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„Mein Name ist Ruben Rubeck. Ich bin siebenundvierzig, sehe aus wie siebenundfünfzig und fühle mich manchmal wie siebenundachtzig. Geschieden, kinderlos und Kriminalkommissar, was in meinem Alter ein lächerlich niedriger Dienstgrad ist, aber das geht mir am Arsch vorbei. Das Frankfurter Bahnhofsviertel ist mein Revier. Viele denken, ich würde da wohnen, weil ich mich im Dreck wohlfühle und mit meinem Gesicht sowieso nirgends sonst in Frankfurt eine Wohnung bekäme, aber das stimmt nicht. Ich hab's einfach gerne nah zur Arbeit.“ 

 

Asphaltseele 

Autor: Gregor Weber 
Verlag: Heyne Hardcore
Erschienen: 12. September 2016
ISBN: 978-3-453-27020-6
Seitenzahl: 240 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
So richtig zufrieden ist Ruben Rubeck mit seinem Leben nicht, aber es lässt sich aushalten. Eines Abends stolpert er plötzlich in eine Schießerei und ahnt noch nicht, in welche Machenschaften er hineingezogen werden wird. Alles sieht nach Bandenkrieg aus, doch auf den zweiten Blick offenbart sich, dass das Ausmaß ein viel umfangreicheres ist und Rubeck zum Spielball gemacht werden soll. Ob es ihm rechtzeitig gelingen wird, den wahren Drahtzieher zu entlarven?

Auch der Polizeiapparat ist nicht vor Intriganten gefeit, das zeigt Gregor Weber mehr als deutlich und hochspannend. Das heißt noch lange nicht, dass alle anderen auf der guten Seite stehen, doch man sollte öfter mal genauer hinschauen, wem man Vertrauen entgegen bringt.


Stil und Sprache
Gregor Weber lässt seinen Protagonisten Ruben Rubeck antreten, um die Geschichte aus seiner eigenen Sicht zu erzählen. So kommt der Leser sogleich in die richtige Stimmung, um die düster und negativ angehauchte Atmosphäre von Anfang an in sich aufzunehmen. Allerdings sollte man nicht den Fehler begehen zu denken, dass die Melancholie überhand nimmt. Dem ist mitnichten so, vielmehr wird eine Spannung aufgebaut, die zunächst nur eine Ahnung, später immer greifbarer ist. Mit gezielt eingesetzten Rückblenden wird zusätzlich Neugierde geschürt, denn auch wenn die Handlungen damals und heute nicht konkret im Zusammenhang miteinander stehen, gibt es doch eine Verbindung.

Passend zum Inhalt und zur Hauptperson ist der Stil eher rau angesiedelt, sprachlich geht es entsprechend auch schonmal härter zur Sache, zart besaitet sollte man daher nicht sein. Auf Grund der Komplexität des Falls und der stilistischen Harmonie ist man als Leser schnell im Geschehen und versucht fieberhaft selbst herauszufinden, wer hier welches Spiel treibt und welchen Sinn das Ganze hat. Doch so einfach wird es einem nicht gemacht, auch wenn Indizien gestreut werden. Ein, zwei gekonnt eingesetzte Wendungen bringen das bisherige Bild, welches man sich erarbeitet hat, schnell ins Wanken. Trotz seiner eher geringen Seitenzahl sollte „Asphaltseele“ aber keinesfalls unterschätzt werden. Es steckt viel mehr zwischen den Buchdeckeln als erwartet.


Figuren
Er ist nicht unbedingt der sympathischste Typ, aber das möchte Ruben Rubeck auch gar nicht sein. Vielmehr tut er alles dafür, sein Büro für sich alleine behalten zu können, da niemand mit ihm arbeiten möchte. Er hat sich seinen Ruf hart erarbeitet, das gibt man so schnell nicht mehr her. Dennoch merkt man schnell, dass unter dieser harten Schale noch etwas anderes steckt, tief unten zwar, aber nicht ganz unsichtbar. Recht und Unrecht geben sich schonmal die Klinke in die Hand, man muss sich nur eben immer die Frage stellen, ob man dies verantworten kann, wenn es zum Äußersten kommt. Nicht jeder Leser wird Rubeck mögen, doch gibt weitaus schlechtere Gesellen unter der Sonne und in diesem Buch.

Die Darstellung von Haupt- und Nebencharakteren geschieht im laufenden Geschehen und erstaunlich ausgewogen, was man auf Grund der Ich-Perspektive nicht unbedingt gewohnt ist. Mit der Zeit ergibt sich ein immer genaueres Bild der Figuren, so dass möglicherweise sogar bereits zu Anfang getätigte Feststellungen revidiert werden und vollkommen andere Schlüsse gezogen werden müssen. Wie es auch im realen Leben so ist, jeder Mensch hat sein Geheimnis, es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Maske sich lüftet.


Aufmachung des Buches
Der Großteil des Covers der Klappenbroschur wird von Autor und Titel eingenommen. Der Himmel zeichnet sich im Hintergrund grau ab, im vorderen Bereich lässt sich zudem eine Brücke erahnen, allerdings nur als Silhouette. Ob es sich dabei um eine reale Örtlichkeit, passend zum Inhalt, handelt, lässt sich nicht sagen. Die Aufmachung ist schlicht, lässt dadurch aber viel Raum zur Spekulation.


Fazit
„Asphaltseele“ ist ein Thriller, der noch einige Zeit nachklingt. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite und dabei schonungslos ehrlich. Ein Blick hinter die Kulissen, der sich lohnt.


5 Sterne


Hinweise
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