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Ragnar verkündet auf der Überraschungsparty zu seinem sechzigsten Geburtstag, dass er sich von seiner langjährigen Ehefrau trennen will. Die hat die Feier wochenlang akribisch geplant und ist entsprechend sauer, doch dann wird ihr klar, dass sie eigentlich froh sein kann, ihren infantilen Mann los zu sein. Die einzige, die mit dieser Trennung gar nicht zurechtkommt, ist die gemeinsame Tochter. Die setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um die Eltern wieder zusammenzubringen, und verliert dabei fast ihr eigenes Glück aus den Augen.

 

Meine Familie und andere 

Originaltitel: Bara ef...
Autor: Jónína Leósdóttir
Übersetzer: Tina Flecken
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erschienen: Mai 2016
ISBN: 978-3462049060
Seitenzahl: 304 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Katastrophaler kann eine Überraschungsparty eigentlich nicht laufen. Das Geburtstagskind trennt sich von seiner Ehefrau, sagt durch die Blume, dass er eine andere hat und betrinkt sich dann. Die Ehefrau flüchtet darauf hin schockiert und weigert sich anschließend verständlicherweise, ihren Noch-Mann wiederzusehen. Nun ist es an der Tochter Eygló, das alles wieder irgendwie zusammenzurücken, damit hat sie mit den drei Kindern ihres Freunds und dessen psychotischer Ex-Frau eigentlich schon genug Probleme. Innerhalb weniger Tage scheint alles, was Eygló bisher für unverrückbar gehalten hat, auseinanderzubrechen und dann hat sie auch noch ihren Freund hintergangen und muss es ihm irgendwie beichten …

Jónína Leósdóttir inszeniert in „Meine Familie und andere Katastrophen“ den Zusammenbruch eines eigentlich funktionierenden Familiengefüges und lässt den Leser verfolgen, wie alle Charaktere versuchen, sich aus der verzwickten Situation wieder herauszufinden. Der Klappentext kündigt eine turbulente Komödie an, aber mich konnte Jónína Leósdóttir mit der Umsetzung ihres Romans leider nicht ganz überzeugen. Aber ein interessantes Gesellschaftsbild und Familiengefüge erschafft sie definitiv mit ihrem Roman.


Stil und Sprache
Von der versprochenen turbulenten Komödie habe ich in „Meine Familie und andere Katastrophen“ leider nichts gefunden. Wahrscheinlich hat Jónína Leósdóttir einfach nicht meinen Humor getroffen, aber ich konnte tatsächlich nicht lachen, sondern habe eher die Augen verdreht und mit mäßigem Interesse weitergelesen. Der Einstieg war noch recht gut – Eygló schreibt ihren Geschwistern von der katastrophalen Überraschungsparty und bittet um Hilfe – aber die danach beginnende Handlung tröpfelt erstmal vor sich hin. Die Charaktervorstellung und die Erläuterung der Hintergründe haben für meinen Geschmack zu lange gedauert. Da die Handlung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven erzählt wird, hat man nicht gleich eine Protagonistin, auf die man sich fixieren kann und findet so keinen rechten Zugang zur Handlung. Das wird zwar nach und nach besser und man liest die Geschichte mit ein bisschen Interesse weiter, aber mehr auch nicht. Ein Lesesog ist bei mir nicht entstanden, der Humor kam auch nicht rüber und das am Schluss offene Ende hat bei mir nicht wirklich den Wunsch geweckt, mehr zu erfahren. Als Gesellschaftsstudie ist Jónína Leósdóttirs Roman durchaus interessant, aber ich war ganz froh, als die dreihundert Seiten dann durch waren. Der Schreibstil der Autorin ist nicht schlecht, sondern liest sich durchaus angenehm – allerdings nicht so locker-leicht, wie man es von Familienkomödien gewohnt ist. Die Probleme der Familie sind dafür wahrscheinlich auch einfach zu ernst. Die isländischen, für deutsche Leser fremdklingenden Namen tun dann leider noch ihr übriges, um den Lesegenuss zu stören. Wirklich schade. Wie gesagt, interessant war das Buch durchaus, aber begeistern konnte es leider nicht.


Figuren
Da „Meine Familie und andere Katastrophen“ sich vorrangig um eine Familie dreht, ist das Figurenensemble entsprechend überschaubar. Die Protagonistin ist Eygló, die Tochter der gerade getrennten Eheleute. Eigentlich hat sie genügend eigene Probleme und es passt ihr ganz und gar nicht, dass ihre Eltern sich nun trennen. Sie ist sich außerdem sicher, dass die beiden das eigentlich auch nicht wollen und versucht deswegen zu vermitteln und die Wogen wieder zu glätten. Da sie sich parallel mit den Kindern ihres Freunds herumschlagen muss und dessen Exfrau auch immer noch Probleme macht, ist für Stress also gesorgt. Eyglós Reaktionen und Handlungen sind im Großen und Ganzen nachvollziehbar gestaltet, aber ich konnte einfach keine Verbindung zu ihr aufbauen. Sie wirkt zwar wie mitten aus dem Leben gegriffen, aber wirklich sympathisch war sie mir nicht. So konnten mich ihre Probleme auch nicht wirklich berühren. Ähnlich ging es mir mit den Nebencharakteren. Sie sind alle glaubwürdig und authentisch ausgearbeitet, aber man baut keinerlei Gefühl für sie auf und entsprechend reißt dann auch ihre Entwicklung nicht mit. Die ständigen Perspektivenwechsel haben das auch nicht unbedingt verbessert. Alles allem war das wahrscheinlich der Grund, warum mich der ganze Roman nicht packen konnte.


Aufmachung des Buches
„Meine Familie und andere Katastrophen“ erschien als Taschenbuch im Kiepenheuer & Witsch Verlag. Das Cover ist weitestgehend in Türkis gehalten und man sieht einen von einer Lampe angestrahlten Schatten einer Kaffeetafel. Die farbenfrohe Gestaltung sorgt für Aufmerksamkeit, das Motiv selbst ist für meinen Geschmack allerdings zu nichtssagend.


Fazit
Nach Cover, Titel und Klappentext hatte ich mir von „Meine Familie und andere Katastrophen“ eine erfrischende Familienkomödie erwartet und wurde leider enttäuscht. Jónína Leósdóttir hat zwar ein durchaus interessantes Gesellschaftsabbild geschrieben, mich mit ihrem Roman aber ein wenig gelangweilt – der Funke wollte einfach nicht überspringen.


2 5 Sterne


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