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Von einem Augenblick auf den nächsten ist sein Leben ein anderes: Als Matthias Lessmann das frierende Mädchen sieht, das plötzlich barfuß und nur leicht bekleidet auf seinem Hof steht, verändert dies alles. Der Bauer nimmt die junge Frau vor ihren Verfolgern in Schutz und gerät mitten hinein in eine ungeheuerliche Geschichte, die von Korruption, Gewalt und Menschenhandel zeugt. Verzweifelt wartet währenddessen Walentyna auf die Rückkehr ihrer Tochter. Seit Monaten hat die alte Frau nichts mehr von ihr gehört. Sie scheint spurlos verschwunden – wie viele andere Studentinnen auch, die nach Deutschland ausgewandert sind. Um dem trostlosen Warten und dem bitterkalten Winter zu trotzen, beginnt Walentyna ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben.

 

Die andere Haelfte der Hoffnung 

Originaltitel: Die andere Hälfte der Hoffnung
Autor: Mechtild Borrmann
Verlag: Droemer Taschenbuch
Erschienen: November 2015
ISBN: 9783426304839
Seitenzahl: 313 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
In der Entfremdungszone, jener Zone, die nach Tschernobyl kontaminiert und zum Leben nicht mehr geeignet ist, in dieser verbotenen Zone wartet Walentyna auf die Rückkehr Ihrer Tochter Kateryna. Sie ist nach Deutschland gegangen, in der Hoffnung auf ein neues, unbeschwertes Leben, Studium und Arbeit – doch sie gerät in die Fänge unberechenbarer Krimineller, die junge Mädchen in Deutschland zur Prostitution zwingen. Sehr beeindruckend erzählt Mechtild Borrmann die Geschichte eines ganzen Landes, der Katastrophe um Tschernobyl vor 30 Jahren, dem Zusammenbruch der sowjetischen Regierung und deren Auswirkung auf dieses Land. Gewalt, Korruption, Hoffnung auf einen Neubeginn, die dann doch wieder dem korrupten System zum Opfer fällt. Sehr spannend und berührend erzählt, sehr dicht am Schicksal Einzelner porträtiert, aber auch mit Weitblick auf das ganze Land.


Stil und Sprache
Mechtild Borrmann nutzt mehrere Erzählstränge. Einmal berichtet sie aus der direkten Sicht Walentynas, der in der Ukraine zurückgebliebenen Mutter, die bis zum Ende hofft. Dann gibt es das Geschehen in Deutschland rund um Matthias Lessmann, der Katerynas Freundin Olena auf ihrer Flucht vor den Zuhältern rettet und sie bei sich aufnimmt. Und schließlich ist da Leonid, Leutnant einer Sondergruppe, der nach Deutschland fährt und gegen diesen Menschenhändlerring ermittelt.

Walentyna nutzt die Zeit des Wartens, indem sie für ihre Tochter ihre Lebensgeschichte aufschreibt und damit dem Leser ein unglaublich tiefes Erleben der Vorgänge der Ukraine der letzten 30 Jahre gibt. Mechtild Borrmann lässt die einfachen Leute zu Worte kommen, sie beschönigt nichts. Es ist ein sehr bewegender Einblick in das Leben dieser Menschen. Ihre Sprache ist einfach. Sie versteht es, Dinge auf den Punkt zu bringen, klar und verständlich, aber auch hier und da umschreibend, ins Detail gehend. Sie kann dabei sehr gut Gefühle und Stimmungen festhalten. Der Leser ist schnell fasziniert und berührt vom Geschehen, von den Menschen und ihrem Schicksal.


Figuren
Kateryna und Olga, die beiden Mädchen, die so leicht zu überreden waren und die dann so Schreckliches durchmachen mussten, sind sehr glaubhaft dargestellt. Die Mutter Katerynas, Walentyna, ihre Art und Weise, wie sie mit dem Leben trotz allem Harten und ausweglos Erscheinendem klar kommt und nicht mit ihrem Schicksal hadert, ist mehr als beeindruckend.

Auch Matthias Lessmanns Rolle, seine Motive, warum er so handelt und letztendlich Katerynas Schicksal mit heraufbeschwört, ist sehr bewegend und nachvollziehbar erzählt. Einzig die tatsächlichen Drahtzieher, die hinter dem Komplott, dem Menschenhandel und der Korruption stehen, werden nicht so deutlich. Es fällt schwer, die Namen auseinander zu halten, sie immer korrekt zuzuordnen. Hilfreich ist da tatsächlich das Personenverzeichnis am Ende – das ich leider etwas zu spät entdeckt habe.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch hat ein interessantes Cover. Ein roter Mädchenhandschuh, der über einem Stacheldraht hängt, Eis und Kälte angedeutet, der Hintergrund verschwommen.


Fazit
Ein Buch, das nachdenklich macht, das den Leser in eine Ukraine führt, die tatsächlich wenig Hoffnung bereit hält und doch, trotz allen Widrigkeiten, in die Zukunft weist. Ein Kriminalroman mit interessanter Historie, noch interessanter die Einzelschicksale, die damit verbunden sind. 


4 5 Sterne


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