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Profiler Robert Hunter vertraute immer nur wenigen Menschen. Eigentlich nur einem: Lucien Folter, seinem Freund aus Studientagen. Bis dieser plötzlich verschwand. Jahre später kommt ein Anruf: Die Körperteile unzähliger Mordopfer sind aufgetaucht, grausige Trophäen. Angeklagt ist Lucien Folter. Und er will nur mit einem reden: Robert Hunter …

 

Die stille Bestie 

Originaltitel: An Evil Mind
Autor: Chris Carter
Übersetzer: Sybille Uplegger
Verlag: Ullstein
Erschienen: September 2015
ISBN: 978-3-548-28712-6
Seitenzahl: 448 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Durch einen zufälligen Verkehrsunfall werden zwei abgetrennte Frauenköpfe im Kofferraum eines Wagens gefunden. Der Verdächtige konnte zwar festgenommen werden, verweigert jedoch jede Aussage, spricht überhaupt nicht. Nach tagelangen Versuchen bricht er endlich das Schweigen und sagt nur sechs Worte: Ich spreche nur mit Robert Hunter. Das FBI lässt daher Hunter einfliegen und er kennt tatsächlich den Mann in der Zelle. Doch aus seinem einstigen Studien- und Zimmerkollegen wurde ein psychopathischer Mörder, der jede Frage beantwortet unter der Bedingung, jeweils selbst eine stellen zu können. Ein Katz- und Mausspiel beginnt und es kommen immer mehr Gräueltaten ans Licht, die Hunter auch privat treffen. Dann lässt der Mörder plötzlich eine Bombe platzen …

Die bestialischen Morde wurden über einen Zeitraum von 25 Jahren verübt, die hier in verschiedenen Rückblenden eingefügt sind. Zu Beginn recht spannend, nutzt sich dieses Konzept schnell ab und wirkt eher langweilig. Dann der Umschwung und die Spannung steigt. Daher ist die Umsetzung eher durchzogen als wirklich gelungen.


Stil und Sprache
Der Einstieg erfolgt bei dem durch Zufall ausgelösten Unfall, der die nachfolgenden Ereignisse ins Rollen bringt. Danach dauert es 13 Kapitel und rund 60 Seiten, bis Hunter und Lucien Folter aufeinander treffen und das Psychospiel beginnt. Diese „Vorgeschichte“ ist spannend, gibt einen schönen Überblick und steigert die Erwartung, was denn kommen mag. Und trotzdem wird danach der Spannungsbogen nur häppchenweise gefüttert, während der Mörder seinen perfiden Plan und den psychologischen Schlagabtausch vorantreibt. Lucien verpflichtet sich, die Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten, wenn er gleiches von Hunter bekommt. Die Antworten sind jeweils als seitenlange Rückblenden in der Gegenwartsform aus Sicht von Robert Hunter oder Lucien Folter in der dritten Person geschrieben, sachlich, knapp und mit wenigen Emotionen darin. Dies mag zwar das Geschehen jeweils lückenlos offenbaren, bringt jedoch die Handlung an sich wenig weiter und wirkt mit zunehmender Seitenzahl als immer wiederkehrende Verzögerung. Erst als Lucien die Bombe platzen lässt, dass noch nicht alle Opfer tot sind, zieht die Spannung an und weckt erneut die Neugier. Durch den Zeitdruck nimmt auch der Handlung Tempo auf, die Wendungen werden unberechenbar und einige Überraschungen warten auf die Ermittler und den Leser.

Der Band überzeugt vor allem mit dem psychologischen Schlagabtausch, den Provokationen und zu unterdrückenden Emotionen. Wäre dies über weniger Stationen vorhanden, würde vermutlich der Eindruck von Längen wegfallen und der Spannung mehr Zug gewähren. Aber auch der letzte Teil mit dem Wettlauf gegen den Tod ist überzeugend und packend ausgearbeitet.


Figuren
Robert Hunter ist diesmal ganz auf sich gestellt, denn der Verdächtige hat nach ihm verlangt. Bis auf einen Kurzauftritt seiner Vorgesetzten Barbara Blake sind alle Haupt- und Nebenfiguren bisher unbekannte Charaktere. Hunter wird dabei in einen psychologischen Wettstreit gezwungen, dessen Regeln er nicht bestimmen kann, aber ausnahmslos einhalten muss, ansonsten ist der Deal geplatzt. Durch die vielen sehr persönlichen Fragen erfährt man dabei viel Neues mit wenig bereits Bekanntem aus seiner Vergangenheit, sehr private Einzelheiten mit den dazugehörigen Emotionen. Dadurch werden Reaktionen und Eigenheiten Hunters dem Leser näher gebracht.

Hinter Lucien Folter einnehmendem Wesen versteckt sich ein eiskalter Mörder und Psychopath, der mühelos von einer zur anderen Rolle wechseln kann, ohne dass die Experten vom FBI oder Hunter erkennen können, was wahr ist und was nicht. Einzig die Zusage, auf jede Frage ehrlich zu antworten, gibt den Aussagen die nötige Überzeugungskraft. Durch die vielen Auslassungen, was in Luciens Augen keine Lügen sind, entwickelt sich ein Spiel, dessen Regeln und alle Eventualitäten von Lucien bis ins kleinste Detail im Voraus geplant sein müssen. Durch die häppchenweisen Informationen sowie die Erkenntnisse aus den Rückblenden ist aber für mich die Entwicklung vom unbescholtenen Psychologiestudenten zum Psychopathen nicht stichhaltig begründet. Man hat den Eindruck, nur immer an der Oberfläche zu kratzen.

Nebenfiguren sind einerseits die Ermittler des FBI, teilweise mit ausgedehnter Rolle wie die vorübergehende Partnerin von Hunter, andererseits die Opfer, die man kurze Zeit bis zum Tod begleitet. Sie sind zahlreich und teilweise austauschbar.


Aufmachung des Buches
Das Motiv des Covers wird einerseits beherrscht vom roten Namensschriftzug und dem in Weiß gehaltenen Titel, andererseits durch die dornigen Rosenstängel, die erhaben aufgedruckt sind und die Schriftzüge umranden. Der grau-schwarze Hintergrund ist matt, das restliche Cover ist mit einer Lackschicht versehen. Auf der Rückseite ist auf dem dunklen Hintergrund die Inhaltsangabe abgedruckt, darunter – diesmal nicht im Reliefdruck – sind zwei Rosenstängel zu sehen.


Fazit
Nach einem gelungenen Einstieg folgt ein harziger Mittelteil, der zwar spannend ist, sich aber durch das wiederkehrende Muster selbst abnutzt. Das letzte Drittel entschädigt für die überstandenen Längen und überzeugt durch packende Szenen und temporeiche Wendungen. Wie der Autor im Vorwort ankündigt, ist dies ein ganz spezieller Band, in dem große Teile der Handlung auf Tatsachen beruhen sollen.


3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Der Kruzifix-Killer
Band 2: Der Vollstrecker
Band 3: Der Knochenbrecher
Band 4: Totenkünstler
Band 5: Der Totschläger

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