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Bevor die große Kälte kam, war das Leben viel einfacher, erzählen die Alten. Aber Willo, der mit seiner Familie in einem einsamen Haus in den Bergen von Wales lebt, kennt es nicht anders: Die Natur ist rau und unerbittlich und jeder muss sehen, wie er überlebt.

Als Willo eines Tages von der Jagd nach Hause kommt, sind alle fort: sein Dad, Magda und die Zwillinge. Nur Lastwagenspuren im Schnee deuten an, was passiert sein könnte.

Willo muss seine Familie finden, dafür ist ihm kein Weg zu weit und kein Winter zu kalt. Es wird eine unbarmherzige, eisige Reise und ein purer Kampf ums Überleben.

 

Nach dem Schnee 

Originaltitel: After the snow
Autor: Sophie D. Crockett
Übersetzer: Klaus Fritz
Verlag: dtv
Erschienen: September 2012
ISBN: 978-3423249362
Seitenzahl: 304 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Die obenstehende Inhaltszusammenfassung gibt die Ausgangsituation von „Nach dem Schnee“ gut wieder und ich habe für einen ersten Eindruck nichts hinzuzufügen. Sophie D. Crockett hat eine Geschichte geschrieben, in der ein außergewöhnlicher Jugendlicher ums Überleben und seinen Platz in der Welt kämpfen muss. Diese Welt ist durch eine globale Katastrophe in Kälte versunken und hat die Menschen auf ein Minimum zurückgeworfen. In meinen Augen handelt es sich deswegen bei dem Buch nicht um einen Thriller sondern um eine Dystopie. Der Roman ist zwar spannend, bietet aber keineswegs die atemlose Spannung, die man von einem Thriller erwarten würde. Stattdessen ist der Autorin ein ausgesprochen düsteres Zukunftsszenario gelungen, in dem ein ungewöhnlicher Held versucht, seine Familie wiederzufinden.


Stil und Sprache
„Nach dem Schnee“ ist in der ersten Person aus der Perspektive von Willo geschrieben. Die Handlung setzt in dem Moment ein, in dem Willo von der Jagd nach Hause kommt und feststellt, dass seine Familie scheinbar verschleppt wurde. Er findet nur noch Reifenspuren vor und dem Haus ist anzusehen, dass es hastig verlassen wurde. Aufs Überleben getrimmt, versucht Willo nun also allein zu Recht zu kommen und macht sich auf den Weg, um nach seiner Familie zu suchen. Bei diesem Einstieg sollte man eigentlich davon ausgehen, dass von Beginn an für Spannung gesorgt ist, aber dem ist nicht so. Das düstere Szenario und vor allem auch Willo sind zu fremd und es dauert eine Weile, bis man sich an beide gewöhnt hat. Der Schreibstil der Autorin passt großartig zu ihrem Protagonisten, wirkt dadurch aber sehr kalt und unnahbar. Sie schreibt sehr undramatisch über die Ereignisse und baut mit ihren Worten zwar großartig die Atmosphäre des Romans auf, aber eben keine Gefühle. So kann anfangs keine emotionale Bindung zwischen Leser und Buch entstehen. Wenn man sich darauf einlässt, wird man aber nach und nach von Willos Art gefangen und taucht ganz und gar in die unwirtliche Welt der Zukunft ein. Dadurch, dass das Szenario so realistisch wirkt, läuft einem der eine oder andere kalte Schauer den Rücken runter. Sobald Willo gezwungen ist, seine gewohnte Umgebung zu verlassen, nimmt die Handlung auch deutlich Fahrt auf und die letzten hundert Seiten sind dann schließlich so ereignisreich und spannend, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Die Hinweise verdichten sich und nach und nach versteht man, was es mit dem Verschwinden auf sich hat. Am Ende wurden alle Fragen geklärt und eine realistische Zukunftsentwicklung angedeutet.


Figuren
Willo ist ein ausgesprochen ungewöhnlicher Protagonist. Die Zeit vor der langen Kälte kennt er nicht und so hat er sich an das raue Leben der neuen Welt angepasst. Von klein auf hat er gelernt zu jagen und Fallen zu stellen und zu überleben. Dabei hat er verschiedene Sonderheiten entwickelt – er trägt zum Beispiel einen alten Wolfskopf, um sich mit einem Wolf zu verbinden und so besser zu jagen. Auch seine Reaktion auf das Verschwinden seiner Familie ist erst mal recht unemotional und merkwürdig. Entsprechend ist er kein leichter Protagonist und man braucht eine Weile, bis man mit ihm warm wird. Nach und nach blickt man aber hinter seine merkwürdige Art zu denken und lässt sich immer mehr auf seine Sicht der Dinge ein.

Da ein Großteil des Buchs in der recht einsamen, postapokalyptischen Wildnis spielt, ist das Figurenensemble begrenzt und die meisten Nebencharaktere lernt man erst später im Buch kennen. Ich möchte nichts vorweg nehmen und gehe deswegen nicht auf einzelne Figuren ein. Der Fokus liegt aber sowieso auf Willo und seinen Ängsten und Sorgen. Die Nebenfiguren sind stimmig ausgearbeitet und wenn man aufmerksam zwischen den Zeilen liest, erfährt man auch einiges über sie, aber vordergründig bleiben sie alle – wahrscheinlich absichtlich – wenig greifbar.


Aufmachung des Buches
Das Cover von „Nach dem Schnee“ ist auf den ersten Blick ein typisches Thriller-Cover. Der vorrangig weiße Hintergrund passt zum Titel und zum Setting, dazu der auffällige rote Titelschriftzug. Warum genau auf dem Taschenbuch allerdings überhaupt Thriller steht, erschließt sich mir nicht, denn eigentlich handelt es sich um eine Jugenddystopie. Das Cover weckt entsprechend falsche Erwartungen. Es ist zwar trotzdem zur Thematik ganz passend, aber wirklich überzeugen kann es nicht. Im Buchinneren findet man als Extra noch ein kurzes Interview mit der Autorin, die auch zur Genre-Wahl Stellung nimmt.


Fazit
Sophie D. Crockett hat mit „Nach dem Schnee“ eine eindrucksvolle, außergewöhnliche Dystopie geschrieben. Ihr Buch beschreibt ein ausgesprochen realistisches Zukunftsszenario und folgt dem Schicksal eines ungewöhnlichen Helden. Bewegend und beängstigend zugleich – für alle Dystopie-Fans, die abseits des Mainstreams lesen wollen, zu empfehlen.


3 5 Sterne


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