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Ein Paar, das sich zwischen vertrockneten Blüten in den Armen liegt – nackt und mit eingeschlagenen Schädeln. Daneben ein Rucksack voller Geld... Das ist es, was Inspektor Héctor Salgado und sein Team zu Gesicht bekommen, als sie in das verlassene Haus am Stadtrand von Barcelona gerufen werden. Die Opfer gelten seit sieben Jahren als vermisst, wie vom Erdboden verschluckt, seitdem ihre Ménage-à-trois mit einem Freund in die Brüche ging. Schlug der sie einfach tot? Aus Eifersucht, aus Wut?

 

Tote Liebe 

Originaltitel: Los amantes de Hiroshima
Autor: Antonio Hill
Übersetzer: Thomas Brovot
Verlag: Suhrkamp
Erschienen: 07. Dezember 2015
ISBN: 978-3-518-46643-8
Seitenzahl: 517 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Obwohl die Ermittlungen damals keine eindeutigen Beweise zu Tage brachten und die vermissten Personen nicht gefunden wurden, weder tot noch lebendig, war man sich sicher, dass Daniel und Cristina umgebracht wurden, und auch der mutmaßliche Täter war schnell gefunden. Jetzt, sieben Jahre später, werden ihre Leichen tatsächlich gefunden, der Fall wird neu aufgerollt und fördert diverse Geheimnisse ans Licht. Héctor Salgados Team ist voll und ganz bei der Sache, er selbst hat noch an einem ganz anderen Fall zu knabbern, denn auch seine Exfrau ist spurlos verschwunden...

Gibt es nach nunmehr sieben Jahren überhaupt noch tatsächlich relevante Spuren, die zur Auflösung eines Verbrechens beitragen können? Und wie passen die aktuell auftretenden Hinweise ins Bild? Antonio Hill versteht es, Ermittler wie Leser gleichsam zu verwirren, obwohl die Lösung gar nicht so weit entfernt liegt.


Stil und Sprache
Auf Grund der Notwendigkeit, dass der Leser sich an mehreren Orten, unabhängig der handelnden Personen, bewegen können muss, wählt Antonio Hill die beobachtende Perspektive. Dadurch ist es zudem möglich, in gewissen Punkten einen Wissensvorsprung zu erlangen, der jedoch nicht dazu verhilft das gesamte Geschehen bereits im Vorfeld aufzudecken. Vielmehr ergeben sich dadurch Anreize und Hinweise, um auch andere Gesichtspunkte zu betrachten, wenn die Ermittlungen einmal festgefahren sein sollten.

Wie bereits in den Vorgängerbänden setzt der Autor auch in diesem Abschlussband seiner Trilogie mehr auf bildhafte Effekte denn Brutalität. Oft sind es angedeutete Sequenzen, die den Leser mehr erschauern lassen als konkret beschriebene Taten. So ergibt sich von Anfang an eine deutlich aufgeladene Atmosphäre, deren Spannung mit jeder Seite zunimmt, unabhängig davon, ob die Handlung tatsächlich vorangetrieben wird. Ebenso sollte man nicht ohne Vorbehalt alles glauben, was gesagt wird, die Geschichte wartet mit allerhand Überraschungen auf, die erst im Rückblick ein großes, stimmiges Gesamtbild ergeben.

Einzig die Zeitsprünge machen dem Leser so manches Mal zu schaffen. Zwar wird einleitend erwähnt, wenn man sich in der Vergangenheit befindet, doch meist nur in einem kurzen Nebensatz, den man schnell wieder vergessen hat. Daher kann es passieren, dass man, sollte die Konzentration nachlassen, plötzlich überhaupt nicht mehr weiß in welche Reihenfolge die dargestellten Ereignisse zu bringen sind, wodurch man zwangsläufig ins Stocken gerät. Ansonsten liest sich das Geschehen flüssig, sprachlich gibt es keinerlei Barrieren. Manche Passagen muten ein wenig lang an, hier hätte die ein oder andere Kürzung sicherlich nicht geschadet.


Figuren
Salgado hat seine emotionalen Ausbrüche noch immer nicht recht im Griff. Allerdings kann man ihm dies nicht verdenken, da seine Exfrau, zu der er immer noch ein gutes Verhältnis hat, spurlos verschwunden ist. Gleichzeitig setzt ihm aber auch der aktuelle Fall zu, in dem einiges im Argen liegt. Im Grunde ist es wohl eher verwunderlich, dass er sogar vergleichsweise ruhig bleibt, obwohl ihm von mehreren Seiten Steine in den Weg gelegt werden. Versetzt man sich einmal selbst in seine Lage, müsste man wohl zugeben, nicht immer so besonnen handeln zu können. Entsprechend baut sich eine gewisse Bindung zu Héctor Salgado auf, obwohl er scheinbar versucht, eine gewisse emotionale Distanz zu allem und jedem aufzubauen.

Viele der Nebenfiguren sind bereits aus den Vorgängerbänden bekannt, so dass sie keine ausführliche neuerliche Betrachtung erfahren, sondern einiges als gegeben vorausgesetzt wird. Bei Personen, die erst in diesem Teil von Bedeutung sind, vollzieht sich die Darstellung durch das gesamte Geschehen, da eine direkte, umfangreiche Beschreibung dazu beitragen würde, das Ende vorhersehen zu können.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuchs aus dem Suhrkamp Verlag ist recht düster gehalten. Der Hintergrund schwarz, im Vordergrund zeigt sich ein vermutlich menschlicher Schädel beziehungsweise das Röntgenbild eines solchen. Autorenname und Titelschriftzug nehmen etwa zwei Drittel des Bildes ein, so dass man nicht umhin kommt zu bemerken, wer da was geschrieben hat. Generell wirkt das Cover recht nichtssagend und kaum passend zum Reihencharakter. Doch andererseits schreit der Titel den Betrachter förmlich an, sich zumindest mit der Kurzbeschreibung auseinanderzusetzen.


Fazit
Antonio Hill schließt mit „Tote Liebe“ die Trilogie rund um Héctor Salgado ab und hat, rückblickend betrachtet, ein großes Gesamtwerk erschaffen. Zwar ist auch dieser Band, wie die anderen, unabhängig lesbar und verständlich, die komplette Aussage aber kann man erst verstehen, wenn man auch die anderen Teile gelesen hat.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Der Sommer der toten Puppen
Band 2: Der einzige Ausweg

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