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Es gibt nur noch euch drei. Ihr habt schon das Schlimmste erlebt, was man sich vorstellen kann. Doch es ist noch längst nicht vorbei …

Die Schwestern Jess, Courtney und Dani sind 14, 16 und 17 und leben auf einer rauen Farm in Kanada. Als ein Streit mit ihrem gewalttätigen Vater aus dem Ruder läuft, müssen sie fliehen. Doch ihr Pick-Up bleibt in einem abgelegenen Dorf liegen, und bald finden sie sich in einem noch furchtbareren Albtraum wieder – wird es jemals enden?

  

Those Girls 

Originaltitel: Those Girls
Autor: Chevy Stevens
Übersetzer: Maria Poets
Verlag: Fischer
Erschienen: 06/2016
ISBN: 978-3-596-03470-3
Seitenzahl: 457 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Jess und ihre Schwestern Dani und Courtney leben in ständiger Furcht vor ihrem Vater. Seit dem Tod der Mutter ist dieser dem Alkohol verfallen und angespannte Pokerspiele mitten in der Nacht sowie Gewalt sind fast schon an der Tagesordnung. Nur in den Wochen und Monaten, wo er unterwegs ist und arbeitet, können sie ein einigermaßen angstbefreites Leben führen. Doch das ändert sich, als eines Nachts eine Pokerrunde mit ihrem betrunkenen Vater eskaliert. Jess, Dani und Courtney sehen keine andere Möglichkeit, als zu verschwinden und sich woanders ein neues Leben aufzubauen. Ein Leben ohne Angst, Gewalt und mit einer Perspektive auf wenigstens ein bisschen Glück.

Feinfühlig und ohne Schnörkel hat Chevy Stevens ihren Thriller Those Girls zu Papier gebracht.


Stil und Sprache
Der Thriller ist in drei Teile gegliedert. Jeder Teil ist aus der Ich-Perspektive einer anderen Figur heraus geschrieben. Im dritten Teil wechseln sich Jess und Skylar mit dem Ich-Erzählstil ab und der Leser erfährt praktisch gleichzeitig, wie die Handlung sich weiter bewegt. Auf diese Art entsteht ein sehr lebendiges, wenn auch grausames Bild über die Vergangenheit und Gegenwart der drei Campbell-Schwestern. Im Epilog dreht sich die Sichtweise dann und zum ersten Mal überhaupt erlebt man die Dinge aus der Sicht der Ältesten Dallas. Die Handlung beginnt im Jahre 1997 und setzt sich im zweiten Teil in der Gegenwart von 2015 fort. Ab da geht es etwas ruhiger, wenn auch nicht ohne den einen oder anderen Schwesterkonflikt ab und man ahnt, dass sich der Kreis irgendwie wieder schließen wird.

Die Autorin schreibt auf sehr feinfühlige, wenn auch direkte Art über sexuelle Gewalt und zeichnet ein fast schon trostloses Bild von ländlicher Abgeschiedenheit. Der Vater verliert nach dem Tod der Mutter den Halt, ertränkt Kummer und Sorgen im Alkohol und findet nur weit außerhalb des Staates Arbeit. Seine oftmals wochenlange Abwesenheit wird von seinen Töchtern so gut es geht gemeistert. Doch als seine Rückkehr eines Nachts in brutaler Gewalt eskaliert und sich die Mädchen mit allen Mitteln zur Wehr setzen müssen, ändert sich ihr Leben dramatisch. Plötzlich sind sie auf der Flucht und geraten in eine Situation, die alles noch schlimmer macht und ihr Leben zu einem Albtraum werden lässt.

Chevy Stevens beherrscht es vortrefflich, psychologische Raffinesse und menschliche Abgründe zu kombinieren und zeigt eine Szenerie, die einerseits ärmlich und trostlos ist, andererseits aber auch Kraft und Mut in sich hat. Da ist von der ersten bis zur letzten Zeile ein Kaleidoskop unterschiedlichster Emotionen zu sehen und auf eine Weise präsentiert, dass man den Thriller nur ungern aus der Hand legt.


Figuren
Auf dem Land herrschen andere Regeln und Gesetze als in der Stadt. Moral und ein züchtiger Lebensstil sind da schon fast Programm. Tanzt man da aus der Reihe, wird es problematisch. Diese Erfahrung müssen auch die drei Hauptfiguren machen. Es ist schon erstaunlich zu beobachten, wie unterschiedlich Charaktere mit ein und demselben schrecklichen Erlebnis umgehen. Während die mittlere Schwester in einen unsteten und von diversen Abstürzen begleiteten Lebenswandel gerät, führen ihre beiden anderen Schwestern ein fast normales Leben. Sie arbeiten hart, wissen sich zu wehren und verhalten sich so weit wie möglich unauffällig. Doch die vergangenen Erlebnisse sind alles andere als verarbeitet, nur verdrängt. Und das rächt sich viele Jahre später auf bittere Weise. Denn eine von ihnen ist trotz aller Brutalität erstaunlich naiv geblieben und ihr Entschluss, sich endlich das zu nehmen, was sie schon lange will, endet in einer Tragödie.

Jess, die jüngste der Campbell-Schwestern, ist eine bemerkenswerte Figur. Da ist eine naive Unschuld in ihrem Wesen zu spüren, während gleichzeitig eine Kraft und Stärke in ihr sind, die sie zu einen umwerfenden Charakter formen. Sie hat zwar keine Ahnung, wie das Leben außerhalb der Ranch oder dem Lande ist, doch sie weiß bereits, dass Vorsicht und Takt das A und O in ihrem Leben sind. Als sie, um das Leben ihrer Schwester zu schützen, zur Waffe greifen muss, ändert sich nicht nur ihres auf dramatische Weise, sie fängt auch an zu begreifen, dass es für sie offensichtlich nie so etwas wie Glück geben wird. Ihre Wandlung und ihr Kampf gegen Gewalt und männliche Übergriffe sind absolut fantastisch.

Dani ist absolut kontrollsüchtig und sieht sich als die Hauptverantwortliche seit dem Tod ihrer Mutter. Schwäche oder gar Tränen kann sie sich nicht leisten bzw. verbietet sie sich. Doch ausgerechnet in den entscheidenden Momenten versagt sie. Und dieses Versagen nagt über 17 Jahre an ihr und macht sie zu einer nach außen hin harten und kompromisslosen Frau.


Aufmachung des Buches
Die Covergestaltung dieses Taschenbuches sieht nicht schlecht aus, doch warum hier nicht das Originalmotiv der US Hardcoverausgabe verwendet wurde, ist mir rätselhaft. Grün, Schwarz und verschiedene Gelb- und Orangetöne bestimmen die Aufmachung. Eine gelb-schwarz glänzende Feder liegt zwischen Grashalmen vor einem dunklen Hintergrund. Der Originaltitel „Those Girls“ sieht mit seinen herausgeprägten, glänzenden, orangegelben Großbuchstaben so aus, als ob er zwischen den Grashalmen herausragen würde. Die Rückseite zeigt einen Teil der Inhaltsangabe in ebenfalls herausgeprägten, orangegelben Buchstaben auf dem Grasmotiv, allerdings ohne Feder. Der Rest ist in weißen Buchstaben gehalten.


Fazit
Ein überaus bemerkenswerter Thriller, der seine absoluten Schockmomente hat. Hochspannung und Lesevergnügen sind hier vorprogrammiert. Wer allerdings so seine Probleme mit sexueller Gewalt und Kindesmissbrauch hat, der sollte dieses Buch eher meiden. Ansonsten kann ich es nur empfehlen.


4 Sterne


Hinweise
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