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Als der Serienkiller Ronald Jeffreys für die grausamen Morde an drei kleinen Jungen hingerichtet wird, atmet Amerika auf. Auch wenn er die entsetzliche Wahrheit darüber, was wirklich geschah, mit ins Grab nimmt. Doch drei Monate später wird erneut die Leiche eines Jungen gefunden. Sein geschundener kleiner Körper weist alle Merkmale der Jeffreys-Morde auf. Plötzlich ist der furchtbare Verdacht da: Wurde ein Unschuldiger hingerichtet? Sheriff Nick Morrelli und der attraktiven FBI-Profilerin Maggie O’Dell bleibt nicht viel Zeit, den Täter zu finden, denn ein zweites bestialisch ermordetes Opfer bestätigt das Unfassbare.

 

  Autor: Alex Kava
Verlag: Mira Taschenbuch im Cora Verlag
Erschienen: 06/2002
ISBN: 3-89941-001-7
Seitenzahl: 412 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Es ist wie ein Albtraum, der Platte City in Nebraska heimsucht – doch es ist Wirklichkeit: Vermisste Jungen werden ermordet aufgefunden, wie kleine Märtyrer mit einem in die Haut eingeritzten Kreuz und zur letzten Ölung gesalbt. Sheriff Nick Morrelli steht vor einer schweren Aufgabe. Er braucht Hilfe – und erhält sie von der attraktiven Maggie O’Dell, einer routinierten Profilerin des FBI. Noch immer hat sie mit dem Trauma ihres letzten Falles zu kämpfen. Doch das muss sie jetzt vergessen, wenn sie mit Nick zusammen das Profil dieses wahnsinnigen Mörders erstellen will. Ein Mörder, der von der heiligen Richtigkeit seines Handelns überzeugt ist und bereits den nächsten Jungen entführt hat.


Stil und Sprache
Die Geschichte beginnt mit einem Prolog, in dem der zum Tode verurteilte 3-fach Mörder Ronald Jeffreys kurz vor seiner Hinrichtung ein letztes Beichtgespräch mit einem Priester führt. Schon auf diesen ersten Seiten schleicht sich eine unterschwellige Spannung ein. Ich hatte direkt das Gefühl, da passiert jetzt gleich was. Mit einem kleinen unscheinbaren Satz zum Ende des Prologs passiert tatsächlich etwas und die Spannung wird katapultartig nach oben geschossen.
Die eigentliche Handlung beginnt dann 3 Monate später mit dem Auffinden einer weiteren Leiche. Die Autorin Alex Kava lässt dem Leser keine Zeit zum Luftholen. Die nötigen Informationen, die der Leser benötigt, um sich in der Geschichte zu recht zu finden, fließen nebenbei mit ein, ohne die Spannungskurve zu unterbrechen.
Kavas Sprache ist direkt und schnörkellos. Dadurch wirkt das Grauen umso heftiger. Ihre Beschreibungen der kleinen toten Jungen und der Wunden, die ihnen zugefügt wurden, sind sehr ausführlich und damit nicht jedermanns Sache.
Die Handlung wird in der 3. Person erzählt, wobei häufig die Perspektive wechselt. So bekommt man als Leser viele verschiedene Blickwinkel zu sehen. Der erhöhten Spannung sehr zuträglich sind die Textpassagen und Kapitel, in denen der Täter bei seinem Tun begleitet wird. Natürlich lässt sich aus diesen Textstellen seine Identität nicht ermitteln. Es gibt jedoch den einen oder anderen kleinen Hinweis, der dann aber auch mal gerne auf eine falsche Fährte führt.
Nach einem grandiosen Show-down mit Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Polizei und Mörder, bei dem es fast unmöglich ist, das Buch aus der Hand zu legen, hat die Autorin ein sehr interessantes Ende gefunden, das ich so nicht erwartet hätte und das auch eigentlich für einen Thriller eher untypisch ist. Auch gibt es durch einen früheren Fall von Maggie O’Dell einen guten Cliffhanger zum nächsten Buch „Das Grauen“.
Zum hohen Tempo des Buches tragen zudem Datumsangaben zu Beginn einiger Kapitel bei. Die ganze Geschichte spielt, mit Ausnahme des Prologes, innerhalb von nur 10 Tagen.


Figuren
Die  FBI-Profilerin Maggie O’Dell ist die Hauptfigur in dieser Serie von Alex Kava. In diesem 1. Teil wird sie in ein Kaff nach Nebraska geschickt, um ein Profil von einem Mörder zu erstellen, der kleine Jungen bestialisch tötet und dann wie aufgebahrt liegen lässt. Maggie bedient alle Klischees, die dem Leser bei dem Begriff „weibliche FBI-Profiler“ einfallen. Sie ist gutaussehend, von schlanker Statue, mit einer leicht schroffen Art, um Aufmerksamkeit einzufordern. Auf den 2. Blick ist sie nicht mehr ganz so perfekt und das macht sie sehr sympathisch. Sie hat etliche Narben an Körper und Seele von ihrem letzten Fall  zurückbehalten. Die Folgen sind noch immer zu spüren, hauptsächlich in Schlafstörungen und Albträumen, und sie muss versuchen, ihre Ängste beiseite zu schieben, um sich ganz auf diesen Fall zu konzentrieren. Der Autorin gelingt es hervorragend, die Gedankengänge und Zweifel von Maggie darzulegen.

Sheriff Nick Morrelli entspricht nicht so ganz den Vorstellungen seines Kleinstadtsheriffs. Er wirkt mehr wie ein Profiathlet, ein gutaussehender natürlich. Er ist nur durch Zufall in dieses Amt gerutscht. Sein Vater hat es vor ihm bekleidet und ihm große Fußstapfen hinterlassen, in die er nun reinpassen muss. Erschwerend für ihn kommt hinzu, dass es sein Vater war, der seinerzeit Ronald Jeffrey geschnappt hat. Konflikte brechen wieder auf, als sein Vater sich in die laufenden Untersuchungen einmischt. Nick ist mit dieser Mördersuche eigentlich völlig überfordert, ist aber auch manns genug, sich das einzugestehen.  Dass es zwischen ihm und Maggie gewaltig knistert, macht die Sache für ihn nicht einfacher. Als Leser kann man sich gut in ihn hineinversetzen. Gerade die Szenen mit seinem Vater sind sehr aussagekräftig und gut ausgearbeitet.

Eine weitere wichtige Figur ist Christine Hamilton, alleinerziehende Mutter und stark ambitioniert, sich einen Namen als ernstzunehmende Journalisten zu machen. Als gäbe das nicht schon genug Sprengstoff, ist sie auch noch Nicks große Schwester und hat ihre eigenen Konflikte mit ihrem Vater auszutragen. Auch ihre Figur ist glaubwürdig und dreidimensional.

Dann ist da natürlich noch der Mörder. Er tritt von Anfang an in Erscheinung, auch wenn seine Identität erst ganz zum Schluss aufgedeckt wird. Seine Motive sind gut dargestellt und somit auch für den Leser nachvollziehbar. Das heißt natürlich nicht, dass man als Leser diese Motive auch gut heißen muss. Seine Entwicklung wird durch einige Rückblenden in seine Vergangenheit klar dargelegt.

Es gibt einige Nebenfiguren, die meisten bleiben eher blass und farblos. Das stört aber nicht. Die Figuren, die dann doch noch wichtig werden, sind entsprechend ausgearbeitet.


Aufmachung des Buches
Der Debütroman von Alex Kava  liegt als Taschenbuch vor. Das Cover zeigt eine mit Schnee bedeckte Fläche vor einem Wald. Ziemlich klein, fast in der Mitte, ist die Silhouette eines Mannes zu erkennen. Der Name der Autorin steht in großen Buchstaben in der weißen Fläche, der Titel in etwas kleineren Buchstaben darunter.
Auf der Rückseite gibt es neben einer Inhaltsangabe auch einen kurzen Lebenslauf der Autorin mit Foto.
Der Text ist neben dem schon erwähnten Prolog in 103 Kapitel und einen kurzen, aber knalligen Epilog eingeteilt. Die relativ kurzen Kapitel mit den entsprechenden Datumsangaben sorgen für eine sehr hohe Lesegeschwindigkeit. Die atemlose Spannung trägt natürlich auch dazu bei.


Fazit
„Das Böse“ ist der gelungene Auftakt zu einer Serie um die FBI-Profilerin Maggie O’Dell. Ich habe selten ein Buch gelesen, dass die Spannung permanent so hoch oben hält. Es ist mir äußerst schwer gefallen, das Buch aus der Hand zu legen, deshalb habe ich das auch nicht so häufig gemacht. Durch den interessanten Cliffhanger zum Schluss des Buches, bleibt mir nichts anderes übrig, als mir den nächsten Teil „Das Grauen“ zügig zu besorgen.
Für Leser, denen detaillierte Beschreibungen der Opfer nicht allzu viel ausmachen, ist dieses Buch ein absolutes Muss.


5 Sterne


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