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Am 13. November 2015 sah Antoine Leiris seine Frau Hélène zum letzten Mal – sie wurde an diesem Tag mit neunundachtzig weiteren Personen im Konzertsaal Le Bataclan Opfer der Terroranschläge in Paris. Während die Welt geschockt und in tiefer Trauer versuchte, eine Erklärung für das Unfassbare zu finden, postete der vierunddreißigjährige Journalist auf Facebook einen offenen Brief. In bewegenden Worten wandte er sich darin an die Attentäter und verweigerte „den toten Seelen“ seinen Hass – und den seines siebzehn Monate alten Sohnes Melvil. Die Botschaft ging um die Welt. Er, der an jenem Tag die Liebe seines Lebens verlor, hatte nur eine Waffe: seine Worte. Das Grauen, der Verlust und die Trauer haben Antoine Leiris‘ Leben erschüttert. Ehrlich und ergreifend schildert er Momente aus einem zerstörten und doch so zärtlichen Alltag zwischen Vater und Sohn – und sagt damals wie heute, dass das Leben trotzdem weitergehen soll. Antoine Leiris trotzt dem Terror und der Gewalt mit einer bewegenden und hoffnungsvollen Botschaft: „Meinen Hass bekommt ihr nicht“.

 

Meinen Hass bekommt 

Originaltitel: Vous n'aurez pas ma haine
Autor: Antoine Leiris
Übersetzer: Doris Heinemann
Verlag: Blanvalet
Erschienen: Mai 2016
ISBN: 978-3764506025
Seitenzahl: 144 Seiten

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Inhalt, Stil und Sprache
Am 13. November 2015 forderte ein Terroranschlag im Konzertsaal Le Bataclan 89 Todesopfer – eines davon war die Frau von Antoine Leiris. Seine Frau, die Mutter seines wenige Monate alten Sohnes, wurde aus seinem Leben gerissen und ließ ihn, wie so viele Hinterbliebene, fassungslos und voller Trauer zurück. Der vierunddreißigjährige Journalist wählt daraufhin den einzigen Weg damit umzugehen, der für ihn möglich erscheint: er versucht für seinen Sohn den Alltag aufrechtzuerhalten, für ihn zu funktionieren, und bannt seine Gefühle in Worte. Er schreibt nicht nur über seine Trauer und wie er damit umgeht, sondern auch über das Davor, über den schrecklichen Abend, der alles veränderte und die wundervolle Zeit, die er mit seiner Frau im Vorfeld hatte. Nun mag man sich fragen, warum man ein Buch lesen sollte, was so voller Trauer ist und offensichtlich auch viel zu persönlich. Die Antwort ist einfach: weil ich bisher wenig Bücher gelesen habe, die bewegender und zugleich weiser waren. Denn Antoine Leiris beschreibt nicht einfach nur seine Gefühle, sondern liefert zeitgleich eine fundierte Gesellschaftsbeobachtung und so manche universale Lebensweisheit, die uns eben oft erst dann bewusst wird, wenn uns ein wichtiger Teil des Lebens genommen wird. Damit ist sein Buch auch eine hoffnungsvolle Botschaft, die dadurch gekrönt wird, dass er den Terroristen genau das verweigert, was sie offensichtlich erreichen wollten: Hass und Misstrauen. Sie mögen einen Teil seines Lebens zerstört haben, aber seine Frau trägt er in Gedanken weiterhin in sich und er weigert sich, nun allen Mitmenschen mit Misstrauen zu begegnen und so auch noch sein restliches Leben zu vergiften.

Diese Botschaft – die meiner Meinung nach eine bewundernswerte Reaktion auf die Anschläge ist – ist in wunderschöne Worte verpackt. Persönlich, emotional, stellenweise philosophisch. Der Autor beschreibt seine Erlebnisse derart offen und sprachgewandt, dass man förmlich durch die Seiten fliegt und danach ganze Passagen nochmal liest und sie anschließend noch lange im Gedächtnis behält. Das Buch folgt chronologisch den Ereignissen nach dem Anschlagsabend und natürlich weint man beim Lesen immer wieder, denn man erlebt die Angst, den Verlust und die Trauer danach hautnah mit. Aber man lacht auch mit dem Autor und spürt auf jeder Seite die Liebe für seine Frau und seinen Sohn. Es mag die Geschichte eines Fremden sein, aber letztendlich geht sie uns alle etwas an und zeigt uns, warum es sich lohnt für Menschlichkeit und Nächstenliebe einzustehen.


Aufmachung des Buches
Der Blanvalet Verlag hat „Meinen Hass bekommt ihr nicht“ als gebundenes Buch mit Schutzumschlag heraus gebracht. Der Schutzumschlag ist in schlichtem Creme-Weiß gehalten und wird von dem Titel samt Autorennamen dominiert. Im unteren Bereich ist noch ein Zitat aus dem auf Facebook veröffentlichtem Brief abgedruckt und ein Marienkäfer. Dieses hoffnungsvolle Symbol, was man eigentlich nicht mit Trauer in Verbindung bringt, findet sich auch im Buch wieder und hat eine besondere Bedeutung für den Autor und seine Familie. Ich finde die Gestaltung rundum gelungen – unaufgeregt und doch etwas Besonderes.


Fazit
„Meinen Hass bekommt ihr nicht“ ist ein unglaublich bewegendes, emotionales und persönliches Buch. Neben der Trauer, der Verzweiflung und der Ungläubigkeit, die man aus jedem der Worte herauslesen kann, vermittelt der Autor zugleich eine hoffnungsvolle Botschaft, die sich meiner Meinung nach viel mehr Menschen zu Herzen nehmen sollten.


5 Sterne


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