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Kategorie: Romane

Als Lottie und Rose gleichzeitig das Inserat für ein Ferienhaus in Maine am Aushang der Vorschule in New York entdecken, mieten sie es kurzerhand gemeinsam. Sie suchen sich zwei weitere Gäste, um die hohe Miete zu teilen. Für vier Wochen kann man schließlich auch mit Fremden auskommen, oder? Sie freuen sich auf eine beschauliche Zeit mit Blaubeeren und Hummer. Nach ihrer Ankunft sind sie überwältigt von dem atemberaubenden Blick, den blumenumrankten Inselpfaden und dem Charme von Little Lost Island. Die Sorgen des Alltags lösen sich allmählich in der salzigen Seeluft des Atlantiks auf – bis Besuch eintrifft.

 

Sommertraum mit Aussicht 

Originaltitel: Enchanted August
Autor: Brenda Bowen
Übersetzer: Alice Jakubeit
Verlag: Fischer TB
Erschienen: 05/2016
ISBN: 978-3-596-03338-6
Seitenzahl: 365 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Lottie hatte schon seit Monaten keinen Sex mehr mit ihrem Mann, weil sie nicht nur als ein Stück Fleisch wahrgenommen werden will, sondern als Frau und Mensch. Entsprechend eintönig und langweilig ist ihre Ehe geworden und ihr Mann steht kurz davor, eine Affäre mit einer Kollegin zu beginnen. Rose ist zwar nicht in der gleichen Lage, doch die Arbeit ihres Mannes Fred, einem erfolgreichen Schriftsteller, und ihre beiden Zwillinge bringen sie gerade an ihre Belastungsgrenze. Als die beiden gemeinsam einen Aushang für ein Feriencottage entdecken, ist es praktisch beschlossene Sache dieses gemeinsam zu mieten und für ein paar Wochen dem Alltag zu entfliehen. Doch was als Flucht vor dem Alltag und endlich mal Zeit für sich selbst geplant war, wird schnell zu einer großen Herausforderung. Denn die Pläne für diesen Urlaub lösen sich gleich wieder in Luft auf – es gibt zu viel Neues zu entdecken, zu viel Schönes, um im Haus zu bleiben und New York, Familie und trister Alltag sind weit weg.

Seicht, stellenweise sehr entrückt und unglaublich dezent ist dieser Roman von der Autorin zu Papier gebracht worden.


Stil und Sprache
Der Roman liest sich, als ob ein Unbekannter die Geschichte dem Leser nahe bringt. Zu Beginn hat man noch den Eindruck, es wäre die personale Perspektive von Lottie und Rose, doch das ändert sich schnell.

Brenda Bowen hat einen äußerst ruhigen Schreibstil. Dieser ist denkbar einfach, um nicht zu sagen schlicht. Sie legt den Figuren eine Sprache in den Mund, die zum jeweiligen Charakter passt und auch wenn es da ab und an etwas altmodisch wird, ist und bleibt es gut verständlich. Die Handlung wirbelt oft durcheinander und es ist nicht immer ganz leicht, dieser zu folgen. Beim Lesen fühlt sich das so an, als ob man durch dichten Nebel tappt ohne richtige Orientierung. Das ist zu Anfang etwas befremdlich, vor allem, wenn man die Autorin noch nie gelesen hat, gibt sich aber im Laufe des weiteren Lesens und irgendwann ist man an einem Punkt, wo man merkt, dass es nicht überlebensnotwenig ist, die eine oder andere Stelle nicht richtig aufgenommen zu haben, denn für die Handlung ist es nicht wirklich wichtig.

Die Geschichte selbst ist wunderschön, keine Frage, und man kann beim Lesen so richtig abschalten, entspannen und die Geschehnisse einfach nur vorm geistigen Auge vorbeiziehen lassen. Leider ist alles, trotz diversen Einteilungen, etwas unstrukturiert und an so mancher Stelle leicht unübersichtlich.


Figuren
Die einzelnen Charaktere sind überschaubar und mit wenigen Worten dargestellt. Großartigen Tiefgang sucht man allerdings vergeblich. Das einzig Positive an ihnen ist die Tatsache, dass sie alle ganz normale Menschen sind, ihre Probleme haben und dass ihnen vom Leben nicht immer gute Karten gegeben wurden.

Lottie ist eine kleine Frau, die einen untrüglichen Instinkt besitzt und Dinge sieht, die andere noch nicht einmal ahnen. Ihre Ehe ist an einem toten Punkt angekommen, denn sie möchte von ihrem Mann endlich auch wieder als Frau wahrgenommen werden. Doch leider ist dieser im Alltag ein arroganter Ignorant geworden, der sich von seiner Frau nicht gerne etwas sagen lässt. Da kann die Bitte um einen simplen Kuss schon mal zum Abbruch der entstandenen Leidenschaft führen.

Der schwule Beverly ist weit über siebzig, hat seine Macken und Eigenarten und nimmt sich, sehr zum Verdruss von Lottie und Rose, so manche freche Freiheit im Ferienhaus heraus. Was ein einzelnes Küchengerät doch für Verstimmung hervorrufen kann.
Caroline ist ein versnobter Filmstar, die einerseits Gesellschaft will, diese aber bitte mindestens 100 Meter Abstand halten soll. Sie und Beverly nehmen sich gegenüber Lottie und Rose Dinge heraus, die nicht gerade der feinen Art entsprechen.

Rose selbst ist eine gestresste und frustrierte Hausfrau. Ihre Zwillinge sind nicht so, wie die Gesellschaft sie gerne hätte, zumindest was die New Yorker Society angeht. Ihr Mann gibt sich voll und ganz seinem Beruf hin und sie selbst hat ihr Talent an den Nagel gehängt und leidet darunter. Innerlich ist sie wütend, aber handlungsunfähig und nach außen hin blass und hilflos.


Aufmachung des Buches
Für diese Rezension lag mir ein Leseexemplar in Form einer Klappenbroschur vor. Die Optik ist unglaublich verspielt. Blumen, ein Leuchtturm, Wellen, und eine junge Frau, die nur im Profil zu sehen ist. Rose, lila, blau, weiß und rot bilden die farbliche Komponente. Hält man den Titel leicht schräg, glänzen ein paar Blumen und Gräser sowie der Buchtitel leicht matt. Auf der Rückseite stehen einige Kritiken. Im Inneren sieht man, schlägt man die linke Klappe auf, eine Kurzbeschreibung der Figuren Lottie, Caroline, Beverly und Rose sowie diese als gestaltete Figuren als Teil des Covermotives. Am Ende des Buches findet man das gleiche Motiv, nur diesmal seitenverkehrt - und die Kurzbeschreibungen sind entsprechend neu angeordnet. Nicht wirklich mein Geschmack, aber zum Roman selbst passt es gut.


Fazit
Wer auf seichte, naive Romane mit wenig bis gar keinem figürlichen Tiefgang in Kombination mit einer schönen Landschaft steht, die trotz Seichtheit noch einen gewissen Charme haben, der liegt mit diesem Buch goldrichtig. Für Leser mit einem größeren Leseanspruch ist dieser Titel eher weniger geeignet.


3 Sterne


Hinweise
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