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«Das war mit Abstand die fürchterlichste Woche seines Lebens. Und es war gerade erst Dienstag.»

Paul Uhlenbrock schleppt sich so durchs Leben: Er hasst Berlin. Er hasst den Job im Call-Center, die unfreundlichen Kunden und die verkrachten Existenzen um sich herum. Und Kuli, den neuen, nervigen und anhänglichen Kollegen, den mag er auch nicht. Doch dann werden Kuli und Paul am Telefon unfreiwillig Zeugen eines Verbrechens. Tags darauf ist eine junge Floristin tot, und in Kulis Briefkasten steckt ein Foto: Es zeigt das Opfer mit einem berühmten Berliner Politiker - in eindeutiger Pose. Plötzlich ist Pauls Ehrgeiz geweckt. Er und Kuli beschließen, auf eigene Faust zu ermitteln. Und stolpern mitten in einen hochbrisanten Fall, der sich schnell als mindestens eine Nummer zu groß entpuppt …

 

schlecht aufgelegt 

Autor: Sven Stricker
Verlag: rowohlt Polaris
Erschienen: 06/2013
ISBN: 978-3499253676
Seitenzahl: 320 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Rückentext übertreibt den Anfang der unseligen Geschichte, in die Paul und sein Kollege Kuli geraten, ein bisschen, denn eigentlich werden die beiden nur Ohrenzeugen eines Streits. Da die Wohnung der Anruferin nur wenige Straßen entfernt liegt, machen sich die beiden auf den Weg dorthin, finden die Inhaberin in einer total zertrümmerten Wohnung, aber wohlauf vor und treten nach üblen Beschimpfungen durch die Dame den Rückzug an. Als genau diese Frau dann am nächsten Tag tot aufgefunden wird und Kulis Visitenkarte noch auf ihrem Tisch liegt, haben Paul und er natürlich sofort die Polizei am Hals. Und da die ihnen nicht so recht glaubt, dass sie nur helfen wollten, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als den Fall selbst zu lösen. So geraten sie von einer unglückseligen Situation in die nächste, versuchen sich zwischendurch als Erpresser und müssen immer wieder aufpassen, um am Ende ungeschoren aus der Sache wieder herauszukommen.

Paul und Kuli haben so gar nichts von Ermittlern an sich und da ist es nur logisch, dass sie immer wieder in Schwierigkeiten geraten. Ein klassischer Krimi ist Schlecht aufgelegt also nicht, eher eine Art Road Movie mit viel Humor und flotten Sprüchen. Spaß macht die Geschichte trotzdem und am Ende gibt es sogar einen richtigen Showdown. 


Stil und Sprache
Sven Stricker lässt hauptsächlich Paul die Geschichte erzählen, aber auch Kuli kommt gelegentlich zu Wort. Etwas verwirrend ist dabei allerdings, dass er immer wieder mitten im Satz die Perspektive ändert, so dass zum Beispiel einer der beiden spricht und dann die Reaktion des anderen darauf aus dessen Sicht geschildert wird. So erlebt man als Leser etliche Szenen quasi aus mehreren Blickwinkeln gleichzeitig, das ist schon etwas gewöhnungsbedürftig. Trotzdem lässt ich der Roman durchweg flüssig lesen, dafür sorgen präzise, teilweise recht knappe Sätze, die dennoch nichts Wesentliches weglassen, ganz im Gegenteil. Sven Stricker ist ein hervorragender Beobachter und weiß mit wenigen Worten eine Szenerie lebendig werden zu lassen. Witzig ist er dabei oft auch noch, etwa bei Personenbeschreibungen oder den vielen leicht schrägen Dialogen, die Paul und Kuli so von sich geben.

Wie schon erwähnt ist Schlecht aufgelegt kein Krimi, es gibt zwar eine Suche nach dem Mörder und auch eine logische Aufdröselung des Falles, aber so richtig spannend ist das Ganze dann doch nicht. Eben eine locker-leichte Sommerlektüre auch ohne viel Krimi-Feeling. 


Figuren
Paul Uhlenbrock ist ein notorisch schlecht gelaunter Mensch, was ihm das Leben nicht immer leicht macht. Er hasst seinen Job, seine Stadt, sein Leben und eigentlich mag er sich selbst auch nicht besonders leiden. Wenn dann so jemand wie der chronisch gut gelaunte Kuli auftaucht, tritt Paul erst mal den Rückzug an. Kuli ist neu in Berlin, immer gut drauf und will nichts lieber, als neue Leute kennenzulernen und Freunde zu gewinnen. Bis die beiden aber so richtig miteinander klarkommen, vergeht schon einige Zeit.

Auch seine Figuren beschreibt Sven Stricker ebenso wie alles andere: knapp, klar, präzise. Er sagt, was Sache ist und damit muss man als Leser klarkommen. Das tut man aber gern, denn gerade Paul ist trotz seiner ewig miesen Laune irgendwie sympathisch, das muss man als „Schöpfer“ auch erst mal hinbekommen. Aber auch die restliche Besatzung dieses Romans kommt nicht zu kurz, alle Figuren bekommen ihren Auftritt, sehr gelungen! 


Aufmachung des Buches
Das großformatige Buch ist als Klappbroschur aufgemacht und zeigt auf dem Cover Titel und Autorennamen in unregelmäßigen Buchstaben in eine Sprechblase gedruckt. Am Rande der Blase sieht man unten das Brandenburger Tor als Silhouette, im Vordergrund die Umrisse zweier Gestalten – vermutlich handelt es sich um Paul und Kuli – sowie noch weitere Objekte, die irgendwie zur Geschichte passen. Innen gibt es einen kurzen Prolog und danach relativ lange, mit Überschriften wie „Schönen guten Morgen“ versehene Kapitel.


Fazit
Schlecht aufgelegt spielt schon im Titel mit Worten, Sven Stricker tut es durchweg mit Erfolg und hat damit eine wunderbare Sommerlektüre für alle geschrieben, die ein paar Stunden gute Unterhaltung zu schätzen wissen.


4 5 Sterne


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