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Kategorie: Ab 14 Jahre

Eingesperrt auf engstem Raum, ohne Aussicht auf Rettung, erkennt man ganz neue Seiten an seinen „Freunden“. Manche Seiten sind hässlich … andere tödlich.

 

abgruendig 

Autor: Arno Strobel
Verlag: Loewe
Erschienen: März 2014
ISBN: 978-3785578643
Seitenzahl: 340 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Das Bergcamp an der Zugspitze beginnt für Tim nicht ganz so wie geplant. Einige der Teilnehmer nerven von Beginn an, bei einem der Mädchen benimmt er sich plötzlich wie ein verliebter Trottel und die ersten Trockenübungen an der Kletterwand werden schnell langweilig. Als schließlich eine kleine Gruppe heimlich allein Richtung Zugspitze aufbricht, schließt Tim sich ihnen trotz eines schlechten Gefühls an. Es ist als entspannte Bergtour geplant, doch sie werden von einem Unwetter überrascht und flüchten gerade noch so auf eine einsame Berghütte. Eine kalte, alkoholreiche Nacht später verhindert das Unwetter unvermindert ihren Abstieg und einer von ihnen fehlt … an seinem Platz findet sich nur noch eine Blutlache.

Arno Strobel ist den Thriller-Lesern bereits durch mehrere hochspannende Thriller für Erwachsene bekannt. „Abgründig“ ist sein erster Jugend-Thriller. Der Roman führt eine Gruppe Jugendlicher in einer Extremsituation an ihre Grenzen und legt damit auf ausgesprochen spannende Art die Abgründe der menschlichen Psyche offen.


Stil und Sprache
Wie im Thriller-Genre üblich ist der eigentlichen Handlung ein Prolog vorangestellt, der bereits deutlich macht, wie schief alles gegangen ist und viele Fragen aufwirft. Dadurch hat der Autor direkt für eine bedrohliche Grundstimmung gesorgt und kann sich danach eine eher ruhige Einleitungsphase leisten. In dieser kommt Tim im Camp an und lernt die anderen Teilnehmer kennen. Der Plan, alleine abzuhauen, wird zwar recht schnell angesprochen, es dauert aber eine Weile, bis die Situation wirklich brenzlig wird. Der langsame Einstieg hat mir ein wenig zu lange gedauert, aber dafür entschädigt der Rest der Handlung. Sind sie erst mal in der Hütte, spitzt sich die Situation nämlich schnell zu und bleibt dann bis zum Schluss höchst spannend. Beinahe jeder scheint verdächtig und erst ganz zum Schluss werden alle offenen Fragen aufgeklärt – mit einer überraschenden Wendung, die ich absolut nicht kommen sah. Einige Thriller-Fans werden von dem Ende sicherlich ein wenig enttäuscht sein, denn man hätte wirklich ein anderes erwartet. Aber ich fand es sehr gelungen umgesetzt und habe mich richtig darüber gefreut, dass es dem Autor gelungen ist, mich so an der Nase herumzuführen.

Während des gesamten Romans, inklusive des Prologs und des Epilogs, wird in der dritten Person aus Tims Sicht erzählt. Die gewählte Perspektive baut zusätzlich Spannung auf, denn Tim kann seiner eigenen Erinnerung nicht trauen und so sorgen nicht nur die Verdächtigungen für Dramatik, sondern auch seine eigenen Zweifel. Der Schreibstil fängt diese Dramatik realistisch ein, ohne es zu übertreiben und passt zum jugendlichen Protagonisten. Besonders die Beschreibung der Gewalt des Unwetters hat mir ausgezeichnet gefallen, man meinte beim Lesen fast, den Sturm und die von ihm ausgehende Gefahr selbst zu spüren.


Figuren
Tim ist sechzehn Jahre alt und hat sich beim Camp angemeldet, um erste Klettertouren zu machen. Er wirkt von Beginn an wie ein ganz normaler Jugendlicher. Nicht auf den Mund gefallen, ein bisschen schüchtern bei den Mädchen und eigentlich der nette Junge von nebenan – so lernt der Leser Tim kennen und schnell auch mögen. Erst auf dem Berg merkt man, dass noch deutlich mehr in ihm steckt, sowohl im Positiven als auch im Negativen. Über das ganze Buch fand ich Tim dabei sehr realistisch dargestellt und absolut überzeugend.

Auch die anderen Figuren wurden größtenteils dreidimensional ausgearbeitet. Zwar erfährt man über sie deutlich weniger Hintergründe, aber die eine oder andere Überraschung wartet auch hier und obwohl der Autor mit einigen Jugendbuchklischees arbeitet, gibt er ihnen doch genug Ecken und Kanten mit, dass es interessant wird. Insbesondere die Reaktionen auf die Extremsituation in der Hütte sind ausgesprochen realistisch gelungen und gerade dadurch wirkt das Buch so überzeugend.


Aufmachung des Buches
Der Loewe Verlag hat „Abgründig“ als broschiertes Buch herausgebracht. Das Cover scheint schwarz-düstere Blitze vor einem grauen Hintergrund zu zeigen und passt für mich damit zum Unwetter, das die Jugendlichen in die Katastrophe führt. Durch den roten, leicht hervorgehobenen Titel springt das Buch sofort ins Auge. Eine wirklich gelungen Gestaltung, die sich gleichzeitig von den üblichen Thriller-Covern abhebt.


Fazit
Arno Strobels erster Jugendthriller überzeugt durch eine psychologische Extremsituation, die eine Gruppe Jugendlicher zum Äußersten treibt und mit einer überraschenden Wendung zum Schluss, die alle Theorie über den Haufen wirft. Beste Unterhaltung, nicht nur für jugendliche Thriller-Fans.

 

4 5 Sterne


Hinweise
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