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Wenn Sicherheit trügt und Geheimnisse den Tod bedeuten

Ein junger Mann verunglückt mit seinem Auto. Eine Frau stürzt bei einer Bergwanderung in die Tiefe. Eine andere kommt um, als sie einen Einbrecher überrascht. Auf den ersten Blick handelt es sich um Unfälle ohne erkennbaren Zusammenhang. Doch Finja, deren Schwester unter den Toten ist, macht eine erschreckende Entdeckung – und gerät ins Visier von Menschen, denen Geld und Macht über alles geht … 

 

Autor: Sabine Kornbichler
Verlag: Knaur
Erschienen: 04.10.2010 
ISBN: 9783426652268
Seitenzahl: 430 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Finja Benthien lebt ein unbeschwertes Leben als freischaffende Künstlerin in Berlin. Sie bemalt die Zimmerwände Ihrer Auftraggeber und lebt recht gut davon. Doch dann erhält sie einen Anruf ihrer völlig verstörten Schwester Amelie, die ihr mitteilt, dass Bruder und Mutter ihres Mannes Adrian bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind. Sie reist sofort zu ihrer schwangeren Schwester und ihrer Familie an den Tegernsee. Ihr Vater Alexander Benthien ist einer von vier Partnern der BGS&R, einer sehr bekannten Wirtschaftsdetektei. Im Anschluss der dann stattfindenden Beerdigung erhalten zwei der Partner eine Traueranzeige an die Windschutzscheibe geheftet, die den Tod Kerstins ankündigt. Sie ist die Tochter von Johannes Schormann, einem der vier Partner und Finja und Amelies beste Freundin seit Kindheitstagen. Kurze Zeit darauf verunglückt Kerstin bei einer Bergwanderung tödlich. Finja glaubt an keinen Zufall mehr, sie vermutet Mord und denkt, dass die vier Partner der Wirtschaftsdetektei direkt damit zu tun haben, diese erpresst und deren Angehörige bedroht werden. Doch ihr Vater und seine Partner streiten alles ab. Bis auch Finjas Schwester Amelie augenscheinlich einem Raubmord zum Opfer fällt. Finjas verzweifelte Suche nach der Wahrheit beginnt.


Stil und Sprache
Sabine Kornbichler wählt zwei Erzählebenen. Einmal schreibt sie aus der Ich-Perspektive ihrer Protagonistin Finja. Der Leser erfährt hautnah, wie sich diese fühlt, wie sie versucht mit dem Geschehen fertig zu werden, wie sie dagegen ankämpft, alles als gegeben hinzunehmen, wie sie sich auf die Suche nach den Schuldigen, nach den Mördern macht. Hier ermittelt eine verzweifelte junge Frau, die bald erfahren muss, dass ihre eigene Familie, insbesondere ihr Vater, skrupellos alle Grenzen überschritten hat. Die Gier nach Macht, Geld und Einfluss verbindet die vier Partner und treibt sie immer mehr in den Abgrund. Finjas langsames Erkennen der tatsächlichen Situation ist sehr fesselnd und glaubwürdig beschrieben. Die zu Anfang langsam und für einen Krimi eher eintönig dahinfließende Geschichte gewinnt nach den ersten beiden Toten sehr schnell an Fahrt und reißt den Leser dann immer mehr mit. Die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen. Finjas Aufdeckungen und der damit beginnende Kampf um die Wahrheit, auch gegen den Willen der Partner, fesseln ungemein. Die Autorin überrascht mit immer neuen, faszinierenden und schockierenden Details. Bis zum Ende hin bleibt es spannend und selbst die engsten Vertrauten Finjas, die sie so gut zu kennen glaubt, sind am Ende nicht mehr dieselben.

Auf der anderen Seite werden immer wieder kursiv gedruckte Texte eingeschoben, die das Erleben und die Gefühlswelt Gesas beschreiben. Erst im Laufe der Geschichte erfährt der Leser die wahre Identität dieser Frau, ihre Geschichte, die so eng mit der Finjas verbunden ist. Die beiden Erzählebenen, zunächst Jahre voneinander entfernt, nähern sich, auch zeitlich, immer mehr an. Am Ende stehen sich zwei Lebensschicksale gegenüber, deren wirkliches Zusammenkommen aber selbst am Ende noch offen bleibt.


Figuren
Ganz zentral im Mittelpunkt steht die Protagonistin Finja. Sie wird sehr klar, eindringlich und überzeugend dargestellt. Das gesamte Buch lebt von ihren Gefühlen und Gedanken, ihrer Trauer, Verzweiflung, Hoffnung. Sie wirkt einerseits sehr verletzlich, sehr empfindsam, andererseits unglaublich stark und durchsetzungsfähig. Sie hat den Platz der Heldin im Buch, die gegen alle Mächte ankämpft und am Ende zwar nicht als Sieger hervorgeht – gegen die Morde kann sie nichts ausrichten - aber doch als Frau, die ihren Prinzipien treu bleibt und ihren Weg geht.

Ihr Vater Alexander Benthien wird als ihr Gegenpart dargestellt, den sie einerseits liebt und verehrt, der ihr immer sehr viel bedeutet hat, der dann aber immer schwieriger für sie zu fassen wird. Sein Verhalten ist ihr unbegreiflich. Er wird zum kalten, skrupellosen Geschäftsmann, der alles tut, um sich und seine Firma nach oben zu bringen, der buchstäblich über Leichen geht und am Ende selbst den Tod seiner eigenen Tochter in Kauf nimmt.

Ihre Mutter, Freia Benthien, bleibt ihr und auch damit dem Leser unverständlich. Sie wirkt unnahbar, kalt und wenig einfühlsam. Finjas Erinnerungen an ihre Kindheit zeigen wenig Mutterliebe zu ihr, nur zu ihrer Schwester Amelie. Am Ende zerbricht sie am Tod Amelies, Finja scheint keine Rolle mehr in ihrem Leben zu spielen. Ihre Schwester Amelie ist Finja eng verbunden, kann aber deren Misstrauen und Kritik an den Vorgehensweisen der vier Partner nicht nachvollziehen. Am Ende behält Finja leider recht, kann ihre Schwester aber nicht retten.

Adrian, Amelies Mann, steht Finja zur Seite, zusammen versuchen sie dem Morden ein Ende zu setzen. Er verliert seine komplette Familie, zuerst Bruder und Mutter, dann seine schwangere Frau, am Ende auch den Vater. Dennoch zerbricht er nicht daran, sondern verfolgt das alleinige Ziel, den Mörder zu finden, die Wahrheit aufzudecken. Eva-Maria Toberg, Finjas gute Freundin, die ihr immer mit Rat und Tat zur Seite steht, wird im Laufe des Buches zu einer sehr interessanten und fesselnden Figur. Sie ist diejenige, die neben Finja einen Großteil der Gedanken und Gefühle einnimmt. Ihre ganz spezifische Rolle und deren Aufschlüsselung im Verlaufe der Geschichte ist mit das Faszinierendste an der ganzen Geschichte.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich um ein gebundenes Buch mit einem sehr schön gewählten Cover. Es zeigt einen Ausschnitt eines Zimmers mit Blick auf ein großes geöffnetes Fenster. Auf dem Holzboden liegt ein bunter Vogel aus Holz, dem Fenster zugewandt.


Fazit
Ein eher ungewöhnlicher Krimi, der auch mal ganz ohne die Ermittlung eins Kommissars auskommt. Die Erzählweise hat mich wirklich sehr fasziniert und ich kann das Buch daher dem sensiblen Leser, der neben der Aufdeckung brutaler Morde auch gerne mal auf die feinen, zwischenmenschlichen Schwingungen und Gefühle gestoßen werden möchte, nur empfehlen. Ich vergebe daher vier Sterne.


4 Sterne


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