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In Oberammergau herrscht kurz vor Pfingsten 1670 helle Aufregung. Bei den Proben zum berühmten Passionsspiel wird der Christus-Darsteller tot aufgefunden. Er wurde gekreuzigt. Jeder verdächtigt jeden. Der Schongauer Henker Jakob Kuisl und der Bader Simon Fronwieser werden um die Aufklärung des Todesfalls gebeten, doch sie stoßen auf eine Wand des Schweigens. Als ein weiterer Darsteller den Märtyrertod stirbt, glauben die Dorfbewohner an eine Strafe Gottes und wollen erst recht nicht mit den beiden Fremden reden. Erst als Kuisls Tochter Magdalena in Oberammergau eintrifft, stoßen der Henker und seine Familie auf eine Spur des Mörders, die sie tief ins Gebirge führt. 

 

Die Henkerstochter und das Spiel des Todes 


Autor: Oliver Pötzsch
Verlag: Ullstein Taschenbuch
Erschienen: 15. Januar 2016
ISBN: 978-3548287379
Seitenzahl: 624 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Mit diesem sechsten Band setzt Oliver Pötzsch die Reihe um die Henkerstochter Magdalena Fronwieser – geborene Kuisl - und ihre Familie fort. Wieder führt er seine Leser an einen geschichtsträchtigen Ort und macht die berühmten Oberammergauer Passionsspiele zu einem Schwerpunkt der Handlung.
An den sehr spannenden fünften Teil „Die Henkerstochter und der Teufel von Bamberg“ kann der Autor aber diesmal nicht so recht anknüpfen. Ich hatte große Probleme, in die Geschichte hinein zu finden und habe länger als üblich für das Buch gebraucht, da ich es zwischendurch immer wieder unterbrochen habe - zu sehr haben mich daran manche „Ungereimtheiten“ gestört.


Stil und Sprache
Die Passionspiele in Oberammergau gehen auf ein Gelübde der Bürger aus dem Pestjahr 1633 zurück und finden heute noch statt. Oliver Pötzsch hat sich intensiv mit alten Chroniken darüber beschäftigt und bezieht etliche, dort genannte, historische Personen in seine Geschichte mit ein.
Auch ist ihm das Ammertal recht gut bekannt - wie aus dem „Kleinen Wanderführer“ am Ende unschwer zu erkennen - sodass auch seine Ortsbeschreibungen sehr authentisch sind.

Der Leser erlebt die Handlung an den unterschiedlichsten Orten und aus sehr vielen verschiedenen Perspektiven. Im Grunde hat jedes Mitglied der Familie Kuisl einen eigenen Erzählstrang - dazu kommen noch einige andere Protagonisten - und zwischen ihnen wird so häufig gewechselt, dass es mitunter schwer fällt, den Überblick zu behalten. Auch enden manche Szenen ziemlich abrupt, nämlich gerade dann, wenn es interessant wird. Auf diese Weise sollte wohl Spannung erzeugt werden, aber der Lesefluß wird dadurch des Öfteren eher gestört.


Figuren
Die Handlung eines jeden Teiles ist in sich abgeschlossen und man muss die Vorgänger nicht unbedingt gelesen haben. Allerdings haben Kenner der Serie den Vorteil, die Entwicklung der Charaktere über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren miterlebt zu haben und können deren Handlungsweise nun umso besser verstehen und nachvollziehen.

Das betrifft zumindest die Erwachsenen der Familie Kuisl-Fronwieser, während ich persönlich die „Fertigkeiten“ des siebenjährigen Peter – die für den Verlauf der Handlung eine sehr wichtige Rolle spielen – mehr als unglaubwürdig finde und wohl auch dadurch kein wirkliches Verständnis für das Buch entwickeln konnte. Dass ein Siebenjähriger seiner Herkunft so gut Latein spricht und übersetzt, anatomische Werke zeichnet, sich von seinem Lehrer Bücher ausleiht - die damals ja schon für die meisten Erwachsenen kaum verständlich waren - und sich mit seinen, nur wenig älteren, Freunden in einer Weise unterhält, die man nicht eben "altersgemäß" nennen kann ist mir einfach zu weit hergeholt, um tatsächlich schlüssig und überzeugend zu sein. Ich habe mich wirklich darüber geärgert und bin oft aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus gekommen. Dadurch ging mir vom „Lesevergnügen“ sehr viel verloren.

Entgegen der Titelgebung war der Henker Jakob Kuisl in den bisherigen Romanen die eigentliche Hauptperson. Diesmal erhalten seine Tochter Magdalena und ihr Mann, der Bader Simon Fronwieser, einen größeren Anteil an den Ermittlungen. Auch die jüngere Tochter Barbara trägt zur Aufklärung bei.
Trotzdem ist Kuisl immer noch ein großer Sympathieträger. Oliver Pötzsch beschreibt seinen seelischen Zustand nach dem Tod seiner geliebten Frau recht gut, sodass der Leser Interesse und Anteilnahme für ihn entwickeln kann.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches zeigt auf blauem Hintergrund in Hochglanzoptik einen Ausschnitt aus dem Gemälde „The Murder of Rizzio“ von John Opie (1761-1807), darüber stehen Autorenname und Titel.
Auf den Innendeckeln ist vorn ein Foto des Autors und hinten der Stammbaum der Familie Kuisl.
Der Widmung folgen zwei Karten – Oberammergau um 1670 und das Ammertal – sowie ein Personenverzeichnis. Zwischen dem Prolog vom 4. Mai 1670 und dem Epilog Anfang Juni liegen 19 Kapitel, die einen Zeitraum von einer Woche umfassen. Daran schliesst sich ein Nachwort mit Danksagung, sowie ein „Kleiner Wanderführer durch die Ammergauer Alpen“ an.


Fazit
Dieses Buch ist ein Roman und natürlich gestehe ich einem Autor zu, seine Phantasie spielen zu lassen. Allerdings müssen für mich auch die Handlungen und Fähigkeiten fiktiver Personen - unter Berücksichtigung von Umfeld und Alter - einleuchtend und nachvollziehbar dargestellt sein, und das ist hier bei den Kindern - vor allem bei Peter Fronwieser – einfach nicht der Fall.


3 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Die Henkerstochter
Band 2: Die Henkerstochter und der schwarze Mönch
Band 3: Die Henkerstochter und der König der Bettler
Band 4: Der Hexer und die Henkerstochter
Band 5: Die Henkerstochter und der Teufel von Bamberg

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