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Kategorie: Thriller

Es ist das größte Netzwerk, das es je gegeben hat. Ein bloßer Gedanke genügt, um Tausende zu erreichen. Jeder hat es. Jeder ist drin. Nur du nicht. Das heißt: Du bist allein. Sehr allein. „Wir nennen ihn den Lifehook.“ Christopher kann es nicht fassen, als er das erste Mal von der gigantischen Werbekampagne hört, die der berühmte FriendWeb-Gründer John Salzman gestartet hat. Ein Chip, mit dem die Menschen fast ohne Aufwand gedanklich kommunizieren können? Dahinter steht mit Sicherheit die Kohärenz. Während immer mehr Jugendliche zum Lifehook greifen und bald für diejenigen, die ihn nicht besitzen, die soziale Ausgrenzung beginnt, erkennt Christopher, dass er sich nicht länger tatenlos in Hide-Out verstecken kann. Doch als ihm die entscheidende Idee kommt, wo die Schwachstelle des globalen Netzwerks liegen könnte, müssen er und Serenity die vielleicht folgenschwerste Entscheidung ihres Lebens treffen …

 

Time out 

Autor: Andreas Eschbach 
Verlag: Arena
Erschienen: 07/2012
ISBN: 978-3-401-06630-1
Seitenzahl: 520 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Christopher wird langsam aber sicher klar, dass er für Jeremiah Jones keinerlei Wert mehr hat. Der Visionär und Vater von Serenity hört nicht mehr auf das, was Christopher ihm zu sagen hat, denn die Ansichten und Bemerkungen des Jungen passen absolut nicht in das Bild, das Jeremiah Jones hat. Und als der Lifehook ins Spiel kommt, und sich die Leute buchstäblich darauf stürzen – ja sogar noch Geld dafür bezahlen, diesen Chip in die Nase gesetzt zu bekommen, ist für Christopher klar: Dieser Irrsinn muss aufhören, und wenn einer nicht hören will, dann muss er halt fühlen. Aber er, Christopher, wird sich in Sicherheit bringen und lieber aus dem Verborgenen heraus agieren, als erneut in die Fänge der Kohärenz oder noch schlimmer, der Upgrader, zu geraten.

Abwechslungsreich, klar und mit einer gut verständlichen Sprache hat Andreas Eschbach diesen letzten Teil seiner Out-Trilogie in Worte gefasst.


Stil und Sprache
Es ist schon erstaunlich, was Gruppenzwang und die Angst vor sozialer Ausgrenzung so alles bewirken können. Da bereitet der Visionär seit Wochen eine Aktion gegen die Kohärenz vor, in der er deren Existenz für alle Welt sichtbar auf den Tisch legen will, und dann kommt alles ganz anders. Ein Chip, der die Kommunikation zwischen den Menschen erleichtern soll und von einem der größten Social Media Anbieter in der Handlung auf den Markt gebracht wird, lässt in Christopher eine böse Ahnung erwachen. Sein Instinkt, seine Weise zu denken, die Dinge zu betrachten sind einmal mehr ein großer Bestandteil der Geschichte in diesem Buch.

Der Autor macht erneut auf herrlich anschauliche Weise klar, dass es einem Erwachsenen auch mal gut tut, auf einen Teenager zu hören, nicht alles für selbstverständlich zu nehmen und dass die Welt nicht immer nach den eigenen Regeln spielt. Die Szenen, wo Christopher sich mit Jeremiah regelrechte Wortgefechte auf die typische Christopher-Art liefert, die sind ein einziger Augenschmaus. Denn Christopher sagt, wie die Dinge stehen, zwar gerne öfters, aber irgendwann hört er damit auf und verlässt sich dann nur noch auf sich selbst – und fährt damit wundersamerweise besser als alle anderen.

Waren die beiden ersten Bände noch hauptsächlich im personalen Erzählstil durch Christopher und Serenity geschrieben, so erzählt diesmal ein unabhängiger Betrachter die Handlung. Es geht für die beiden Hauptfiguren erneut auf eine abenteuerliche Reise, Gefühle werden entdeckt und ausgelebt und jede Menge technischer Dinge kommen erneut ins Spiel.

Der Thriller ist äußerst abwechslungsreich, erklärt technische Feinheiten auf einfache Weise und zeigt, dass die Technik am besten dem Menschen dient, nicht aber umgekehrt. Doch am überraschendsten ist der Schluss, denn da scheint der Autor mit einem Augenzwinkern eine neue Welt zu zeigen, und es sieht fast so aus, als ob die Menschheit doch nichts dazugelernt hat. Ob dieses gelungene offene Ende dem Autor womöglich ein Türchen für eine Fortsetzung lassen soll?


Figuren
Unterschiedliche Charaktere, engstirniges Verhalten, gigantisches Selbstbewusstsein und ein Hauch an Selbstüberschätzung bilden die Grundpfeiler der Figuren in diesem Thriller. Es ist schon erstaunlich, wie selbstverständlich die Menschen manchmal die Dinge nehmen, wie sie ohne nachzufragen davon ausgehen, dass sie allein durch ihre bloße Anwesenheit automatisch die Führungsposition innehaben, obwohl keiner sie dazu gemacht hat.

Jeremiah Jones erscheint wie ein Mann, der an der absoluten Spitze stehen muss, ein reines Alphatier ist. Nach seinem Einzug in der Gemeinschaft von Hide-Out ist es für ihn ganz klar: Er ist der Anführer, er hat das Sagen und seine Entscheidungen sind die einzig richtigen. Dass ihm Christopher nicht nach dem Mund redet und überhaupt so gar nicht mit ihm in eine Richtung zu gehen scheint, stört ihn gewaltig. Doch als seine Tochter Serenity ihn auf gewisse Umstände anspricht und ihm gnadenlos offen sagt, wie falsch er mit seinen diversen Einschätzungen liegt, denkt er für kurze Zeit um. Leider nicht von Erfolg geprägt. Doch er zahlt den Preis für seine Ignoranz.

Christopher hat sich binnen weniger Wochen zu einem erstaunlichen Teenager entwickelt. Sicher, er war vorher schon etwas Besonderes, auch wenn er selbst das gar nicht so gern hört. Aber wie er sich in diesem Band wieder auf bestimmte Sachen besinnt, wie er für Veränderung sorgt und alles tut, um die Kohärenz im Allgemeinen und die Upgrader im Besonderen für immer auszuschalten, das hat schon was Spezielles.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist schwarz gebunden, hat ein orangefarbenes Leseband und einen schwarzen Schutzumschlag. Dieser ist mit den gleichen optischen Elementen gestaltet, wie schon Band eins und zwei. Kleine Lichter, die aussehen wie Ameisen, laufen in einem unbestimmbaren Muster über das Covermotiv. Der Autorenname ist in einem schimmernden Orange abgedruckt, das sich je nach Haltung des Buches verändert. Der Buchtitel selbst steht in grau-schwarzen Großbuchstaben im unteren Teil des Buches. Auf der Rückseite stehen ein paar Worte zum Thrillerinhalt. Nicht unbedingt mein Geschmack, aber zum Thriller passt es.


Fazit
Zugegeben, dieser dritte und letzte Teil der Out-Trilogie ist nicht ganz so fantastisch, wie der zweite Band war, aber tolle Unterhaltung und eine spannende Story sind allemal garantiert. Absolute Leseempfehlung von mir.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort

Backlist:
Band 1: Black Out
Band 2: Hide Out