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Isobel,
ich wusste nicht, wie ich Dich sonst erreichen sollte. Nach heute Abend wird das alles vorbei sein. Ich wollte Dich nie in das hier mit reinziehen – niemals. Bitte glaub mir das. Irgendwie habe ich die Kontrolle über alles verloren. Das Einzige, was ich mir wünsche, ist, Dich wiederzusehen. Ich wünschte, ich könnte Dir alles erzählen. Vor allem wünschte ich, dass wir die Möglichkeit hätten, noch mal von vorn anzufangen. Was auch immer jetzt passiert, bitte glaub mir, ich wollte nicht, dass es so endet.

Für immer Dein,
V

 

Nevermore 

Originaltitel: Nevermore
Autor: Kelly Creagh
Übersetzer: Viktoria Fuchs
Verlag: Loewe Verlag
Erschienen: März 2012
ISBN: 978-3-7855-7389-1
Seitenzahl: 558 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Englischlehrer Swansons grandiose Idee: Eine zehn Seiten starke Hausarbeit über einen verstorbenen amerikanischen Schriftsteller, in Partnerarbeit, inklusive Präsentation, abzugeben an Halloween, dem wichtigen Abend des Footballspiels Trenton Hawks gegen Millings. Dem ersten Schrecken folgt sogleich der nächste Schock. Isobel, Cheerleaderin des Highschool Teams, soll ausgerechnet mit Varen, dem König aller Goths, zusammenarbeiten. Eine unheimliche Begegnung der dritten Art! Nicht nur Izzy behagt diese Konstellation anfangs wenig, auch ihre Freunde, allen voran Brad, scheinen ein großes Problem darin zu sehen. Als sie jedoch massiv gegen Varen vorgehen und ihn trietzen, wo immer sich Gelegenheit bietet, ergreift Isobel Partei für ihn. Nicht ahnend, dass sie damit nicht nur ihre Clique verliert, sondern zudem weit größeres Unheil heraufbeschwört! Varen umgibt ein geheimnisvolles Flair, dem schließlich auch Izzy erliegt. Während die Arbeit über Edgar Allan Poe voranschreitet, scheinen die Grenzen zwischen Realität und Traumwelt zu verschwimmen. Das junge Mädchen fühlt sich beobachtet – mehr noch, verfolgt! Seltsame Geräusche, irrsinnige Visionen und gefährliche Gestalten lassen Isobel an ihrem Verstand zweifeln. Und plötzlich ist Varen verschwunden …

Mit einer faszinierenden Mischung aus alltäglichen Teenager-Problemen, Literaturwesen und allerhand mystischen Begebenheiten gelingt es Kelly Creagh mühelos, den Leser einzufangen und ihm ein Kopfkino mit Gänsehautgarantie zu bescheren.


Stil und Sprache
Ein Auszug aus dem Gedicht „Der Rabe“ aus dem Jahre 1845, dem wohl einzigen Werk Edgar Allan Poes, dem man schon zu dessen Lebzeiten gebührenden Respekt zollte, läutet den ersten Band „Nevermore“ einer Trilogie der US-Amerikanerin Kelly Creagh ein. Und auch der Prolog rankt sich um eben jenen Poe, dem erst posthum Lob und Anerkennung seines schriftstellerischen Könnens zuteil wurden. Unter geheimnisvollen Umständen scheint er das Wettrennen gegen seine dämonischen Verfolger zu verlieren – im Oktober 1849, dem Monat seines Todes … Derart in Spannung und Unbehagen versetzt, verfolgt der Leser das weitere Geschehen um die Hauptfiguren Isobel Lanley und Varen Nethers. Fünfzig Kapitel, erzählt in dritter Person Singular aus der Sicht Isobels, greifen die tragische Geschichte des Meisters der Schauergeschichte auf. Poe ist allgegenwärtig, worin sich die Faszination der Autorin an Werk und Erbe des Schriftstellers deutlich widerspiegelt.
Was zunächst als klischeebehafteter Highschool-Alltag beginnt, entpuppt sich wider Erwarten schnell als tiefgründige und über alle Maßen erschreckende Gratwanderung zwischen realem Leben und literarischem Freigeist. Die Werke Poes dienen als Anknüpfungspunkte für allerlei Verwirrungen und Mysterien. Kelly Creagh hat für ihr Buch ausgiebige Recherchen betrieben, was der Handlung zugute kommt. Immer tiefer gerät der Leser in den Bann dieser Geschichte und verfolgt mit wachsender Spannung die Ereignisse. Wie die weibliche Hauptfigur tappt auch er lange Zeit im Dunklen, lässt sich hin und wieder aufs Glatteis führen und erliegt dem Horror wahnwitziger Kreaturen. Mit dem Epilog aus Varens Perspektive kreiert die Autorin ein vorerst offenes Ende. Hoffentlich lässt die Fortsetzung nicht allzu lange auf sich warten! Bis dahin dürfte auf jeden Fall das Interesse an Poe´schen Werken geweckt sein, die in „Nevermore“ zahlreich Erwähnung finden.


Figuren
Gegensätze ziehen sich an – anders lässt sich die Entwicklung zwischen der fröhlichen Cheerleaderin mit langen, blonden Haaren und dem melancholischen Goth mit pechschwarzen Haaren und allerlei Ketten-, Nieten- und Lederaccessoires wohl nicht beschreiben. Auf den ersten Blick wirkt Isobel Lanley aus gutem Hause, mit einem Footballstar als Partner und einer Gruppe scheinbar gleichgesinnter Freunde recht oberflächlich. Doch dieser Eindruck täuscht. Ihr Interesse an ihrem abweisenden Mitschüler, dem diverse Gerüchte von Blutsauger über Hexerei bis zum Trenchcoat-Mafia-Spinner anhaften, ist nicht gespielt. Izzy ist aufmerksam, nimmt Anteil und zeigt sich offen und hilfsbereit. Zusammen mit ihr wappnet sich der Leser, die Geheimnisse um Varen, dessen ständiger Begleiter ein schwarzes Notizbuch ist, zu ergründen. Neugier wird schließlich zu Anziehung. Die entstehende Verbundenheit der Schüler wirkt jedoch weder plump noch aufgesetzt. Zarte Romantik fließt wunderbar in die Geschichte ein.
Doch Kelly Creagh kann auch anders! Während der unberechenbare Reynolds zwar zwielichtig, doch moderat die Weichen der Geschichte stellt, erweisen sich Pinfeathers und seine Kumpanen als wahre Schreckgestalten. Angesichts ihrer Unvollständigkeit und ihrer offen zur Schau getragenen Boshaftigkeit, verkörpern sie ganz klar das Böse in „Nevermore“. Doch auch sie dienen nur einer Herrin, die vermeintlich aus Liebe handelt – mehr sei an dieser Stelle nicht verraten …


Aufmachung des Buches
„Nevermore“ aus der Feder Kelly Creaghs erscheint als großformatige Klappenbroschur im Loewe Verlag. Das Cover ist rundum mit einem verschlungenen Muster aus Ranken, Blumen und herzförmigen Blättern verziert. Der Titel des Romans in großen Buchstaben aus glänzendem Spotlack gliedert sich ebenso harmonisch wie der Autorenname in einem kleinen aufgeschlagenen Buch ins Gesamtbild ein. Ein schwarzer Rabe darf natürlich nicht fehlen! Eine kleine Lücke im Wirrwarr gibt den Blick auf eine düstere, aquarellene Landschaft im Hintergrund frei. Sowohl die Farbgebung des Motivs in Lilatönen als auch einzelne Elemente der Umschlaggestaltung verweisen auf den Inhalt der Erzählung. Als kleine Spielerei wird jedes Kapitel mit einer kleinen Raben-Illustration eingeleitet. Auf der Rückseite des Buches ist ein Brief von Varen an Isobel abgedruckt. Wer würde hier nicht auf die Zusammenhänge des Romaninhalts gespannt sein?


Fazit
Mit „Nevermore“ überträgt Kelly Creagh ihr Faible für den verstorbenen Edgar Allan Poe auf den Leser. Gespannt folgt er den Ereignissen um Cheerleaderin Isobel und Goth Varen Nethers. Zwischen Highschool und den Werken Poes fesselt eine kreative Schauergeschichte, kombiniert aus Realität und Phantasie. Ein lesenswerter Einstieg in eine abwechslungsreiche Trilogie.


alt


Hinweise
Rezension von Patricia Merkel
Herzlichen Dank an den Loewe-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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