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Bereits letztes Jahr im Sommer habe ich mein Ticket für die LoveLetter Convention gekauft und dann fast ein Jahr hibbelig auf das Wochenende gewartet. Die LoveLetter Convention ist eine Veranstaltung, die Jahr für Jahr die Fans der romantischen Literatur mit den Autoren des Genres zusammenbringt und ich war dieses Jahr erstmalig dabei. All die begeisterten Berichte auf diversen Buchblogs hatten mich neugierig gemacht und das Veranstaltungsprogramm versprach ein großartiges Wochenende - und so viel nehm ich mal vorweg: es versprach nicht zu viel ;-)

Als ich kurz nach 9 Uhr am Samstag an der GLS Sprachschule ankam, war der Einlassprozess bereits in vollem Gang. Die Besucher wurden nach ihrer Ticketnummer in Reihen aufgeteilt, damit nicht alle gleichzeitig versuchen ihre Convention-Ausweise zu erhalten. Leider standen keine Schilder, die die unterschiedlichen Reihen zugeordnet haben, aber mit ein bisschen Fragen und Beobachten fand jeder seinen Platz. Nach der Anmeldung konnte man sich direkt das aktuelle Programm und den berühmten Messekatalog abholen. Letzterer enthält für jeden der teilnehmenden Autoren zwei Seiten – eine Vorstellungsseite mit Bild und eine Seite mit einem kurzen Beitrag. Da waren dann unter anderem Zusatzszenen, Rezepte oder kurze Einblicke in den Schreiballtag zu finden. Aber zum Stöbern hatte ich gar nicht so wirklich Zeit, denn es sollte natürlich auch noch die Messetasche abgeholt werden.

Convention Tasche

In dieser finden sich eine Vielzahl von Goodies, die die teilnehmenden Verlage beigesteuert haben. Leseproben, Stifte und Post It-Boxen waren unter anderem enthalten. Mein Highlight war aber zweifellos das kleine Leseproben-Taschenbuch, was vom Ullstein Verlag extra für die Convention hergestellt wurde und der zugehörige Pott mit Zuckerwatte – lecker!

Nachdem ich mich ein wenig auf dem Gelände umgesehen hatte, setzte ich mich für die letzten paar Minuten noch in die Frage-Antwort-Runde mit Birgit Hasselbusch und Kathryn Taylor. Die beiden Autorinnen plauderten aus dem Nähkästchen und in der kleinen Runde wirkte das gar nicht wie eine offizielle Veranstaltung sondern wie ein Treffen unter gleichgesinnten Romance-Fans. Tatsächlich berichteten die Autorinnen nicht nur von ihren Romanen, sondern zum Beispiel auch von merkwürdigen Taxifahrten, Recherchereisen und sonstigen Inspirationsquellen. Um 10 Uhr mussten sie dann weiter zur nächsten Veranstaltung, ich blieb aber sitzen, denn die nächste Fragerunde war eines meiner geplanten Tageshighlights.

Carrie Elks und Mhairi McFarlane stellten sich den Fragen ihrer Fans und auch wenn ich noch keinen Roman der beiden gelesen hatte, war ich ausgesprochen neugierig auf die englischsprachigen Autorinnen. Die Fragerunde brauchte dann ein bisschen um Fahrt aufzunehmen – Fragen auf Englisch zu stellen ist eben gar nicht so einfach, wie man sich das vorher immer ausmalt. Aber die Autorinnen nahmen uns mit ihrer charmanten Art schnell die Scheu. Unter anderem verrieten sie, dass sie ihre Romane unbedingt vor dem Schreiben planen müssen, damit tatsächlich ein gutes Buch rauskommt. Auch über die Covergestaltung haben wir gesprochen – Mhairi McFarlane liebt zum Beispiel ihre deutschen Cover, zumal sie mit einigen der Originalcover so gar nicht zufrieden ist, weil die zu wenig ernsthaft aussehen und nur den Humor der Romane betonen.

Carrie Elks Mhairi McFarlane

Nach dieser zweiten Fragerunde machte ich mich auf zur ersten großen Panel-Diskussion. Sechs Autorinnen diskutierten gemeinsam mit dem Publikum zum Thema „Liebesromane – Nur mit Happy-End-Garantie!?“. Susanna Ernst, Nikola Hotel, Julie Leuze, Ricarda Martin, Greta Milán und Birgit Hasselbusch waren die Autorinnen und letztere moderierte die Veranstaltung auch, da sie als Radiomoderatorin damit ja einige Erfahrung hat. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging die Diskussion los. Dabei kamen nicht nur alle Autorinnen zu Wort, sondern auch das Publikum wurde immer wieder hinzugezogen – entweder einzeln oder mit kurzen Abstimmungen. So kam zum Beispiel raus, dass recht viele der Zuschauer die letzte Seite eines Romans zuerst lesen. Susanne Ernst hat erzählt, dass es für sie gar nicht unbedingt ein Happy End geben muss, sondern gerade die ernsten, traurigen Enden oftmals länger in Erinnerung bleiben. Und alle waren sich im großen und ganzen darüber einig, dass das Ende zum jeweiligen Roman passen muss und man es sowieso nicht allen Lesern recht machen kann. Besonders lustig waren die Anekdoten von Lesern, die dann tatsächlich selbst mit dem Schreiben angefangen haben, weil sie das Ende eines Romans nicht mochten und dringend umschreiben mussten.

nur mit Happy End
 
Während im Garten der Sprachschule bereits das Mittags-Grill-Büfett aufgebaut wurde, machte ich mich auf den Weg zu einem der beiden Lesungsräume. In diesen fanden durchgängig halbstündige Lesungen statt und um 12 Uhr konnte ich so Kiera Brennan live erleben. Die Autorin hat mit „Die Herren der grünen Insel“ gerade einen historischen Roman veröffentlicht und stellte direkt zur Begrüßung fest, dass es sich dabei keineswegs um einen Liebesroman handelt. Romantische Beziehungen spielen vor allem in der zweiten Hälfte des Romans zwar durchaus eine Rolle, aber grundsätzlich geht es eher um die politischen Machtspiele der Zeit, die oftmals auch sehr brutal ausgefochten wurden. Statt die halbe Stunde zu lesen, hat sie dann einiges zum Roman und seiner Entstehung erzählt, sodass einige der Hintergründe bekannt waren und die kurze Szene, die sie ausgewählt hatte – die Entführung einer der Protagonistinnen – für uns ohne den Roman zu kennen, verständlich war. Ich weiß nicht, wie die Szene bei den passionierten Liebesroman-Lesern ankam, aber mich hat sie ausgesprochen neugierig gemacht und das Buch ist trotz seiner vielen Seiten direkt auf meine Wunschliste gewandert.

Kiera Brennan

Die nächste Lesung widmete sich ebenfalls einem historischen Roman, denn Annika Dick las aus „Der Ritter und die Bastardtochter“. Auch wenn ihr Buch einen anderen Schwerpunkt hat als Kiera Brennans Roman und sicherlich auch einem anderen Genre zugeordnet wird, hat sie mich mit dem humorvollen Schreibstil und der starken Protagonistin durchaus neugierig gemacht.

Annika Dick
Die Mittagspause habe ich genutzt, um eine Kleinigkeit vom angebotenen Grillbüfett zu essen, dass vor allem durch die vielen leckeren vegetarischen Optionen sehr positiv aufgefallen ist, und meinen Koffer ins Hotel zu bringen. Um 14 Uhr ging es dann weiter und diesmal habe ich mich für einen Workshop entschieden: „Die Zutaten eines erfolgreichen historischen Romans“, gehalten von Kiera Brennan. Da die Autorin im Workshop genauso sympathisch und humorvoll rüberkam wie in der vorherigen Lesung, wurden wir eine Stunde lang bestens unterhalten. Nicht nur, dass Kiera ein bisschen aus dem Nähkästchen von ihren Recherchen berichtete, sondern sie bezog die Teilnehmer auch mit ein und ließ uns unter anderem aus typischen Zutaten und Utensilien der Zeit ein Menü zusammenstellen und mal testen wie glaubwürdig wohl alte Überlieferungen sind, wenn man bedenkt, dass die oft erst viel später von Leuten verschriftlicht wurden, die bei den beschriebenen Ereignissen meist noch gar nicht gelebt haben. Nebenbei hat sie all unsere Fragen beantwortet und auch einige Tipps zur Recherche gegeben.

Die nächste Lesung, die ich besucht habe, war dann um 15 Uhr von Susanne Ernst. Leider hat die Autorin nicht ihren eigentlich geplanten neuesten Roman „Nur ein Traum entfernt“ vorgestellt, weil dieser verschoben wurde. Stattdessen las sie aus „Solange am Himmel Sterne stehen“. Das Buch kenn ich zwar schon, aber es war trotzdem schön, wieder in die zauberhafte Geschichte einzutauchen.

Susanne Ernst

Direkt im Anschluss las Simone Walleck aus ihrem Roman „Deine Worte bleiben“, der direkt deutlich ernster und traurig begann. Die Lesung war trotzdem unterhaltsam, was nicht zuletzt an der sympathischen Art der Autorin lag. Der letzte Workshop des Tages war für mich um 17 Uhr die Präsentation von Anne Rudolph, einer Lektorin vom Bastei Lübbe Verlag: „Traumberuf für Bücherverrückte!? Oder was macht eigentlich ein Lektor?“. Sie stellte ihren Berufsalltag vor, beantwortete Fragen zu ihrer Arbeit und erklärte auch, wovon es abhängt, ob ein Buch gekauft wird und was der Verlag da im Hintergrund alles schon für Überlegungen anstellen muss. Sehr interessant, zumal viele der Anwesenden bestimmt selbst mal mit dem Beruf geliebäugelt haben oder ihn sogar noch ergreifen wollen.

Der Abschluss meines Convention-Tages war dann das Get-Together, was dieses Jahr erstmalig speziell für Blogger organisiert wurde. Dafür trafen wir uns mit verschiedenen Autoren in der Lounge und hatten Gelegenheit eine Stunde mit den anderen Bloggern, den Autoren und den Verlagsmitarbeitern zu plaudern. Ich saß zum Beispiel neben Sophia Farago und habe sie zu Genre-Wechseln, ihren Erlebnissen auf der LoveLetter Convention und ihrem Schreiben an sich mit Fragen gelöchert. Leider war es in der Lounge aber so laut und voll, dass man wirklich schreien musste, um sich zu verstehen und manche Autoren anfangs nicht mal mehr Sitzplätze fanden. Mit einem solchen Andrang hatten die Veranstalter scheinbar nicht gerechnet, aber man holte dann schnell neue Stühle und am Ende fand sicher jeder seinen Platz.

Im Anschluss war noch die große Signierstunde des Abends, aber ich hatte Musicalkarten für „Tanz der Vampire“ und habe mich deswegen nach dem Get-Together verabschiedet. Der erste Tag der LoveLetter Convention war schon mal großartig und ich bin abends ausgesprochen glücklich, aber auch müde und erschöpft ins Hotelbett gefallen. Was ich dann am Sonntag noch so alles erlebt habe, könnt ihr im zweiten Teil meines Berichts nachlesen - das hier soll ja kein unendlich langer Beitrag werden :-)

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