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Kategorie: Krimis

Flavia Petrelli st zurück in Venedig! In der Titelrolle von Tosca tritt die Sopranistin an mehreren Abenden im venizianischen Opernhaus La Fenice auf. Am Ende der Aufführung gibt es Standing Ovations und aus den Rängen regnet es Rosen. Rosen über Rosen. Gelbe Rosen. Die Theatergarderobe ist voll davon. Und sogar hinter verschlossener Tür im Plazzo ist der Boden vor Flavias Wohnung mit Blumen übersät. Kann man so sehr bewundert werden? Als eine junge Sängerin aus dem Kollegenkreis die Treppe einer Brücke heruntergestoßen wird, beginnt Flavia um ihr eigenes Leben zu fürchten. Brunetti ermittelt in den Kulissen der Oper.

 

Endlich mein HB 

Originaltitel: Falling in Love
Autor: Donna Leon
Übersetzer: Werner Schmitz
Sprecher: Joachim Schönfeld
Verlag: Diogenes Hörbuch
Erschienen: 12/2015
ISBN: 978-3-257-80367-9
Spieldauer: 519 Minuten, 7 CDs; ungekürzte Lesung


Die Grundidee der Handlung
So etwas hat Venedig wahrlich lange nicht gesehen. Die große Flavia Petrelli erweckt die Tosca beinahe auf beängstigende Art und Weise zum Leben. Auch Guido und Paola Brunetti sind verzaubert, als sie die Ränge verlassen. Angesichts dessen, was sie gerade gesehen haben, erscheinen die vielen Blumen auf der Bühne und der nicht enden wollende Applaus geradezu eine zwingend logische Folge. Als der Commissario und seine Frau wenig später bei der Autogrammstunde mit Flavia kurz ins Gespräch kommen und eigentlich nur Plaudereien erwarten, bittet Flavia die beiden um ein Gespräch und lädt sie zum Essen ein. Was Flavia dort berichtet, treibt die Angst in jede Faser ihres Körpers. Die vielen Blumen waren Flavia nicht nur in Venedig, sondern auch auf den Bühnen und Hotelzimmern vieler anderer Städte begegnet, zum ersten Mal knapp ein Jahr zuvor. Offenbar immer von einem Mann, dessen Namen sie nicht kannte. Auch in den Nachrichten fände sich kein Hinweis auf seine Identität. Brunetti ist schockiert aber machtlos zugleich. Bewunderung - und sei sie auch noch so übertrieben - ist an sich kein Verbrechen. Alles ändert sich, als eine junge Sängerin von einer Brücke gestoßen wird und dem Tod nur äußerst knapp entkommt. Galt der Anschlag wirklich dem Opfer oder handelt es sich um eine beinahe tödliche Verwechslung? Wie groß ist die Gefahr für die Opernsängerin? Fragen über Fragen und kaum Spuren. Brunetti und seine Kollegen müssen zu ungewöhnlichen Methoden greifen und all ihre Verbindungen nutzen, um diesen Fall zu lösen.

Dieser Fall ist für den Commissario eine ganz besondere Herausforderung. Zunächst einmal deshalb, weil es über weite Strecken des Hörbuchs eigentlich gar keinen Fall gibt, zum anderen aber auch deshalb, weil Brunetti und Flavia sich über die gesamte Karriere des Commissarios kannten und er die Operndiva nicht im Stich lassen möchte. Also muss er sich etwas einfallen lassen, um in dieser Angelegenheit ermitteln zu können, ohne zu viele Menschen zu involvieren. Also führt er die Ermittlungen ausschließlich mit wirklich vertrauten Kollegen durch. Dabei kommen ihm seine Hartnäckingkeit und ermittlerischer Spürsinn mehr als einmal zu Gute. Erst als Brunetti wirklich und wahrhaftig hinter den Kulissen der Oper ermittelt und er über ein winziges grammatikalisches Detail stolpert und eines der ungebetenen Geschenke für Flavia die verräterische Spur der Seltenheit legt, beginnt sich ein Bild abzuzeichnen, das Schlimmes befürchten lässt.


Darstellung des Hörbuchs
Dieser Fall ist bereits der dritte der Reihe, der von Joachim Schönfeld gelesen wird. Mittlerweile finde ich, dass auch dieser Sprecher die Serie auf ausgesprochen angenehme Weise vertont. Seine Stimme ist weich und warm, dennoch irgendwie tief. Alle handelnden Personen unterscheidet er stimmlich deutlich, auch zwischen Männer-und Frauenstimmen ist ein klarer Unterschied auszumachen, ohne das es Übertreibungen gibt. Wunderbar. Auch die Atmosphäre Venedigs ist wieder einmal prächtig spürbar und es ist wie jedes Jahr eine Art Sommerurlaub für die Ohren. Den Fall liest Herr Schönfeld auch in stets passender Stimmlage und angemessenem Sprechtempo. Dieses variiert von gemächlich menschlich während des Abendessens der Brunettis mit Flavia über leicht beschleunigt, als es endlich einen tatsächlichen Fall gibt, bis hin zum actionrechen, schnellen Finale auf der ganz großen Opernbühne. Diese Lesung macht genauso viel Spaß wie die 23 zuvor. Überzeugend und gelungen. 


Aufmachung des Hörbuchs
Verlags-und serientypisch wird auch der 24. Brunetti-Krimi in einer schwarz-weißen Klappdeckelschachtel zum Aufklappen ausgeliefert. Am linken Rand der Schachtel befindet sich neben Verlags-und Sprecherangabe noch ein Auszug aus einer deutschen Tageszeitung, der sich aber eher auf die gesamte Serie bezieht. Zwei Drittel sind der Übernahme des Buchcovers vorbehalten, das diesmal eine Opernszene zeigt. Eine Frau steht, den Blick ins Leere gewandt, vor einem Sofa. Am anderen Ende des Covers liegt ein Mann tot auf dem Boden, über ihm ein blutiges Messer. Aus dem auch diesmal wieder ungewöhnlich dünnen beiliegenden Booklet erfahren wir, dass es sich um ein Motiv aus "Rodelinda" von Händel handelt, passend folgt auf der nächsten Seite ein kurzer Textauszug. Natürlich finden sich Autoren-und Sprecherbiografien und eine Aufteilung der Buchkapitel auf die CDs.


Fazit
Immer noch nicht ganz das Niveau des 22. Falles gehalten, trotzdem ein schönes Hörbuch, das Vorfreude auf den Jubiläumsfall "Ewige Jugend" weckt, der noch in diesem Jahr erscheint.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Teil 23: Tod zwischen den Zeilen
Teil 22: Das goldene Ei
Teil 21: Tierische Profite
Teil 20: Reiches Erbe
Teil 19: Auf Treu und Glauben