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Lisa, deren Eltern sich gerade trennen, ahnt nicht, welche Abenteuer auf sie zukommen, als sie bei ihrem Patenonkel Alex Zuflucht sucht. Der ist ein schrulliger Wissenschaftler und kennt nur eine Leidenschaft: das Heilige Land und seine Sprachen. Anfangs ist er verärgert, doch dann entfesselt er mit wachsender Begeisterung für Lisa die Geister der Vergangenheit – bis das Schicksal eines geheimnisumwitterten Mannes beunruhigend nahe rückt. Und am Ende ist es die kluge Lisa, die Alex die entscheidende Lektion erteilt – eine fesselnde Zeitreise in die Welt Jesu.

 

  Autor: Gregor Bauer
Verlag: Pattloch
Erschienen: 10/2008
ISBN: 978-3-629-02199-1
Seitenzahl: 416 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Alex verdient sich seinen Lebensunterhalt durch Tutorien über die Welt Jesu und die Sprachen im alten Galiläa an der Heidelberger Universität. Ihm geht es gut, wenn er alleine zu Hause über aramäischen Texten sitzt. In dieses Idyll platzt sein Patenkind Lisa, deren Eltern sich gerade trennen und die davon einfach nur genervt ist. Immer wieder steht Lisa unangemeldet vor Alex’ Tür und bringt ihn sogar dazu, in seiner Wohnung endlich mal sauber zu machen. Dabei kommen die beiden miteinander ins Gespräch. Alex erzählt Lisa von den Sitten und Gebräuchen in Galiläa vor zweitausend Jahren und muss sich ihren Fragen und Zweifeln stellen, so dass auch er immer mal wieder eine neue Perspektive in seiner Arbeit entdeckt.
Gleichzeitig nimmt Gregor Bauer den Leser direkt mit in die Welt Jesu, indem er ihn am Leben Sauls teilhaben lässt. Dieser ist ein ganz normaler Bauer mit den üblichen Geld- und Existenzsorgen und verheiratet mit einer Nazarenerin, die nicht so unterwürfig und freundlich ist, wie es bei den Frauen der damaligen Zeit üblich war. Eines Tages trifft Saul einen Fremden auf dem Markt, der seine Tochter heiraten möchte, und von diesem Tag an beginnen seine Probleme, die Saul schließlich eine Begegnung mit Jesus verschaffen und ihm zu dessen Anhänger werden lassen.


Stil und Sprache
Gregor Bauer vermittelt eine Menge Wissen über das Leben zu Zeiten Jesu in Form von Dialogen zwischen Lisa und Alex. Er wählt dabei zumeist einfache Worte, geht aber oft sehr ins Detail, was es schwierig macht, der eigentlichen Handlung zu folgen. Die Vorgehensweise ist im ersten Teil des Buches immer die gleiche: Der Autor beginnt mit einem Kapital über Alex und Lisa. Zunächst wird vom Alltagsleben der beiden erzählt. Irgendwann nimmt Alex dann eine Äußerung von Lisa zum Anlass, einen Vergleich zu den Verhältnissen in Galiläa zu ziehen, und der Dialog der beiden beginnt. Sobald das Thema abgehandelt ist, endet das Kapitel. Im folgenden Kapitel wechselt der Autor zur Geschichte von Saul und arbeitet auch hier wieder viel mit Dialogen. Insgesamt haben mir diese Kapitel, die sich fast wie ein historischer Roman lesen, besser gefallen. Sie sind sehr lebendig und realistisch geschrieben, man fühlt sich wirklich hinein versetzt in eine andere Zeit.

Während beide Geschichten im ersten Teil des Buches parallel erzählt werden, laufen sie im zweiten Teil des Romans zusammen: Durch nicht weiter erklärte Umstände findet Saul sich plötzlich in Lisas Haus in Heidelberg wieder. Das Zusammentreffen von Saul, Alex und Lisa, ist spannend geschrieben und auch hier werden wieder viele geschichtliche Informationen in die Story gepackt, aber für mein Empfinden passt diese Zeitreise einfach nicht in das Gesamtkonzept des Buches, zumal nicht einmal ansatzweise eine Erklärung für dieses Phänomen angeboten wird.


Figuren
Hauptfiguren in der Jetztzeit sind Alex und Lisa. Während Lisa ein ganz normaler Teenager ist, wird Alex als schrulliger Wissenschaftler oft ziemlich überspitzt dargestellt, was dem Buch seinen unterhaltsamen Anteil gibt. Zum Beispiel möchte Alex keine Frau haben, weil diese Ansprüche stellt und er dann fünf von sieben Wochentagen arbeiten müsste und somit kaum noch Zeit für seine Fachbücher und Manuskripte hätte. Lisa versucht immer mal wieder, die normalen Seiten an Alex hervorzulocken, lässt sich aber gleichzeitig von seinen bildhaften Erzählungen und Beispielen, wie es in der Welt Jesu im Vergleich zu heute zuging, fesseln.
Hauptfigur in Galiläa ist der Bauer und zeitweilige Zöllner Saul, der eigentlich nur ein ruhiges Leben führen und seine Tochter gut verheiraten möchte, dabei aber von einer Schwierigkeit in die nächste tappt. Im zweiten Teil des Buches findet Saul sich in Heidelberg wieder, trifft Alex und Lisa und hält Alex für Aquila, den jüdäischen Fremden, mit dem alle Probleme angefangen hatten.

Der Autor schafft es, alle Figuren so zu beschreiben und mit Leben zu erfüllen, dass man beim Lesen ein Bild von ihnen vor Augen hat und sie sich gut vorstellen kann. Die überzogene Darstellung von Alex’ Macken macht gerade diese Figur sympathisch. Lisa bleibt da ein wenig hinter zurück. Andererseits ist es oft schwierig, sich in Alex hineinzuversetzen, da er doch einige sehr auffällige Macken hat. Lisa ist da mehr der typische Teenager mit Beziehungsproblemen, Kleidersorgen usw.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist gebunden, aber ohne Schutzumschlag. Das in Brauntönen gehaltene Cover wirkt etwas langweilig und der halbe Mädchenkopf am unteren Rand macht die Sache auch nicht besser. Dafür ist der Roman in angenehm übersichtliche Kapitel unterteilt und lässt sich von der Schriftgröße und Schriftart her sehr gut lesen. Im Literaturverzeichnis finden sich eine Reihe Sachbücher in deutscher und englischer Sprache und auch die verwendeten Bibelzitate werden ordentlich aufgelistet.


Fazit
Das Buch hat durchaus Potential, aber für den gewöhnlichen Leser verliert der Autor sich zu oft in zu viele Details über das Leben zu Zeiten Jesu, was das Lesen teilweise ziemlich anstrengend macht. Absolut misslungen fand ich den zweiten Teil des Buches, in dem aus einem seriösen Roman mit integrierten Sachbuchanteilen plötzlich eine völlig unrealistische Fantasy-Story über einen Zeitreisenden wird, der auf ebenso mysteriöse Art wieder verschwindet wie er angekommen ist, aber die beiden Hauptpersonen des Romans scheinen nichts allzu Ungewöhnliches daran zu finden. Vielleicht ist das alles nur als Metapher gemeint, aber dann muss man wohl erst Literaturwissenschaft studieren, um diese zu verstehen.


3 Sterne


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