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Contessa Lando-Continui, eine Freundin von Brunettis Schwiegereltern, möchte ihren Frieden finden. Doch jene Nacht lässt sie nicht los, als ihre Enkelin in den Canale di San Boldo stürzte. In ewiger Jugend ist Manuela seitdem gefangen. Und wenn es mehr als ein Unfall war? Die Contessa fragt den Commissario um Rat. Ein besonders schwieriger Fall, da es kaum mehr Spuren gibt, außer in der Psyche des Opfers. Gut, dass Brunetti nicht nur Signorina Elettra treu zur Seite steht. Auch Kommissarin Griffonis private Vergangenheit erweist sich als sehr hilfreich für die Polizeiarbeit. Brunetti aber bringt all seine Erfahrung und Lebensweisheit ins Spiel, um zu klären, was geschehen ist.

 

Ewige Jugend HB 

Originaltitel: The Waters of Eternal Youth
Autor: Donna Leon
Übersetzer: Werner Schmitz
Sprecher: Joachim Schönfeld
Verlag: Diogenes Hörbuch
Erschienen: 05/2016
ISBN: 978-3-257-80369-3
Spieldauer: 535 Minuten, 7 CDs; ungekürzte Lesung

 


Die Grundidee der Handlung
Es ist mal wieder einer dieser Abende, auf die Brunetti verzichten könnte. Eine Freundin seiner Schwiegermutter hat zu einem Essen geladen. Da unglückseligerweise im Palazzo der Contessa Lando-Continui ein Wasserrohr gebrochen ist, findet das Essen bei Brunettis Schwiegereltern statt. Die Veranstaltung richtet sich an wohlhabende Ausländer, die eine wohltätige Organisation unterstützen, die jungen Venezianern hilft, in "ihrer Stadt" zu bleiben, in dem sie bezahlbaren Wohnraum schafft oder Gebäude saniert. Im Verlauf des Abends äußert die Gastgeberin die Bitte, dass der Commissario doch bitte morgen einmal vorbei kommen möge, da sie seinen Rat in einer anderen Angelegenheit benötige. Und so beschließt Brunetti, am nächsten Tag nach Dienstschluss mit der Contessa zu sprechen. Was er dort erfährt ist menschlich tragisch, aber nur schwerlich Sache der Polizei. Vor 15 Jahren war die damals 15-jährige Enkelin der Contessa in einen Kanal gestürzt und in letzter Sekunde gerettet worden. Seitdem ist sie geistig behindert, ihr Entwicklungsstand enspricht dem einer Siebenjährigen. Die Polizei sprach von einem Unfall, doch daran kann die 86-jährige Contessa nicht glauben, schließlich hatte Enkelin Manuela panische Angst vor Wasser, seit sie als Vierjährige von einer Welle erfasst und um ein Haar ertrunken wäre. Nach langem Zögern verspricht Brunetti, sich die Sache einmal anzusehen und auch den Vize-Questore Patta kann er nur mit einem Köder von der Wiederaufnahme der Ermittlungen überzeugen. Wie gut, dass auf die Kollegen Vianello, Griffoni und natürlich Signorina Elettra Verlass ist. Lange Zeit führen die Ermittlungen zu nichts als Mauern des Schweigens und Erinnerungslücken, doch als Manuelas Lebensretter, ein Trinker mit fortgeschrittener Leberschädigung, ermordet wird und auch Manuelas Krankenakte ernsthafte Schlamperei offenbart, erscheint der Fall in einem ganz anderen Licht...

Zum 25. Mal ermittelt Commissario Brunetti in Venedig und die Krimis haben noch immer eine große Fangemeinde, zu der auch ich mich zähle. Die Idee dieses Bandes funktioniert, weil sie neben altbewährten Elementen (die Liebe zu und Sorge um Venedig, dem Familienleben der Brunettis, schlüssig und liebevoll entwickelten Romanfiguren) auch neue Elemente enthält: Erstmals ist der Ausgangspunkt ein Fall in der Vergangenheit, in dem der Commissario nicht einmal selbst ermittelt hat und auch diesmal sind seine Kollegen an manchen Stellen wichtiger als Brunetti selbst. Die Menschlichkeit der Brunetti-Reihe ist beeindruckend. Auch dieses Mal schafft Donna Leon bewegende und berührende Figuren, ohne ihr Schicksal zu verklären. Dabei gelingt es ihr mehr als einmal den Bogen zu aktuellen (gesellschafts-)politischen Herausforderungen zu schlagen, auch das ist ein typischer Bestandteil der Serie. Schade nur, dass es manchmal so wirkt, als gehe dem Commissario (oder auch der Autorin) mit zunehmenden Dienstjahren der Optimismus verloren. Oft sind es dann gerade die Figuren, denen man es am wenigsten zutraut, die das Positive zurückbringen. In diesem Fall Manuela in einer wunderschönen, beinahe rührenden Schlussszene.


Darstellung des Hörbuchs
Joachim Schönfeld ist bereits zum vierten Mal die Hörbuch-Stimme eines Brunetti-Romans und das passt immer besser zusammen, wie ich finde. Mit seiner warmen, dennoch angenehm tiefen Stimme unterscheidet er alle handelnden Personen deutlich voneinander. Auch im Buch beschriebene Stimmeigenschaften wie beispielsweise "Er sprach plötzlich mit der Stimme eines alten Mannes" setzt er gekonnt und wohl dosiert um. Besondere Stärken entwickelt die Lesung an den Stellen, wo Manuela thematisiert wird. Der Sprecher liest dann besonders weich und empathisch und transportiert diese besondere Verbindung zwischen Commissario Griffoni und Manuela wunderbar, was auch auf Seiten des Hörers eine besondere Verbindung und Gefühle erzeugt. Sprechtempo und Stimmlage sind der Handlung jederzeit angemessen, von nachdenklich bis heiter, von ruhig bis unverhohlen wütend, wobei Gefühle in diesem Band auch oft durch kleine Gesten beschrieben werden. Auch die Gefühle, die mit den Gesten transportiert werden sollen, vermittelt der Sprecher bis ins Detail. Wieder einmal eine ausgesprochen gelungene Lesung. Bleibt nur zu hoffen, dass die Ohren noch ein paar Sommer mit diesen Venedig-Reiseführern verbringen dürfen.


Aufmachung des Hörbuchs
Das Cover zeigt diesmal einen der vielen Kanäle Venedigs in einer beinahe romantisch anmutenden Abendstimmung. Auf ihm fährt ein einsamer Gondoliere und man erkennt die Palazzi zur einen Seite des Kanals und eine Anlegestelle zur anderen. Das linke Drittel des Schuberdeckels ist der Verlags- und Sprecherangabe sowie einem kurzen Auszug einer Rezension einer Tageszeitung vorbehalten. Klappt man den Schuber auf, so liegt zuoberst ein Booklet. In ihm findet man zunächst Kurzbiografien von Autorin und Sprecher und alle erforderlichen bibliografischen Angaben. Auf der folgenden Seite findet man eines der für die Serie so typischen Opernzitate, gefolgt von der Aufteilung der Buchkapitel auf die CDs. Die CDs kommen in verlagstypischem schwarz-weiß und in Papphüllen verpackt daher, die jeweils das Cover-Motiv zeigen.


Fazit
Sommerurlaub für die Ohren. Die jüngeren Bände der Reihe überzeugen wieder mehr. Liebevolle Personen, bewegende Schicksale, die Liebe zu einer Stadt und der ehrliche, überzeugende Wunsch nach Gerechtigkeit machen auch den 25. Fall zu einem Hörvergnügen der gehobenen Klasse.

5 Sterne


Hinweise
Dieses Hörbuch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort

Backlist:

Teil 20: Reiches Erbe
Teil 21: Tierische Profite
Teil 22: Das goldene Ei
Teil 23: Tod zwischen den Zeilen
Teil 24: Endlich mein

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