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Der 11. September ändert für Feuerwehrmann Nick Fletcher alles. Er überlebt, schwer verletzt und traumatisiert. Nicks Leben dreht sich fortan darum, Brandopfern zu helfen - bis er den Mann wiedersieht, der einst seine große Liebe war.
Für den Modedesigner Julian Cornell bedeutet Aussehen einfach alles. Er hat nur flüchtige Liebschaften und sein ganzes Leben dreht sich um den Erfolg seines Unternehmens. Doch dann trifft er den Mann wieder, der ihm vor Jahren das Herz gebrochen hat. Und plötzlich steht seine Welt Kopf. Kann es eine zweite Chance für diese Liebe geben?

Band 1 der Breakfast Club Reihe.

 

Dicht unter der Oberflaeche 

Originaltitel: Beyond the Surface
Autor: Felice Stevens
Übersetzer: Jennifer Trapp und Susanne Scholze
Verlag: Dead Soft
Erschienen: August 2016
ISBN: 978-3-960-89015-7
Seitenzahl: 352 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Für Neck Fletcher bedeutet der 11. September mehr als nur eine Tragödie für sein Land – verletzt, sowohl seelisch als auch körperlich hat er fortan mit den Konsequenzen zu leben.
Julian Cornell, seine erste große Liebe, sieht er zufällig nach all den Jahren wieder - als dieser selbst am Rande seiner Existenz zu stehen scheint - und schnell entbrennt zwischen ihnen das gewohnte Feuer. Doch sind beide Männer noch die selben, wie zuvor? Und können sie ihre Beziehung von damals neu erfachen?

Mit dem ersten Band der Breakfast Club-Reihe stellt Felice Stevens Julian und Nick vor, zwei Männer, die sich einst nah aber doch fern waren und nun eine zweite Chance bekommen. Es geht um Vergebung, Verlust und Neuanfang.


Stil und Sprache
Durchgängig in der dritten Person Präteritum geschrieben, ist der Stil der Autorin flüssig und man findet sich sehr schnell in die Gedankenwelt der beiden Männer ein. Mit einem humorvollen Ton an manchen Stellen und sehr detaillierten, nicht zu ausschweifenden Beschreibungen, überzeugt Felice Stevens Stil auf ganzer Linie. Durch den Wechsel von Julian zu Nick, auch innerhalb der Kapitel, entsteht ein guter Überblick und es wird sich nicht nur auf eine Person fixiert. Spannung kommt schon allein durch das Thema auf: es treffen sich Julian und Nick nach all den Jahren wieder, ihr Abschied voneinander die Jahre zuvor war schmerzhaft und so tragen beide Männer große Wunden mit sich.

Die jeweiligen einzelnen Charaktere werden, was die Sprache angeht, sehr gut voneinander getrennt, auf ihre Beziehung untereinander gehe ich im nächsten Punkt genauer ein. Es ist sehr schön zu lesen, wie natürlich der lockere Umgang ist und wie sich in den geäußerten Worten und der Natürlichkeit der Szenen wiederspiegelt. Es wirkt tatsächlich so, als ob man ein richtiges Treffen von Freunden nachlesen würde, wenn Julian auf Marcus und Zach trifft.

Neben den lockeren und humorvollen Szenen kommen die düsteren nicht zu kurz. Es ist besonders bei Nick etwas, das ihn ständig beschäftigt und ein Teil seines Lebens geworden ist. Die Trauer um gewisse Dinge, der Verlust und der Schmerz sind greifbar und für den Leser verständlich dargeboten.
Doch auch im Bezug auf Julians Karriere gibt es böse Einschnitte, die ihn an seine Grenzen bringen, gleichzeitig bietet ihm das die Gelegenheit, sich neu zu definieren. Sein Erfolg am Ende des Buches wird seiner harten Arbeit nur gerecht.

Im Bezug auf die erotische Komponente schafft es Felice Stevens zu überzeugen. Ihre Szenen sind heiß. Es wird explizit beschrieben, was Nick und Julian im Bett treiben, doch auch der romantische Aspekt bleibt nicht aus und so wird auch einem Leser, der tiefe Liebe möchte, einiges geboten. Es ist keineswegs nur Bettgymnastik, die zwischen den Figuren stattfindet und es ist auch nicht nur Gefühlsduselei. Eine ausgewogene Mischung aus ernsten Szenen zu den erotischen. Besonders schön sind auch die Szenen, in denen es nicht direkt zum Sex kommt, sondern in denen „nur“ Zärtlichkeiten ausgetauscht werden. Die Autorin hat ein natürliches Gespür dafür, dem Leser genau das zu geben, was er möchte. Ebenso positiv zu bewerten ist die Natürlichkeit der Szenen, so kommt es in manchen erotischen Episoden auch zu lustigen Momenten.

Was die Übersetzung angeht, kann ich keine Makel entdecken. Das ein oder andere Mal wurde etwas, was im Englischen funktioniert umgeändert, wie z.B. die New Yorker Mundart, die der Barkeeper spricht, doch das bedeutet der guten Unterhaltung keinen Abbruch. Stellenweise habe ich es mit dem englischen Original verglichen und kann ohne Übertreibung sagen, dass die Übesetzerinnen einen fantastischen Job gemacht haben.


Figuren
Wie bereits erwähnt, ist die Balance der Figuren ausgewogen und besonders die Freundschaft zwischen Julian, Marcus und Zach ist eine Besondere. Nicht nur, da sich alle drei Männer nicht stärker von einander unterscheiden könnten: Julian mit seinen blonden Haaren und grünen Augen, hochgewachsen und modisch-schick gekleidet, passend zu seinem Job; Marcus mit seinen ungewöhnlich, violett schimmernden dunklen Augen, der einen Mann nach dem anderen vernascht und seinen Charme versprüht und zuletzt Zach, der Nerd der Gruppe mit seinen wuschelligen, hellbraunen Haaren und seiner immer von der Nase rutschenden Brille und dem süßen Lächeln.  
Alle drei sind zusammen ein interessantes Gespann und so hat man als Leser nie das Gefühl, dass sie sich nicht perfekt ergänzen würden. Ihre Unterschiedlichkeit macht sie aus. Zugleich hilft es in der ein oder anderen Szene, dass gezügelt oder Vernunft ausgesprochen wird.

Anders als die drei wird Nick, Julians erste Liebe und „Beziehung“ vorgestellt. Sehr verbittert beziehungsweise demotiviert und unglücklich, ohne es direkt seiner Familie zu gestehen, ist Nick eine sehr komplexe Figur. Wo Julian als Männeraufreißer auftritt und ein Model nach dem anderen flachlegt - stellenweise damit oberflächlich und sogar unsympathisch wirkt - , ist Nick in seiner Sexualität überhaupt nicht gefestigt – er lebt ungeoutet bei seinen Eltern, wenngleich er dort einen eigenen Teil des Hauses für sich hat. Diese Rat- und Rastlosigkeit sind die Aspekte, die ihn sein ganzes Erwachsenenleben beschäftigen, er fühlt sich nicht komplett. Sein Verlust und sein schlechtes Gewissen drücken seine Stimmung nochmal um ein Vielfaches.

Insgesamt sind sämtliche Figuren derart dreidimensional beschrieben, dass man sofort sein Herz an sie verliert und die Aspekte, die sie dazu gebracht haben, mehr als nachvollziehen kann. Selbst einige der Jugendlichen in der Brandopfer-Abteilung des Krankenhauses, auf der Nick ehrenamtlich aushilft, werden zu Nebenfiguren, die eine wichtige Rolle für Nicks und Julians Entwicklungsprozess spielen. Es ist schön zu sehen, wie eine Autorin es schafft, einen auch mit den Nebenfiguren zu überzeugen, sowie diese einzusetzen, um die Helden näher zu beleuchten.


Aufmachung des Buches
Das Buch zeigt zwei Männer, einer ist in einem Anzug gekleidet – symbolisch steht er für Julian, wenngleich die Haarfarbe nicht stimmt. Der andere Mann, der nach oben blickt, und dessen obere Gesichtshälfte nicht zu sehen ist, soll Nick darstellen. Schemenhaft ist zwischen den beiden ein halbnackter Mann mit dem Rücken zugewandt zu sehen. Das soll keineswegs eine Ménage à trois darstellen sondern die intime Beziehung der beiden unterstreichen. Zur Thematik des 11. September passend (und in Gedenken an diesen Tag) ist im unteren Bildteil New York vom Wasser aus zu sehen, wo die Scheinwerfer vom ehemaligen Platz des World Trade Center in den Himmel strahlen und diese mit Hilfe von Licht nachbilden.
Das Buch ist als Softcoverbroschur gedruckt, enthält außer einer Widmung am Anfang und einer Leseprobe zu einem anderen Buch keine Extras. Vervollständigt wird das Buch durch eine kurze Informationsauflistung der Autorin und dem Hinweis, auf welchen Social Media-Kanälen sie zu finden ist.


Fazit
Ein Buch über zweite Chancen und der Fähigkeit, zu vergeben. Felice Stevens schafft mit dem ersten Band ihrer Breakfast Club-Reihe einen starken Auftakt. Erotisch, aber stellenweise auch lustig geht es in dem Buch zu, wenngleich die düsteren, traurigen Szenen nicht fehlen. Ein absolut zu empfehlendes Werk. Lange herbeigesehnt von mir und somit mein persönliches Highlight des Sommers 2016.


5 Sterne


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