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Australien 1946. Sechshundert Frauen machen sich auf eine Reise ins Ungewisse. Ein Flugzeugträger soll sie nach England bringen, dort erwartet die Frauen ihre Zukunft: ihre Verlobten, ihre Ehemänner – englische Soldaten, mit denen sie oft nur wenige Tage verbracht hatten, bevor der Krieg sie wieder trennte. Unter den Frauen ist auch die Krankenschwester Frances. Während die anderen zu Schicksalsgenossinnen werden, ihre Hoffnungen und Ängste miteinander teilen, bleibt sie verschlossen. Nur in Marinesoldat Henry Nicol, der jede Nacht vor ihrer Kabine Wache steht und wie sie Schreckliches erlebt hat im Krieg, findet sie einen Vertrauten. Eines Tages jedoch holt Frances ausgerechnet der Teil ihrer Vergangenheit ein, vor dem sie ans andere Ende der Welt fliehen wollte …

 

Ueber uns der Himmel unter 

Originaltitel: The Ship of Brides
Autor: Jojo Moyes
Übersetzer: Katharina Naumann
Verlag: rowohlt Polaris
Erschienen: Februar 2016
ISBN: 978-3499267338
Seitenzahl: 512 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
1946. Der zweite Weltkrieg ist beendet, der Wiederaufbau kann beginnen, die Welt befindet sich im Umbruch und mehr als 600 australische Frauen brechen in ein ungewisses Schicksal auf. Sie haben während des Krieges britische Soldaten geheiratet und werden nun zu ihren Männern gebracht. In ein Land, das sie nicht kennen, zu Familien, die sie nie zuvor getroffen haben und zu ihren Ehemännern, die sie oft nur wenige Wochen gesehen haben und zu denen sie seitdem nur noch über gelegentliche Briefe Kontakt hielten. Manch eine wird auf dem Weg vielleicht zur Witwe, einige sind in England doch nicht willkommen und andere werden dort ihr Glück finden. Keine von ihnen weiß, was sie erwartet und doch wagen sie den mutigen Schritt in eine unbekannte Zukunft in einem fremden Land…

Jojo Moyes erläutert im Vorwort, dass ihre eigene Großmutter eine dieser mutigen Australierinnen war und hebt hervor, dass zwar die Charaktere in ihrem Roman fiktiv sind, die Reise der Bräute jedoch tatsächlich stattgefunden hat. Das wird auch durch die Nachrichten-Schnipsel und Auszüge aus Tatsachenberichten, die zu Beginn jedes Kapitels abgedruckt werden, deutlich. Ihr Roman ist also eine Mischung aus realen Ereignissen und fiktiven Schicksalen, was das Buch umso spannender macht. So ist Jojo Moyes ein weiteres Mal ein absolut fesselnder Roman gelungen, der die Leser in eine unbekannte Zeit entführt und sie erst nach der letzten Seite und einigen Stunden bester Leseunterhaltung wieder gehen lässt.


Stil und Sprache
Den Ausgangspunkt der Romanhandlung bildet eine Reise von Großmutter und Enkelin, während der sie auf ein altes Schiffswrack stoßen. Diese kurze Einleitung, die zum Ende des Romans mit einem ebenso kurzen Schluss abgeschlossen wird,  bildet den Rahmen für die eigentliche Handlung. Diese spielt im Jahr 1946 und begleitet verschiedene Charaktere auf der schicksalsträchtigen Reise von Australien nach England. Die Handlung wird in der dritten Person aus verschiedenen Perspektiven erzählt, unter anderem den Perspektiven der vier Protagonistinnen. Anfangs wird man durch die schiere Menge an Charakteren ein wenig erschlagen und es fällt schwer, eine Bindung zu den einzelnen Figuren aufzubauen. Sobald man ein paar mehr Hintergründe kennen lernt und die Frauen endlich problemlos unterscheiden kann, gibt sich das jedoch und man taucht voll und ganz in die Handlung ein.

Die Ungewissheit der Frauen und die angedeuteten Gefahren einer so langen Seereise sorgen dafür, dass von Beginn an eine gewisse Grundspannung vorhanden ist. Zusätzlich läuft der übergeordnete Spannungsbogen auf die Ankunft in England und die Frage, was die Frauen dort erwartet, zu. Auf dem Weg gibt es in den Teilgeschichten immer mal wieder Höhepunkte, in denen die einzelnen Frauen in akuter Gefahr schweben oder ein wichtiger Teil ihrer Vergangenheit enthüllt wird. Für letzteres werden auch kurze Rückblenden verwendet. Das alles zusammen entwickelt einen enormen Sog und sorgt dafür, dass man das Buch nach dem etwas beschwerlichen Einstieg nicht mehr aus der Hand legen kann. Der Schluss führt schließlich alle losen Fäden zusammen und wurde realistisch gewählt. Nicht alle Fragen werden abschließend behandelt, aber damit wirkt das Ende nur umso realistischer.

Der Schreibstil von Jojo Moyes hat einen großen Anteil am Lesevergnügen. Sie hat eine klare Erzählsprache und kann trotzdem die Emotionen der Figuren transportieren. Insbesondere die Schwankung zwischen Unsicherheit und Angst vor der Zukunft und gleichzeitiger Vorfreude und Nervosität ist ihr großartig gelungen und führt dazu, dass man bis zur letzten Seite mit den Protagonisten mitfiebert.


Figuren
Jojo Moyes widmet sich in „Über uns der Himmel, unter uns das Meer“ nicht nur einer Protagonistin, sondern begleitet vier Frauen auf ihrer schicksalsträchtigen Reise in ein neues, unbekanntes Leben.  Zusätzlich treten verschiedene andere Charaktere als Nebenfiguren auf und ergeben so in Summe ein stimmiges, interessantes Figurenensemble. Alle Charaktere wurden ihren Rollen entsprechend ausgearbeitet und passen wunderbar in die beschriebene Zeit.

Da ein großer Teil der Spannung darauf beruht, dass man die vier Protagonistinnen erst nach und nach kennen lernt, möchte ich hier lieber nichts vorweg nehmen. Die Autorin hat vier sehr unterschiedliche Frauen gewählt und jede von ihnen hat auf ihre Art ein schweres Schicksal zu tragen. Nicht alle von ihnen sind immer sympathisch, sie haben Schwächen und Fehler und handeln natürlich ihrer Zeit entsprechend, was aus heutiger Sicht so manches Unverständnis auslösen kann – aber immer bleiben sie dabei realistisch und authentisch. Genauer gesagt wurden sie von der Autorin so überzeugend ausgearbeitet, dass man nicht nur mit ihnen mitfiebert, sondern auch schnell vergisst, dass es sich lediglich um fiktive Figuren handelt.


Aufmachung des Buches
„Über uns der Himmel, unter uns das Meer“ erschien als broschiertes Buch und hat ein Covermotiv erhalten, was sowohl thematisch sehr gut zur Geschichte passt als auch mit den Covern der bisherigen deutschen Jojo Moyes Bücher harmoniert. Zu sehen ist eine Frau samt Koffer, die offensichtlich an der Reling eines Schiffes steht und aufs Meer hinaus sieht. Die Farbwahl sowie das Motiv passen großartig zum Roman und der Zeichenstil passt zu den anderen Büchern. Alles in allem eine rundum gelungene Darstellung. Im Buchinneren hätte ich mir eine Karte mit der Reiseroute gewünscht und vielleicht auch ein Personenregister – aber das wäre nur das i-Tüpfelchen gewesen, denn auch so kann die Aufmachung absolut überzeugen.


Fazit
Jojo Moyes Romane kaufe ich bedenkenlos ohne irgendetwas über den Inhalt zu wissen, denn bisher konnten sie mich alle begeistern. „Über uns der Himmel, unter uns das Meer“ ist da keine Ausnahme. Der Roman ist spannend, vielschichtig und emotional bewegend. Von der ersten bis zur letzten Seite fiebert man mit und lernt faszinierende Schicksale kennen, die von der Autorin so realistisch beschrieben wurden, dass man meint, einen Tatsachenbericht zu lesen. Absolut zu empfehlen!

 

4 5 Sterne


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