Nemo, zwanzig Jahre alt, lebt in einem schwarzen Leuchtturm. Der war nicht immer schwarz. Erst seit jenem Tag. Seit dem Autounfall. Der Unfall, durch den Nemo sein Augenlicht und seine Freundin Merle ihre Stimme verliert. Ein zu heißer Tag, ein zu müder Kopf, ein zu großer Baum. Nemo saß am Steuer. Seit dem versucht er zu vergessen und verschanzt sich in seinem Leuchtturm an der Küste.
Doch einige wenige Menschen lässt er noch in sein Refugium. Das ist natürlich die stumme Merle, immer in seiner Nähe, da sind Darius und dessen Freundin Luna sowie Emma, eine Zufallsbekanntschaft. Und dann ist Luna plötzlich verschwunden und die Polizei steht vor der Tür.
Originaltitel: Mnemophobia |
Die Grundidee der Handlung
Sonntag, 2. November bis Mittwoch, 5. November 2014. Dies ist der Zeitraum in dem sich die ganze Geschichte abspielt, immer wieder unterbrochen von Erinnerungsstücken. Mnemophobia – der Protagonist Nemo unternimmt alles, um die Vergangenheit zu verdrängen, jenen kurzen Moment, der sein ganzes Leben verändern sollte. Ein Autounfall, der ihn blind zurück lässt, seine Freundin Merle stumm. Drei Tage, die nichts Gutes verheißen, düster und deprimierend, das Ende schockierend.
Stil und Sprache
Die Geschichte wird erzählt aus Nemos Perspektive, seiner Verzweiflung, seinem Nichtzurechtkommen im Alltag. Der tägliche Kampf um die einfachsten Dinge. Wie kann er sich blind zurechtfinden? Wie kann er noch Bilder malen, da er sie selbst nicht mehr sieht? Jeder Abschnitt erscheint dem Leser wie ein Aufschrei. Er will gar nicht versuchen, klar zu kommen. Er scheitert bewusst, sucht regelrecht die Gefahr und von Anfang an die Gelegenheit, dem Allem ein Ende zu setzen.
Die Autorin hat eine unglaublich bildhafte Erzählweise. Alles schmückt sie im Detail aus. Jede Bewegung, jede kurze Handlung, jede Berührung wird durch sie zum alles ausfüllenden Thema. Sie lenkt den Leser auf die ganz kleinen Dinge, die sie unglaublich sensibel vermittelt. Drei Tage im Leben des Protagonisten und seiner wenigen Freunde. Unterbrochen durch Erinnerungsstücke, die er aber immer wieder verdrängen möchte, regelrecht „totschlagen“, nicht an sich heranlassen. Ein aufschreiendes STOP! beendet die Gedanken und lassen ihn ins aktuelle, so wenig gewollte Leben zurückkehren. Von Anfang bis Ende ist die Geschichte unglaublich deprimierend. Es ist nicht wirklich ein Thriller, wie angegeben, auch wenn sich die Geschichte zum Ende hin dreht und den Leser in einen noch tieferen Abgrund führt. Die Zuordnung als Jugendbuch ab 14 Jahre hinterlässt mich nachdenklich. Es ist sehr düster geschrieben, auch wenn das Thema an sich sicherlich Jugendliche faszinieren kann.
Figuren
Es gibt nur wenige Figuren, die erwähnt werden. Nemo steht immer im Mittelpunkt, seine Freundin Merle an seiner Seite. Er blind, sie stumm. Ein bedrückendes Szenario. So wie die Welt um ihn herum nur schwarz ist, so fühlt er sich auch, so gibt er sich. Er lässt keine Hoffnung, kein Zukunft zu. Merle ist immer an seiner Seite, versucht ihn zu stützen. Sie gibt ihm keine Schuld, kann ihn aber auch nicht aus seiner Dunkelheit holen. Sie selbst zieht sich zurück, meidet den Kontakt, da sie nicht mehr reden kann.
Casper, der kleine schwarze Kater, spielt für Nemo eine wichtige Rolle. Ebenso die einzigen Freunde, die den beiden bleiben: Luna und Darius. Dann gibt es nur noch Emma und Samuel, seltsame Besucher, deren Rolle am Ende erst verständlicher wird.
Aufmachung des Buches
Das broschierte Buch mit seinen knapp 153 Seiten hat ein sehr gelungenes Cover. Es zeigt den Protagonisten Nemo, schwarz gekleidet, mit seiner Augenbinde vor dem Leuchtturm, den er bewohnt. Alles wirkt sehr düster und bedrohlich.
Fazit
Ein Buch, das mich nachdenklich zurücklässt. Ein sehr belastendes, depressives Grundthema, das auch nicht im Guten endet. Keine leichte Lesekost und sicherlich nicht Jedermanns Sache. Aber wirklich beeindruckend geschrieben.
Hinweise
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