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Kategorie: Biografien

Als Tom Michell einen Pinguin mit ölverschmiertem Gefieder am Strand von Uruguay findet und beschließt, ihn mitzunehmen um das Öl zu entfernen, ahnt er noch nicht, dass der watschelnde Zeitgenosse nicht nur sein Leben vollkommen auf den Kopf stellen wird. Michell beschließt, den Pinguin mit nach Argentinien zu nehmen und tauft ihn Juan Salvador: „Ich betete, dass der Pinguin überleben würde. Ich hatte ihm in diesem Augenblick einen Namen gegeben, und mit diesem Namen begann eine enge Verbundenheit, die ein Leben lang halten sollte.“
Der Pinguin zieht auf Tom Michells Terrasse ein. Für den jungen Lehrer wird er ein treuer Freund, für seine Schüler zum Pinguin des Vertrauens. Pinguine sind nämlich nicht nur wahnsinnig niedlich, sondern auch hervorragende Zuhörer …

 

Der Pinguin meines 

Originaltitel: The Penguin Lessons
Autor: Tom Michell
Übersetzer: Lisa Kögeböhn
Verlag: Fischer Taschenbuch
Erschienen: Juni 2016
ISBN: 978-3596036028
Seitenzahl: 256 Seiten


Inhalt, Stil und Sprache
Bei Tom Michells Buch „Der Pinguin meines Lebens“ erhält man tatsächlich genau das, was der Untertitel auf dem Cover verspricht: die Geschichte einer unwahrscheinlichen Freundschaft. Das Buch behandelt Tom Michells Zeit in Südamerika, während der er einen halb toten Pinguin findet, gesundpflegt und mit nach Hause nimmt. Der Autor geht dabei chronologisch vor, beginnend bei seiner Entscheidung, überhaupt nach Südamerika zu gehen, über das Finden des Pinguins bis hin zur Gegenwart und seinem Rückblick auf die Zeit. Dabei beschönigt er weder die damaligen gesellschaftlichen Bedingungen, noch seine eigenen Entscheidungen. Es ist keine Heldengeschichte vom Tierretter, sondern tatsächlich eine ganz ungewöhnliche Freundschaft. Die Beschreibung ist sachlich, aber durchaus humorvoll. Immer wieder werden Abschnitte zum politischen, gesellschaftlichen oder biologischen Hintergrund der geschilderten Episoden eingestreut. Ein paar Reiseberichte findet man ebenfalls im Buch, am längsten und eindrucksvollsten wurde dabei die Suche nach einer möglichen Pinguin-Kolonie für den gefundenen Freund beschrieben. Die Erzählungen sind abwechslungsreich und lediglich einige Rückblicke waren mir ein bisschen zu ausschweifend. Ansonsten liest sich das dünne Büchlein schnell und flüssig weg – durch die freien, teilweise mit Zeichnungen versehenen Seiten zwischen den Kapiteln sogar noch schneller als bei der Seitenzahl eh schon vermutet.

Der Schreibstil von Tom Michell liest sich angenehm locker. Er findet klare Worte für seine Geschichte und kommt ohne kitschig-ausführliche Beschreibungen aus. Lediglich die starke Vermenschlichung des Pinguins ist teilweise ein wenig negativ aufgefallen, aber die meisten Leser wird das wohl nicht stören und zu solchen Tierfreundschaftsgeschichten gehört es ja gewissermaßen dazu. Zum Ende hin war ich auf jeden Fall zu Tränen gerührt, denn man merkt mit jedem Satz, wie viel der Pinguin dem Autor bedeutet hat und dass diese kurze Episode seines Lebens auch Jahre später noch lebendig in seiner Erinnerung ist. Insofern ist „Der Pinguin meines Lebens“ eine unterhaltsame, bewegende Lektüre, die mir einige entspannte Lesestunden beschert hat.


Aufmachung des Buches
Tom Michells bewegende Geschichte erschien auf Deutsch beim Fischer Verlag als Taschenbuch. Für das Cover wurde eine gemütliche Strandszene von Mensch und Pinguin nachgestellt, die bestens zum Thema des Buchs passt. Im Buchinneren finden sich immer wieder Zeichnungen, die die geschilderten Ereignisse unterstützen. Warum es keine Fotos von Juan Salvador gibt, wird im Buch erklärt und ich finde Zeichnungen waren da eine gute Wahl als Alternative. Eventuell hätte man das Cover passend dazu gestalten können, aber auch mit dem Foto kann ich gut leben. Alles in allem ist die Aufmachung des Büchleins gelungen und passend.


Fazit
„Der Pinguin meines Lebens“ gibt einen schönen, realistischen Einblick in eine ausgesprochen ungewöhnliche Freundschaft. Ergänzt um Informationen zur damaligen Gesellschaft, dem Tierschutz und Pinguinen im Allgemeinen ist Tom Michell ein unterhaltsames Buch gelungen, was ich Fans von rührenden Tiergeschichten auf jeden Fall empfehlen kann.

4 Sterne


Hinweise
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