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Rot wie die Liebe. Rot wie die Wut. Rot wie der Tod.
Sein Aufenthaltsort: das Gefängnis. Sein Metier: der Mord an jungen Frauen. Seine Waffe: sein Schüler. Sein Ziel: Fiona.

 

 

Originaltitel: The Search
Autor: Nora Roberts
Übersetzer: Margarethe van Pée
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 04/2011
ISBN: 978-3-7645-0400-7
Seitenzahl: 541 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Fiona Bristow ist die einzige Überlebende, die dem Angriff eines Serienmörders entkommen ist – und mit der der Serienmörder von damals seither noch eine Rechnung offen hat. Doch Fionas Aussage hat diesen lebenslang hinter Gitter gebracht – der Alptraum scheint vorbei zu sein. Fiona zieht auf die Insel Orcas und baut sich dort ein neues Leben zusammen mit ihren drei Hunden auf. Sie ist Teil einer Hunderettungsstaffel und trainiert für ihren Lebensunterhalt die Hunde anderer. So lernt sie auch Simon Doyle kennen, der mit seinem Welpen Jaws eines Tages bei ihr erscheint – völlig verzweifelt. Zwischen Fiona und Simon knistert es vom ersten Moment an und für beide ist klar, gegen eine Affäre zwischen ihnen ist nichts einzuwenden. Doch eines Tages erreicht Fiona die Meldung, dass es wieder ein Opfer gegeben hat – ein sogenannter Nachahmer ist in Aktion getreten. Allen damals Beteiligten wird schnell bewusst, dass Fiona sein eigentliches Ziel ist. Für Simon eine völlig ungewohnte Situation, zu mal seine Gefühle für Fiona stärker sind, als er dachte, und Fiona wieder mit den Panikattacken und Alpträumen von damals zu kämpfen hat. Eine schreckliche Zeit beginnt für die beiden in der der Nachahmer immer näher kommt und Fiona wie eine Löwin um ihr neu gewonnenes Leben und ihre Liebe zu Simon kämpft.

Stil und Sprache
Nora Roberts hat mit Im Schatten der Wälder einen wunderbar stimmigen und atmosphärisch dichten Roman mit raffiniertem Thrillereinschlag verfasst, der mich von der ersten Seite an absolut gefesselt hat. Im personalen Erzählstil der Er-Form geschrieben, ist die Geschichte in drei Teile unterteilt. Im ersten Teil lernt der Leser die Protagonistin Fiona sowie Simon, einige andere Figuren und das idyllische Leben auf Orcas Island kennen. Vor dem Auge des Lesers zeichnet die Autorin eine herrliche Landschaft, bildet gemütliche Häuser, gleichzeitig peppt sie das Ganze mit dem angekündigten Bösen in einem der ersten Kapitel auf. Eingebettet in die sich entwickelnde Affäre zwischen den beiden Hauptfiguren erlebt der Leser einen Roman, der durch Gedanken und Ansichten von Fiona und Simon stetig an leichter Spannung gewinnt. Diese wird im zweiten Teil, wo der Leser auch erstmals direkt mit dem Serienmörder bzw. dessen Schüler in Kontakt kommt, weiter aufgebaut. Im dritten Teil spielt sich vor dem Auge des Lesers dann eine Handlung ab, die sich nicht nur unglaublich klasse liest, sondern auch fantastische Einblicke in das Seelenleben der Figuren gibt.
In diesem Roman zeigt sich wieder einmal, dass Nora Roberts nicht nur ihr Handwerk, das Schreiben, exzellent beherrscht, sondern sich auch mit der Spezies Mann besonders gut auskennt. In schönen kurzweiligen Dialogen, vor allem die mit Simon sind der Hit, prägnanter Wortwahl und extrem köstlich angelegten männlichen Charakteren, präsentiert die Autorin dem Leser einen humorvollen Einblick in die Denkweise der Männer. Ich habe oftmals herzlich auflachen müssen, so köstlich ist das geschrieben.

Leider hat mich die enttäuschende Übersetzung von Margarethe van Pée überhaupt nicht erfreut. Sie hat mich sprachlos gemacht! Kennt man die amerikanische Originalausgabe The Search, so erlebt man in der deutschen Ausgabe so manche unerfreuliche Überraschung. Schön, auf die immer wieder auftauchenden Grammatik- und Rechtschreibfehler kann man als Leser ja noch hinwegsehen, die Handlung selbst ist schließlich begeisternd und das entspannte Lesetempo stört das nicht weiter, aber das sich die Übersetzerin erdreistet hat, ganze Zeilen bzw. ganze Passagen entweder komplett wegzulassen oder nur Teile daraus zu übersetzen bzw. dies dann teilweise auch noch falsch zu tun, das empfinde ich als ungemein ärgerlich. Das ist ein absolutes no go!
Okay, eine Übersetzung ist nicht immer so einfach zu machen, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Aber in diesem Roman sind Übersetzungsfehler, die mich erst irritiert, dann verwirrt und schließlich am Ende nur noch sprachlos vor Ärger haben dasitzen lassen. So macht Frau van Pée aus einem bright cover (dt.: helles Cover) in der deutschen Ausgabe einen Groschenroman (Seite 203), nimmt aus einer Szene raus, was sich Simon denkt (Seite 357), und kürzt eine Beschreibung (Seite 347). Am heftigsten empfinde ich ihre Änderung in einer Szene, in der Fiona in einen mehrtägigen Wellnessurlaub aufbricht und von Simon buchstäblich aus dem Haus und ins Auto geschoben werden muss, ehe sie es endlich schafft abzureisen. Der sich dann entwickelnde Dialog zwischen Simon und einem der Hunde ist schlicht köstlich (Seite 280). Nur leider steht diese Szene gekürzt in der deutschen Übersetzung und verliert so ihren ganzen Charme.

Ich habe mich am Ende der Lektüre unweigerlich gefragt, ob die Übersetzerin dies in den anderen Romanen, die sie von Nora Roberts übersetzte, auch so gemacht hat. Kein schöner Gedanke und auch nicht gerade vertrauensfördernd.


Figuren
Es treffen willensstarke Persönlichkeiten aufeinander, die sich in ihrem Zusammenspiel bestens ergänzen und hervorragend miteinander agieren. Egal ob es sich hierbei um die Freunde von Fiona handelt, das FBI oder die Szene in der Fiona auf ihren Peiniger von einst trifft. Eine Szene, die ich als äußerst brillant empfunden habe, zeigt sie doch sehr deutlich, dass sich Fiona überhaupt nicht als das Opfer von einst sieht, auch wenn sie die Beamten und die Presse gerne dazu machen möchten. Im Gegenteil, Fionas Sichtweise der Dinge - des Lebens im Allgemeinen und ihre Arbeit mit den Hunden - führt dem Leser deutlich vor Augen, mit was für einem starken Charakter man es hier zu tun hat.
Überhaupt sind die Frauen in diesem Roman alle starke Persönlichkeiten, das macht auch nicht vor den Nebenfiguren halt. Eine Tatsache, die mir sehr imponiert hat, und die ich als absolut passend und notwendig für diesen Roman empfunden habe.
Die Männer stehen dem in nichts nach, auch wenn sie oftmals mit einem Schmunzeln zu betrachten sind. Ihre Reaktionen auf den Baumstumpf und dessen Bestimmung, ist mehr als amüsant und zeigt einmal mehr, dass weniger oft mehr ist.
Was ich besonders interessant fand, ist die Darstellung des Serienmörders von einst und seinem Nachahmer. Hier ist es Nora Roberts vortrefflich gelungen, das Böse so darzustellen, dass es einerseits vollkommen klar ist, dass hier zwei kranke Charaktere am agieren sind, dies aber mit dem nötigen Respekt vor der menschlichen Natur bzw. einer Figur dargestellt und in Worte gefasst wurde. Hier kam eine psychologische Feinheit zu Tage, zwischen den beiden Serienmördern und Fionas Denkweise zu deren Vorgehensweise und vollbrachten Taten, die ich einfach nur als bemerkenswert bezeichnen kann. Diese Sichtweise bringt einen genialen Kick in diesen Roman, bildet sozusagen die Thrillerkomponenten, die die Handlung der Figuren zu einem fantastischen Erlebnis machen.


Aufmachung des Buches
Mir liegt ein persönliches Leseexemplar des Verlages vor, dass so im Handel nicht erhältlich ist. Dieses ist mit einer schweren Kartonage gebunden und komplett in Weiss gehalten. Das Covermotiv ist ein Foto, das mir persönlich gar nicht zusagt. Im Vergleich zum amerikanischen Original ist es eher nüchtern und kühl gehalten, trotz des auffallenden Pink im Motiv selbst. Dass der rote Schal auf dem Cover unten rechts zu sehen ist, finde ich dagegen sehr schön, stellt es doch einen Bezug zum Buchinhalt her. Was allerdings der teilweise Pink abgebildete Waldboden soll, ist mir ein Rätsel.
Im Buch selbst ist vor jedem neuen Teil, ein kurzer Spruch über Hunde und Menschen zu lesen, die mir sehr gefallen. Liest man diese aufmerksam, erkennt man darin eine nur allzu wahre Wahrheit.


Fazit
Der Roman hat eine faszinierende Atmosphäre und zählt meiner Meinung nach zu den besten Werken von Nora Roberts, trotz der enttäuschenden Übersetzung. Der Leser wird mit einer abwechslungsreichen und farbenfrohen Handlung bestens unterhalten. Leidenschaft, Hass und Mut sind hier die tragenden Elemente, die überzeugen, und diesen Roman zu einem echten Erlebnis machen.
Aufgrund der mangelhaften Übersetzung empfehle ich allerdings allen, die Englisch beherrschen, das amerikanische Original zu lesen.


5 Sterne


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