden mit einem Bodenradar absucht, stößt sie auf immer weitere grausige Funde: sechzehn sorgfältig angelegte Gräber, von denen zwölf schon besetzt sind. Die Polizei hat es offenbar mit dem privaten Friedhof eines Serienkillers zu tun, und die leeren Gräber lassen Fürchterliches ahnen. Noch während sich Detective Ciccotelli fragt, warum der Mörder die Toten wie mittelalterliche Grabfiguren drapiert hat, widmet sich der Täter schon seinem nächsten Opfer.


Stil und Sprache
Die Geschichte beginnt mitten im Handlungsstrang. Schon im Prolog trifft der Leser auf den Täter und sein derzeitiges Opfer und man versteht, warum das Buch „Todesschrei“ heißt, endlich mal ein Buch mit einem passenden deutschen Titel. Der Titel der Originalausgabe lautet „Die for me“ und ist meiner Meinung nach auch passend.
Die Sprache von Karen Rose ist direkt und schnörkellos. Ihre Beschreibungen sind ausführlich, aber doch so, dass immer noch Platz für die eigene Phantasie bleibt. Der Mörder hat ja nun mal, das geht schon aus dem Klappentext hervor, eine Vorliebe für mittelalterliche Folterinstrumente, und er hat die Instrumente nicht nur in der Vitrine stehen. Gerade in diesen Folterszenen kann der Leser gut seine eigenen Vorstellungen einbringen, weil die Szenen nicht so ausführlich dargestellt werden, dass einem die Haare zu Berge stehen.
Die Geschichte wird in der 3. Person erzählt, und der Leser begleitet die verschiedenen Figuren. Manche Handlungsstränge haben auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun und doch hat die Autorin es verstanden, sie irgendwann wie Zahnräder in einem Getriebe ineinander greifen zu lassen, und plötzlich ergibt alles einen Sinn. Ein Teil der Geschichte wird aus Sicht des Mörders erzählt, natürlich ohne seine Identität zu verraten. Es gibt jedoch den ein oder anderen kleinen Hinweis und so ungefähr in der Mitte des Buches hatte ich eine Ahnung, wer der Mörder sein könnte. Die Auflösung war dann aber letztendlich noch viel komplexer, als ich zu diesem Zeitpunkt erahnen konnte.
Die Autorin versteht es ausgezeichnet, den Spannungsbogen immer schön straff zu halten. Gleich im 2. Kapitel erfährt der Leser die Motive des Täters. Das hat mich zunächst etwas irritiert, da ich annahm, dass mit diesem Wissen die Spannung sehr abfällt. Aber ich habe mich eines Besseren belehren lassen. Die Spannung bleibt weiterhin erhalten und wird noch dadurch erhöht, dass an einigen Stellen der Leser mehr weiß, als die agierenden Personen. Durch die sehr häufigen Perspektivwechsel, die immer mit Orts-, Datums- und Zeitangaben versehen sind, wird die Lesegeschwindigkeit enorm erhöht. Die ganze Geschichte spielt, mit Ausnahme von Prolog und Epilog, innerhalb von nur 7 Tagen.


Figuren
Da sei an erster Stelle Detective Vito Ciccotelli genannt. Er ist eine Figur, die sofort sympathisch wirkt. Vito ist ein Typ mit Ecken und Kanten und trägt ein gewaltiges Päckchen aus der Vergangenheit mit sich herum. So ist er, gerade im Bezug auf Frauen, sehr unsicher. Im Gegensatz zu vielen anderen Ermittlern ist er nicht der einsame Wolf, der die Welt retten muss.  Er hat eine laute und quirlige Familie um sich herum, und zeitgleich zu den Ermittlungen muss er sich noch um eine Menge kleiner Neffen kümmern, die, alle mit Schlafsack bewaffnet, in seinem Wohnzimmer campieren.
Bei den Ermittlungen hilft die Archäologin Sophie Johannsen. Auch sie schleppt einige Altlasten mit sich herum und weiß zunächst nicht, was sie von Vito halten soll. Unabhängig von der sich anbahnenden Beziehung zwischen ihr und Vito will Sophie auf jeden Fall helfen, den Täter zu fassen. Das macht sie glaubwürdig und für den Leser gut nachvollziehbar. Ein paar kleine Schwierigkeiten hatte ich mit ihrem plötzlichen Sinneswandel im Bezug auf ihre Arbeit im Museum. Das ging mir doch ein wenig arg schnell.
Die Motive des Mörders sind gut ausgearbeitet und werden klar dargestellt. Wie schon gesagt, war es für mich etwas überraschend, seine Motive schon im 2. Kapitel zu lesen. Normalerweise gehört diese Auflösung ja mehr an den Schluss des Buches. Trotzdem schafft es Karen Rose, dass der Leser seine Taten und Äußerungen weiterhin mit viel Spannung verfolgt.
Neben diesen Hauptfiguren gibt es eine ganze Menge Nebenfiguren, manche sind für den Fortgang der Geschichte unverzichtbar, wie z.B. die Kinder des Richters Vartanian, und manche sind einfach nur schmückendes Beiwerk, wie Teile der großen Familie von Vito Ciccotelli. Egal, ob nun wichtig oder nicht, alle Charaktere sind gut ausgearbeitet und haben einen guten soliden Hintergrund, der ihr Handeln verständlich und nachvollziehbar macht. Viele stehen in Beziehung zueinander. Gerade zu Beginn, wenn diese Beziehungen noch nicht so ganz klar hervortreten, ist es manchmal schwierig, den Überblick zu behalten. Im Laufe der Geschichte werden diese Sachen klarer und als Leser fühlt man sich wie zu Hause.


Aufmachung des Buches
„Todesschrei“ liegt als broschierte Ausgabe vor. Das Format ist etwas größer als bei einem normalen Taschenbuch, aber das Buch ist immer noch sehr handlich. Auf dem schwarzen Cover ist eine einzelne Rose abgebildet. Interessanterweise ist die Rose nicht blutrot, wie man bei dem blutigen Inhalt des Buches vielleicht denken könnte, sondern hell mit ins rote gehenden gefärbten Blütenblättern. Nur der untere Teil des Stieles ist blutrot und geht in einen Blutstropfen über. Vielleicht gerade aufgrund der helleren Blütenblätter stich die Rose und damit das gesamte Buch direkt ins Auge. In der Mitte des Covers stehen der Name der Autorin und der Titel des Buches. Auf der Rückseite gibt es eine sehr kurze Inhaltsangabe.

Der Text ist in einen Prolog, 26 Kapitel und einen Epilog eingeteilt. Innerhalb der Kapitel werden Wechsel der Erzählperspektive durch Absätze angezeigt, die jeweils mit Orts-, Datums- und Zeitangaben überschrieben sind.


Fazit
„Todesschrei“ ist ein spannungsgeladener Thriller, der sich durchweg flüssig und, durch die vielen Abschnitte, sehr zügig lesen lässt. Die Charaktere sind, bis auf den Mörder und seinen Auftraggeber vielleicht, durchweg sympathische Figuren. Bis zum dramatischen Finale fällt es schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Durch die sich anbahnende Beziehung zwischen Vito und Sophie ist auch etwas für’s Herz dabei.
Ich bin gespannt auf die nächsten beiden Teile und kann dieses Buch ruhigen Gewissens empfehlen.


4 Sterne


Hinweise
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