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Irgendwann holt die Vergangenheit jeden ein …
Albträume und Schlaflosigkeit sind  die ständigen Begleiter des Journalisten Dawson Scott. Bis er von einem Fall erfährt, der zur Story seines Lebens werden könnte: Ein Mann soll einen grausamen Doppelmord an seiner Frau und deren Geliebten verübt haben. Scott erhält einen entscheidenden Hinweis – eines der Opfer, Jeremy Wessen, ist scheinbar der Sohn eines Terroristenpaares, das nie gefasst wurde. Auf eigene Faust beginnt Scott zu ermitteln und versucht, über die attraktive Amelia Nolan, Jeremys Exfrau, an Informationen zu gelangen. Was er schließlich aufdeckt, ist mehr als erschreckend …

 

Eisige Glut 

Originaltitel: Deadline
Autor: Sandra Brown
Übersetzer: Christoph Göhler
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 12/2015
ISBN: 978-3-7645-0489-2
Seitenzahl: 512 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Ein FBI-Agent kurz vor seinem Ruhestand bittet Dawson um Hilfe in einem Fall, den er nie wirklich ad acta legen konnte. Ein Gesetzloser zieht seit rund 40 Jahren durch die Lande und verbreitet Angst, Schrecken, Trauer und Schmerz bei den Hinterbliebenen seiner Opfer. Dawson sieht sich außerstande, diese Bitte abzulehnen, zumal ein Blick auf die Witwe - deren verstorbener Exmann ein Teil jenes Verbrechens war, in dessen Gerichtsverhandlung er jetzt sitzt -, in ihm ungeahnte Gefühle weckt. Und so sieht er sich schon bald in eine Jagd auf einen Mann verstrickt, mit dem ihn weit mehr als nur Hass und Verachtung verbinden. Aber wird ihm Amelia, die Exfrau des Verstorbenen, wirklich eine Hilfe sein? Und was ist mit seinen Gefühlen für sie?

Relativ harmlos und sprachlich ungewohnt dezent hat Sandra Brown diesen Thriller zu Papier gebracht.


Stil und Sprache
Im personalen Erzählstil durch Amelia und Dawson wird dem Leser ein Thriller präsentiert, der so einiges von der sonst so hervorragenden sprachlichen Brillanz von Sandra Brown vermissen lässt. Keine Frage, es gibt genügend blutige und brutale Szenen und es gibt auch keinen Zweifel an der psychologischen Raffinesse, mit der sie dem Leser so manche Überraschung präsentiert. Aber der Tonfall, der sonst bis scharf an die Grenze zur Obszönität reichte, der ist nicht vorhanden. Ja, es gibt durchaus Passagen, wo es verbal zur Sache geht, wo die Dinge beim Namen genannt werden, aber zu 90 % bleibt es doch im höflichen Rahmen, der für Sandra Brown einfach ungewohnt ist.

Ein weiteres Merkmal, das mich irritiert hat, ist die Tatsache, dass der Spannungsaufbau hier nicht so gegeben ist wie in ihren anderen Thrillern. Da ist es ein gleichmäßig ansteigender Spannungsbogen, der sich erst kurz vor Ende in einem tollen Showdown entlädt. In Eisige Glut gleicht der Spannungsbogen eher einer Achterbahnfahrt und das Ende davon liegt sehr nah am Boden.

Zur Ehrenrettung der Autorin muss ich aber auch sagen, dass die Handlung selbst schön zu lesen ist. Das Vergnügen bleibt nicht auf der Strecke, auch wenn es nicht mit der gewohnten Schärfe und Faszination dargeboten wird. Aber was Amelia und Dawson Stück für Stück entdecken,  die vielen unerwarteten Wendungen und überraschenden Entdeckungen, sowohl für die Figuren als auch den Leser, die entschädigen doch ein Stück weit für das Missen des sonst üblichen Tonfalls. Bis knapp über die Hälfte des Buches ist es vonseiten der Charaktere eine Suche voller Verdächtigungen und unbeweisbarer Vermutungen. Dann dreht die Autorin den Spieß um, und der Leser ist informationsmäßig den in der Handlung vorkommenden Figuren ein Stück voraus und sieht und erfährt Dinge, die die Agierenden erst noch herausfinden müssen. Das entschädigt ebenfalls für den doch sehr gesitteten Tonfall und die fast schon sanfte Sprache.


Figuren
Soldaten, die mit einem Kriegstrauma wieder zurück in ihren Alltag in den Staaten kommen, Familienmitglieder, die hilflos mit ansehen müssen, wie sich ihre geliebten Söhne, Ehemänner oder Enkel mit den posttraumatischen Belastungen quälen, und Terroristen die sich über alles und jeden erhaben fühlen und entsprechend verhalten. Das und mehr bietet die Autorin in dieser Geschichte und zeigt eine Seite des Krieges, die wohl keinen unberührt lassen dürfte. Auch den Leser nicht.

Dawson hat Monate im Kriegsgebiet verbracht, immer auf der Suche nach der besonderen Story, dem gewissen Etwas, einem Detail, das seine Reportage aus der Masse der Kriegsberichte anderer hervorhebt. Und genau das ist es, was ihn in ein tiefes Loch katapultiert, als er wieder daheim in den USA ist. Kein Gemetzel macht ihn fertig, sondern das, was mit den Soldaten geschieht, die diese hautnah und wirklich miterlebt haben. Pillen und Alkohol stehen genauso auf seinem Speiseplan wie Fast Food. Doch wirklich helfen tut das alles nicht. Erst als er Amalia kennenlernt, fängt er an, die Dinge aus einer anderen Sicht zu betrachten.

Amelia ist eine zarte Schönheit mit Nerven aus Stahl. Sie hat eine unheimliche Ruhe weg und scheint das alles ohne große Anstrengung zu bewältigen. Es sind eher die kleinen Gesten, die verraten, welche Kraft es sie kostet, das Ganze zu überstehen, ohne dass sie dabei äußerlich große Regungen zeigt. Eine Magnolie aus Stahl, wenn man so will. Ihre beiden Söhne gehen ihr über alles und die Tatsache, dass diese die Nachfahren eines mehrfachen eiskalten Mörders sind, verdrängt sie über lange Zeit. Doch mit Dawson kommt Bewegung in ihren Alltag, der bis dahin von immer den gleichen Gewohnheiten und Routinen geprägt war. Und er ist es auch, der sie praktisch dazu zwingt, sich der Realität zu stellen und endlich zu begreifen, dass ihre Kinder einen Mörder in ihrer Familie haben, deswegen aber noch lange nicht so werden müssen wie dieser. Im Grunde eine Ironie, denn für Dawson persönlich gelten andere Maßstäbe.


Aufmachung des Buches
Der Thriller ist in Deutschland als schwarz gebundenes Buch mit rotem Leseband erschienen. Ein Schutzumschlag in Weiß, Schwarz, Grau und Rot zeigt einige Blumenköpfe, etwas Blut und den Namen der Autorin in leicht erhoben und glänzenden Großbuchstaben abgedruckt. Auf der Rückseite steht in weißer Schrift vor dem schwarzen Hintergrund, wovon der Thriller handelt. Auf der linken Schutzumschlagsklappe kann man eine etwas ausführlichere Thrillerbeschreibung lesen, auf der Rechten findet man ein paar Informationen zur Autorin sowie ein Bild von ihr.


Fazit
Ein eigentlich angenehmer Thriller, der gut unterhält und für Lesevergnügen sorgt. Doch von einem Thriller von Sandra Brown wird eindeutig mehr erwartet. Am Ende blieb die Frage: Was war denn nun eigentlich der „große Plan“ gewesen? Denn die wenigen Antworten, die die Autorin in puncto Amelia, Jeremy und die Soldaten gibt, die sind selbst für eine Sandra Brown zu dürftig und fadenscheinig. Schade.


3 5 Sterne


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