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So beginnt der Alptraum einer Frau, die sich plötzlich blutbefleckt, die Taschen voller Geld und ohne Erinnerungsvermögen auf den Straßen Bostons wiederfindet. Wer ist dieser Mann, den man ihr als ihren Ehemann vorstellt? Was sind das für Medikamente, die ihr angeblich helfen sollen? Warum fühlt sie sich als Gefangene im eigenen Haus? Verzweifelt kämpft Jane von nun an um ihr Gedächtnis – es wird ein Kampf auf Leben und Tod…

 

  Autor: Joy Fielding
Verlag: Goldmann
Erschienen: 1992
ISBN: 978-3-44241-333-1
Seitenzahl: 448 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Jane Whittaker, glückliche Ehefrau und Mutter, geht eines schönen Tages zum Einkaufen – und vergisst wer sie ist. Zwar kennt sie die Straßen um sich herum wie ihre Westentasche, weiß aber nicht einmal wie alt sie ist oder wie sie aussieht. Geschweige denn ihren eigenen Namen. Als sie dann in ihren Manteltaschen fast zehntausend Dollar findet und die Blutflecken an ihrem Kleid entdeckt, bricht se in Panik aus und versteckt sich in einem Hotel, bevor sie nach einigen Tagen ein Krankenhaus aufsucht. Dort erkennt man sie, denn Jane ist die Frau des allseits beliebten Kinderarztes Michael Whittaker. Liebevoll kümmert sich Micheal um Jane. Er erzählt ihr ihre gemeinsame Geschichte, zeigt ihr Fotoalben und versorgt sie. Jane erkennt Michael zwar nicht wieder, aber sie sieht in ihm einen fürsorglichen und zärtlichen Ehemann. Doch immer wieder wächst Misstrauen in ihr. Täglich schluckt sie Tabletten und soll zu ihrer eigenen Sicherheit das Haus nicht verlassen. Doch von Tag zu Tag geht es ihr immer schlechter. Sie ahnt, dass es an den Tabletten liegt und wehrt sich dagegen. Aber Micheal und ihre Haushälterin Paula halten ihrem Protest stand. Micheal erklärt Jane, dass sie an dem Tod ihrer Mutter und ihrer gemeinsamen Tochter schuld sei. Von da an ist ihr Widerstand gebrochen und sie vegetiert nur noch vor sich hin. Doch sie erkennt einige Widersprüche in Michaels Geschichten und schafft es schließlich, auszubrechen. Was hat Michael vor? Ist ihre kleine Tochter wirklich Tod? Was für Medikamente nimmt sie? Und was ist mit ihr passiert, dass sie alles vergessen hat?


Stil und Sprache
Joy Fielding landet mit diesem Psycho-Thriller einen vollen Treffer!
Fielding erzählt ihre Geschichte in der dritten Person mit einem personalen Erzähler. Der Leser kennt Janes Gedanken und Gefühle, aber nicht die der anderen Personen. Man schaut Jane über die Schulter und lernt die anderen durch sie kennen. Das macht die Geschichte viel interessanter. Man kann das Buch gut und flüssig lesen, Stil und Sprache sind gut verständlich und es gibt keine Stolpersteine.
Mit den kleinen Widersprüchlichkeiten, die Jane nach für nach aufdeckt, versetzt Fielding dem Leser immer wieder kleine Stiche. Sie streut Samen für eigene Theorien und lässt sie wachsen, aber erstickt sie auch wieder. Durch das Buch zieht sich so eine durchgehende Spannung, die ständig auf- und abflaut und sich bis zum Schluss zuspitzt. Das große Finale am Ende klärt alle offenen Fragen. Doch bis zur letzten Seit weiß man nicht, ob die Geschichte gut ausgehen wird – oder nicht.

Am Anfang ist es sehr schwer, sich in Jane hineinzuversetzen und mit ihr zu fühlen, da sie sich in einer sehr besonderen Situation befindet. Doch wie immer beschreibt Joy Fielding ihre Protagonistin sehr liebevoll und nachvollziehbar. Man erlebt fast jeden Gedankengang und jede Gefühlswendung von Jane mit. Damit erscheint sie viel realer und runder.
Fieldings Schreibstil gemischt mit der spannenden Geschichte ergibt hier eindeutig kalte Schauer. Janes Verzweiflung kann man am eigenen Körper mitfühlen, ihre Ohnmacht einem stärkeren Gegner gegenüber, die nagenden Zweifel am liebevollen Ehemann und vor allem die Angst vor der Medikation.


Figuren
Jane Whittaker weiß nicht, wer sie ist. Sie kennt das Gesicht nicht, das sie aus dem Spiegel anstarrt, noch ihre eigenen Wesenszüge. Am Anfang ist die Situation sehr abstrakt, und man kann kaum nachvollziehen, wie Jane sich fühlt und warum sie die Dinge tut, die sie tut. Aber je weiter man sie auf ihrem Weg der Selbstfindung begleitet, desto besser kann man sie verstehen. Sie selbst lernt sich gleichzeitig mit dem Leser besser kennen. Das macht einen ganz besonderen Reiz an der Geschichte aus. Im Laufe der Geschichte kann man sich immer mehr mit Jane Whittaker identifizieren und ihre Ängste teilen.
Ihr Ehemann Michael ist der perfekte Mann. Einfühlsam, liebevoll, geduldig und voller Verständnis. Man fühlt Mitleid mit ihm, wenn Jane ihn immer wieder zurückweist. Er ist der Heilige Michael. Und trotzdem weiß man nie, ob man ihm wirklich vertrauen kann.
Die Haushälterin Paula ist eine einfache Person. Sie hat Michael das Leben ihrer Tochter zu verdanken, sowie den Job bei den Whittakers. Sie vertraut Michael bedingungslos und stellt seine Entscheidungen nicht in Frage. Mit Jane hat sie einige Probleme und nach Janes diversen Angriffen auf sie, haben die beiden kein gutes Verhältnis zueinander. Zwar hilft sie Michael Jane in ihrem eigenen Haus einzusperren und mit Medikamenten vollzupumpen, aber doch ist sie zum Schluss ihre einzige Rettung.
Alle Figuren sind sehr lebendig. Keine wirkt flach oder schwarz-weiß, denn Fielding zeigt viele Facetten von ihnen.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch vom Goldmann-Verlag ist sehr angenehm gestaltet. Auf dem einfachen schwarzen Hintergrund ist ein glänzendes Bild von einem Vorhängeschloss zu sehen. Oben steht der Name der Autorin in großen silbernen Lettern, sowie der Titel in rot. Es ist insgesamt sehr einfach, aber dafür sehr schick. Die Qualität des Buches ist auch sehr gut. Nach mehrmaligem Lesen und einigen Transporten in diversen Taschen sieht es fast unbenutzt aus, ohne hässliche Knicke im Buchrücken.


Fazit
„Lauf Jane, lauf“ ist geladen mit Spannung für ein atemloses Leseerlebnis. Dieses Buch erfüllt einen mit Grauen und Schrecken. Ich fand die Geschichte so mitreißend, dass ich mich selber oft in der Situation von Jane gesehen habe, dass ich ihre Geschichte gelebt habe. Es ist eine sehr schlimme Vorstellung, so wehrlos zu sein, wie Jane Whittaker es in diesem Buch war. Medikamente verabreicht zu bekommen, die einen benebeln und die Beine zu Gummi werden lassen, tagelang vor sich hinzuvegetieren und das wegen einer perversen Einbildung. Mir sind beim Lesen selbst die Glieder schwach geworden. Auf jeder Seite habe ich mich gefragt, was passieren muss, damit diese Frau vergisst, wer sie ist. Das Ende schlägt mit einem riesen Knall ein und einem Schwall Erinnerungen, die mich schockiert haben.
Wer dieses Buch liest, muss mit Alpträumen rechnen!


5 Sterne


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