Im Jahr 2019 herrscht eine neue Weltordnung: Die Götter sind auf die Erde zurückgekehrt. Alle Götter – bis auf einen. Während Odin, Zeus, Manitu, Anubis, Shiva und Co. sich ihre alten Kultstätten zurückholen und ihre Anhänger um sich scharen, warten Christen, Moslems und Juden vergeblich.
Interpol-Ermittler Malleus Bourreau ist Atheist geblieben in dieser Welt voller Götter. Er ist gut in seinem Job, denn er hat keinen Respekt, weder vor Menschen noch vor Göttern. Sein aktueller Fall fordert ihn allerdings: Auf der ganzen Welt verschwinden religiöse Artefakte aus den verschiedensten Kulturen, und die Diebe gehen dabei buchstäblich über Leichen. Und das ist nicht das einzige Rätsel, das es zu lösen gilt.
Autor: Markus Heitz |
Die Grundidee der Handlung
Malleus Bourreau, Interpol Spezialist für Fälle mit göttlicher Beteiligung, ist blutige Tatorte und brutale Verbrechen bei weitem gewöhnt, doch der Fall, dem er diesmal auf der Spur ist, ist selbst für ihn heftig. Leichen pflastern den Weg des unbekannten Drahtziehers und er oder sie scheint vor nichts zurückzuschrecken, um sein Ziel zu erreichen. Was hat es mit den gestohlenen Gegenständen auf sich? Wie hängen die Fälle zusammen? Und wer ist der geheimnisvolle Schutzengel, der Malleus Bourreau immer wieder in letzter Minute auf ausgesprochen blutige Art das Leben rettet? Der Ermittler beginnt nachzuforschen und ahnt nicht, in welche Gefahr er sich begibt …
Markus Heitz lässt für seinen neusten Roman die Götter wiederauferstehen und um sie herum eine faszinierende, beinahe post-apokalyptisch anmutende Welt, in der er einen Thriller-artigen Fall arrangiert. Beste Unterhaltung für alle Fantasy- und Thriller-Fans, die sich auf das ungewöhnliche Setting einlassen können.
Stil und Sprache
Der der Handlung vorangestellte Prolog gibt einen Überblick über die Geschehnisse von 2012 bis 2019. Die Welt hat sich gewandelt und der Prolog gibt dem Leser die Gelegenheit, sich an die Konsequenzen daraus zu gewöhnen, bevor die eigentlich Handlung beginnt. Das ist ein guter Weg, den Leser abzuholen, denn der Roman beginnt danach direkt mit einem Fall und gibt wenig Gelegenheit durchzuatmen. Die eigentliche Handlung wird dann aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt, jeweils in der dritten Person aus der Perspektive von Bourreau und seiner Sekretärin und in der ersten Person aus der Perspektive eines geheimnisvollen Verfolgers. Der Roman ist in einzelnen Episoden geschrieben, die vorab als E-Books veröffentlich wurden. Entsprechend schließt jede Episode einen Fall ab, bringt den Leser aber gleichzeitig im übergeordneten Fall voran. Die Spannung wird durch letzteren kontinuierlich erhöht und hat zum Finale der Episoden immer wieder kleine Spitzen. Schließlich steuert alles auf den Höhepunkt des übergeordneten Falls zu und in einer letzten, actionreichen Szene wird dieser gelöst und die losen Fäden laufen zusammen. Dabei hat Markus Heitz viele Fragen ungeklärt gelassen, die in einer bereits geplanten Fortsetzung wieder aufgegriffen werden sollen. Das Ende ist entsprechend ein recht gemeiner Cliffhanger und macht sehr neugierig auf den nächsten Band.
Der Schreibstil von Markus Heitz ist in „AERA – Die Rückkehr der Götter“ gewohnt gut. Er beschreibt seine Handlungsorte und Charaktere ansprechend und detailliert, fängt so auch die Atmosphäre überzeugend ein. Zusätzlich gibt er seinen Figuren eine gute Portion schwarzen Humor mit. Einzig die eine oder andere Floskel und Wiederholung sind mir diesmal störend aufgefallen. So betrachtet der Protagonist gefühlt alle zwei Seiten etwas durch seine „kontaktlinsenblauen Augen“, er wirft unzählige Male in gleicher Formulierung seinen Militärmantel über und zündet sich ebenfalls in gleicher Formulierung die Zigarre an. Ich hoffe, dass es sich hierbei um gezielt gesetzte Hinweise handelt, die in einer Fortsetzung nochmal thematisiert werden. Auch die Produktplatzierung einer gewissen Automarke war mir ein wenig zu gehäuft.
Etwas anderes hat mich weniger gestört, schreckt aber mit Sicherheit den einen oder anderen Leser ab: „AERA – Die Rückkehr der Götter“ ist kein Buch für Zartbesaitete. Die untersuchten Fälle sind brutal, die Kampfszenen detailliert beschrieben und der bildhafte Schreibstil von Markus Heitz sorgt dafür, dass man sich die Verbrechen, Verletzungen und Todesursachen ebenso gut vorstellen kann wie die sonstigen Details.
Figuren
Malleus Bourreau ist Ermittler bei Interpol und auf gewissermaßen göttliche Fälle spezialisiert. Das heißt, er wird sowohl offiziell, als auch als privater Ermittler immer hinzugezogen, wenn man vermutet, dass Götter an einem Verbrechen beteiligt waren. Das liegt nicht nur an seiner sehr guten Ermittlungsarbeit, sondern auch daran, dass er als Atheist keine Angst vor den sogenannten Göttern – Bourreau nennt sie konsequent nur Entitäten – hat. Der Leser lernt den Interpolagenten bei seinen Ermittlungen als zuverlässigen Draufgänger kennen, der offensichtlich einige Narben aus den vorangegangenen Kriegen mitgenommen hat und nun versucht, menschliche Bindungen zu vermeiden. Ich fand ihn im Großen und Ganzen sehr stimmig ausgearbeitet und die eine oder andere Eigenheit gibt Hinweise auf hoffentlich zukünftig aufgedeckte Geheimnisse. Einzig Bourreaus Umgang mit den Frauen fand ich für Markus Heitz ungewöhnlich flach ausgearbeitet. Denn der harte Ermittler verliert dann doch sehr schnell und scheinbar ohne Grund sein Herz. Das scheinbar alle Frauen, die ihm begegnen, auch sofort ihr Herz an ihn verlieren, fand ich ebenso unglaubwürdig, es wurde aber in den meisten Fällen ein wenig geschickter vorbereitet.
Neben Bourreau taucht eine Vielzahl von Nebenfiguren auf, die zwar meist nur für eine Episode entscheidend sind, aber trotzdem glaubwürdig ausgearbeitet wurden. Die wiederkehrenden Figuren wurden natürlich ausführlicher charakterisiert, bleiben teilweise aber auch absichtlich geheimnisvoll. Hier wird hoffentlich in einer möglichen Fortsetzung noch die eine oder andere Ungereimtheit ausgeräumt.
Die verschiedenen Gegenspieler sind über die verschiedenen Episoden ebenso vielfältig ausgestaltet und bieten so manche Überraschung. Einzig den Drahtzieher hinter dem episodenübergreifenden Fall fand ich ein wenig schwach im Vergleich zur vorher aufgebauten Spannung, aber das Finale war zum Glück trotzdem spannend.
Aufmachung des Buches
„AERA – Die Rückkehr der Götter“ ist ursprünglich als eSerial erschienen und wurde auch genau dafür konzipiert. Die jetzt erschienene Taschenbuchausgabe ist lediglich die Print Veröffentlichung der einzelnen Episoden. Diesen Episoden vorangestellt ist ein längerer Prolog, der die Ausgangslage beschreibt und im Anschluss an die eigentliche Handlung folgt noch ein Glossar der in der Handlung erwähnten Götter. Diese sind nach Episoden und nach Erscheinen in diesen angeordnet, was ich etwas unübersichtlich finde – ich hätte mir eine alphabetische Auflistung gewünscht.
Das gewählte Covermotiv des Romans erinnert an eine düstere Graphic Novel und ich finde, das passt großartig zur Atmosphäre. Man sieht den Protagonisten in seinem typischen Mantel und kann auch ansonsten einige Anspielungen auf den Inhalt erkennen. Durch das dunkle Rot fällt das Buch zudem sofort ins Auge.
Fazit
Markus Heitz hat mit „AERA – Die Rückkehr der Götter“ eine weitere vielschichtige, faszinierende Welt erschaffen und bietet auf den fast 800 Seiten durchgehend spannende Unterhaltung. Dank der ungewöhnlichen Grundidee hebt das Buch sich von der breiten Masse der Neuerscheinungen ab und ist allen Fantasy- und Thriller-Fans, die nicht allzu zartbesaitet in Bezug auf Gewaltdarstellungen sind, voll und ganz zu empfehlen.
Hinweise
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