Smaller Default Larger

Bis zum Tag der Katastrophe gab es die Goldmans aus Baltimore und die Goldmans aus Montclair. Die Baltimores hatten alles, was man sich vom Leben wünschen kann: Talent, Geld, Erfolg, ein prachtvolles Heim, zwei hochbegabte Söhne. Marcus Goldman, inzwischen erfolgreicher Schriftsteller, gehörte zu den weniger glamourösen Montclairs. Er verbrachte all seine Sommer bei den Baltimores und war für sie wie ein Sohn. Nun, acht Jahre nach der Katastrophe, beginnt Marcus, die Geschichte der Baltimores aufzuschreiben – und erkennt erst jetzt die wahren Gründe für die schrecklichen Ereignisse.

 

 Die Geschichte der Baltimores

Originaltitel: Le Livre de Baltimore
Autor: Joël Dicker
Übersetzer: Brigitte Große und Andrea Alvermann
Verlag: Piper
Erschienen: 05/2016
ISBN: 978-3942057646
Seitenzahl: 512 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Marcus Goldman, inzwischen als Schriftsteller überaus erfolgreich, trifft durch einen Zufall seine Jugendliebe Alexandra wieder. In seinem Haus in Florida plant er einen neuen Roman und es wird die Geschichte der Baltimores, die er selbst erst im Laufe der „Recherche“ richtig versteht, nicht zuletzt durch einige Geheimnisse, die Alexandra ihm nach und nach enthüllt. Denn das Leben ist nicht nur schwarz oder weiß, es existieren eine Menge Grautöne und ebenso viele unterschiedliche Wahrheiten…

Warum der Verlag das Buch auf seiner Website als Liebesroman einstuft, ist mir nicht ganz klar geworden, denn hier steht weniger die Gegenwart und die Begegnung von Marcus und Alexandra im Mittelpunkt als der Rückblick in die Vergangenheit und da spielen Liebesgeschichten zwar eine Rolle, in erster Linie geht es aber um die Geschichte einer Familie.


Stil und Sprache
Wie schon in Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert spielt Joël Dicker vor allem mit verschiedenen Zeitebenen und der Tatsache, dass nicht nur er selbst Romanautor ist, sondern sein Protagonist ebenfalls. So verschwimmen immer wieder die Geschichte, die Marcus Goldman erzählt und die eigentliche Romanhandlung miteinander, was für einen eigentümlichen Reiz sorgt. Zwar sind die Zeitsprünge in die nähere und weitere Vergangenheit gekennzeichnet, dennoch muss man sich als Leser immer wieder gedanklich sortieren, zumal es auch noch verschiedene Erzähler gibt. Marcus Goldman ist dabei der einzige Ich-Erzähler, alle anderen berichten in der dritten Person.

Die Geschichte der Baltimores erinnert ein bisschen an amerikanische Südstaaten-Familiensagas und lebt von Schilderungen großer Anwesen, rauschender Feste und dramatischer Ereignisse. Spannung hingegen versucht der Autor eher etwas plump aufzubauen, indem immer wieder Zeitangaben mit dem Hinweis „noch X Monate bis zur Katastrophe“ oder ähnliche Formulierungen eingestreut werden. Das hätte man sicher etwas subtiler gestalten können…

Die Geschichte an sich hat nämlich durchaus Potential, ist zwar an einigen Stellen vorhersehbar, an anderen aber eben nicht. Insgesamt ein schöner Schmöker für den Sommer, ohne allzu viel Tiefgang und literarische Ambitionen, aber dafür lässt er sich in einem Rutsch lesen und bereitet ein paar angenehme Lesestunden.


Figuren
Marcus Goldman kennt man ja schon aus Joël Dickers erstem Roman und auch wenn er als Ich-Erzähler fungiert, weiß man nicht so richtig etwas mit ihm anzufangen. Er bleibt immer ein wenig auf Distanz, gesteht sich selbst nicht ein, dass und warum er Alexandra unbedingt zurückgewinnen will und beschreibt die Ereignisse der Vergangenheit ebenfalls recht distanziert. In der Gegenwart gibt es neben ihm einige Charaktere, die auch in seinem Roman auftauchen, Alexandra eben und auch einige andere. Die interessanteren Figuren findet man aber genau dort: in der Geschichte der Baltimores, etwa Woody und Hillel, die beiden Söhne der Goldmans aus Baltimore, oder den gemeinsamen Schulfreund Scott. Gut, etliche Klischees werden hier natürlich auch bedient, etwa das des überragenden Sportlers, der aber auf anderen Gebieten nicht so überragend zu agieren weiß. Nichtsdestotrotz wissen die Figuren, die Joël Dicker sich zusammenfabuliert hat, allesamt zu unterhalten.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch zeigt auf dem Schutzumschlag den Titel auf dunkeltürkisem Papier, das in der unteren rechten Ecke wie aufgerissen erscheint. Dahinter sieht man eine typisch amerikanische Kleinstadtsiedlung. Innen gibt es zwischen Prolog und Epilog insgesamt 52 nummerierte Kapitel, die in fünf große Teile gegliedert sind. Ein Lesebändchen ergänzt die hochwertige Aufmachung.


Fazit
Joël Dickers zweiter Roman ist nicht so spannend wie sein erster, aber auf jeden Fall ein schöner Sommerschmöker. Lesen und genießen!


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo