Am 11. Dezember 2015 habe ich den vorweihnachtlichen Stress für einen Besuch im Stuttgarter Buchhaus Wittwer kurz unterbrochen. Anlass war der Besuch einer meiner Lieblingsautoren: Kai Meyer. Dieser sollte ab 19 Uhr in der Jugendbuchabteilung lesen und da der Eintritt kostenlos war und entsprechend keine Voranmeldung möglich, beschloss ich lieber frühzeitig da zu sein. Kurz nach 18 Uhr kam ich also schon in die Buchhandlung und es waren tatsächlich fast alle Plätze bereits belegt. Da viele Besucher jedoch die erste Reihe vermeiden, fand ich dort tatsächlich noch ein Plätzchen direkt am Lesungstisch. Dann hieß es warten – was in der Jugendbuchabteilung mit all ihren Schätzen und dem einen oder anderen bekannten Gesicht unter den Lesungsbesuchern zum Glück nicht schwer fiel.
Pünktlich um 19 Uhr wurde die Lesung dann vom Wittwer Team eröffnet – bis dahin hatte sich der Raum weiter gefüllt und viele standen hinter den Stuhlreihen oder saßen davor auf dem Fußboden. Kai Meyer setzte sich an den vorbereiteten Lesungstisch und begann mit einer kurzen Vorstellung. Da er aus „Die Seiten der Welt – Nachtland“, dem zweiten Teil der Reihe, lesen würde, erläuterte er ein paar Hintergründe, versprach aber, nicht zu viel zu spoilern. Tatsächlich hat er dann auch keine Szenen aus der Haupthandlung vorgelesen, sondern die Nebenhandlung rund um Furias Bruder Pip ausgewählt. Die zwei Szenen waren nicht sonderlich actiongeladen, dafür aber mit viel Humor und sie wurden hervorragend vorgetragen. Da ich das Buch vorher bereits gelesen hatte, konnte ich direkt wieder in die Welt der Bibliomanten eintauchen und hätte noch Stunden zuhören können.
Nach dem Lesungsteil des Abends hatten wir die Möglichkeit dem Autor Fragen zu stellen – er hatte vor der Lesung schon darauf hingewiesen, dass man nicht schüchtern sein braucht und sich am besten während der Lesung eine Frage überlegt. Die übliche Schüchternheit bei solchen Veranstaltungen verflog dann auch schnell und viele Zuhörer nutzten die Chance, einem so bedeutenden Autor endlich mal eine Frage stellen zu können. Im Detail kann ich diese hier nicht wiedergeben – es wurde sehr lange und ausführlich gefragt – aber ein paar Eindrücke der Fragen möchte ich trotzdem aufnehmen. So lernten wir zum Beispiel, dass Kai Meyer nicht nur ein eigenes Bücherzimmer, sondern auch ein Comic- und Filmzimmer in seinem Haus hat, weswegen das mit der Übersicht und Ordnung nicht so ganz einfach ist. Nach möglichen Verfilmungen zu seinen Büchern gefragt, hat er erzählt, dass das bei den Fantasy-Werken wohl generell am Budget scheitern wird und für eine gute Verfilmung von zum Beispiel „Die Seiten der Welt“ mehrere Millionen Euro Budget nötig wären – zu viel, um zum Beispiel über Crowd Funding etwas zu erreichen – entsprechend wird eine Verfilmung zwar immer mal wieder angedacht, aber bisher ergab sich daraus nichts. Auch Comic-Adaptionen sind schwierig, weil in Deutschland einfach der Markt dafür fehlt. In Deutschland hergestellte Comics sind zudem deutlich teurer als die internationalen, die man als Verlag „nur“ einkaufen und übersetzen lassen muss. Da der dritte Band der "Seiten der Welt" im Frühjahr erscheint, wurde natürlich auch direkt nach einer möglichen Fortsetzung gefragt und Kai Meyer hat dies zur Freude der Anwesenden nicht ganz ausgeschlossen.
Nach der Fragerunde gab es noch die Möglichkeit, die mitgebrachten oder direkt vorher im Wittwer gekauften Bücher vom Autor signieren zu lassen. Dabei blieb Kai Meyer trotz des großen Ansturms sehr freundlich und hat gerne weitere Fragen beantwortet. Das bildete dann den gelungenen Abschluss eines rundum schönen Lesungsabends. Vielen herzlichen Dank an Kai Meyer für die tolle Lesung! Und natürlich ebenfalls vielen Dank an das Team der Buchhandlung Wittwer – der Abend war wieder bestens organisiert und vorbereitet (sogar kleine Bestellzettel für den dritten Band der Reihe lagen für alle Besucher bereit).