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Aus dem Dunkel ins Licht ...

... führt der Weg des jungen Arlen, und dieser Weg ist einsam und gefährlich. Denn in einer Welt, in der sich Dämonen des Nachts aus den Schatten erheben und die Menschheit bedrohen, hat er sich entschieden, den Kampf gegen die finsteren Wesen aufzunehmen.

In der Erzählung "Der große Basar" gelangt Arlen auf seiner Suche nach magischen Siegeln, mit denen die Dämonen besiegt werden können, in die Wüstenstadt Krasia und erhält einen Hinweis, der den Lauf der Welt für immer verändern wird. "Brayan Gold" erzählt von den Gefahren und Abenteuern auf Arlens erster Kurierfahrt hoch oben im Norden.

 

Der_grosse_Basar  Originaltitel: The great Bazaar and other Stories
Autor: Peter V. Brett
Übersetzer: Ingrid Herrmann-Nytko
Verlag: Heyne
Erschienen: April 2010
ISBN: 978-3-453-52708-9
Seitenzahl: 237 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Eins vorneweg: Bei diesem Buch handelt es sich nicht um die Fortsetzung zu "Das Lied der Dunkelheit". Stattdessen ist es eine Art Anhang. Dieser enthält die zwei Erzählungen "Der große Basar" und "Brayans Gold". Beide Geschichten wurden von Peter V. Brett aus dem ursprünglichen Skript gestrichen, um dieses kürzer zu machen, da der Verlag entsprechende Vorgaben gemacht hatte. Außerdem ist noch eine kleine Anekdote enthalten, in der Leesha nach vielen Jahren zum ersten Mal ihre ehemalige Freundin Brianne behandelt, sowie ein ursprünglich vorgesehener Prolog zu "Das Lied der Dunkelheit". Dieser wurde auf Anraten von Bretts Lektorin gestrichen. Weiterhin enhält das kleine Büchlein umfangreiche Anhänge. Diese enthalten diverse Begrifferklärungen und ein kleines Grimoire der Siegel. Hier sehen wir zum ersten Mal die wichtigsten Siegel in gezeichneter Form und mit ausführlichen Erklärungen versehen.

Die beiden enthalten Erzählungen sind sehr gelungen und würden sich wunderbar in den bestehenden Roman einfügen, auch die Anekdote mit Brianne hätte den Erzählfluss nicht gestört, sondern eher bereichert. Der "Prolog" ist schön zu lesen, würde aber wirklich nicht zum restlichen Buch passen. Insgesamt halte ich es für eine tolle Idee, gestrichene Kapitel in einem seperaten Bändchen zu veröffentlichen, und sie auf diese Weise den Fans zugänglich zu machen. 


Stil und Sprache
Sprachlich und stililstisch weicht Brett mit den vorliegenden Geschichten nicht vom Stil des Romans ab. Lediglich der Prolog, den er Jahre vor dem eigentlichen Buch schrieb, wirkt deutlich plumper als sein späterer Schreibstil. Geschrieben ist alles aus der Sicht eines Erzählers, hier weicht Brett nicht von der Hauptgeschichte ab - schließlich wurden diese Storys ja ursprünglich für sein Buch geschrieben, um dann bei der Überarbeitung wieder gestrichen zu werden. Auch in Punkto Spannung ist er auf dem gleichen Niveau, wenngleich die Auszüge nur richtig fesselnd sind, wenn man Kenntnis vom Großen Ganzen hat. Seperat betrachtet sind es zwar Geschichten auf erzähltechnisch hohem Niveau, jedoch sind sie einfach aus dem Zusammenhang gerissen und ergeben alleine wenig Sinn.

Bretts Wortwahl ist direkt und schörkellos. Er verwendet eine sehr klare und direkte Sprache und versteckt nicht die eigentliche Aussage hinter irgendwelchen aalglatten Formulierungen. Stattdessen hat er keine Problem damit, wüste Beschimpfungen und Flüche zu Papier zu bringen, die einem recht schnell klar machen, dass Bretts von den Dämonen unterjochte Welt eine sehr harte ist. Die Menschen beschäftigen sich nicht damit, höfliche Umgangsformen zu kultivieren, wenn jede Nacht nur eines zählt: Das nackte Überleben.
Auch die Religion und die Fortpflanzung hat einen ganzlich anderen Stellenwert. Eine Frau, die unfruchtbar ist, hat in dieser Gesellschaft sehr schlechte Karten, denn für das weibliche Geschlecht gilt, möglichst vielen Kindern das Leben zu schenken. Frauen stehen in der Rangordnung sogar noch über dem König, der sich dem "Rat der Mütter" unterordnen muss. In der Wüstenstadt Krasia sieht dies jedoch deutlich anderst aus. Hier ist die Frau nichts wert, denn sie kann nicht kämpfen. Auch Krüppel werden hier wie menschlicher Müll behandelt. Die Gesellschaftsordnung erinnert stark an die Religion des Islam, die hier sicherlich Pate stand. Auf diese Weise verarbeitet Brett geschickt aktuelle Konfliktthematiken und webt diese in einen Fantasy-Roman ein, der ansonsten in einer vollkommen anderen Welt spielt. Viele Ereignisse und Problematiken haben jedoch einen aktuellen Bezug und sind ausgesprochen gesellschaftskritisch. Trotzdem wirkt der Weltenentwurf plausibel und wie aus einem Guss. Nichts wirkt aufgesetzt oder unpassend.


Figuren
Da es sich bei diesem Buch nur um zusätzlich Erzählungen handelt, die im Hauptbuch keinen Platz gefunden haben, gibt es natürlich keine Entwicklung der Charaktere. Wer "Das Lied der Dunkelheit" nicht kennt, kann sich hier nur wenig zusammenreimen. Ein wenig von Arlens Charakterzügen ist zwar erkennbar, doch erfährt man hier nichts über seine Vergangenheit und seine Kindheit. Anhand der gesamten Geschichte ist wunderbar nachvollziehbar, warum Arlen unbedingt Kurier werden will und was ihn in all seinem Handeln antreibt. Auch die angedeuteten Erinnerungen an seinen ängstlichen Vater in "Der große Basar" machen ohne die dazugehörigen Kapitel wenig Sinn. 

Eine seperate Betrachtung der Figuren in diesem Buch hat also keinen Zweck. Eines kann man jedoch mit Bestimmtheit sagen. Das Große Ganze gewinnt an Tiefe und vor allem Arlens Werdegang wird noch viel nachvollziehbarer. Wo in der Hauptstory ein Loch von mehreren Jahren klafft, liegen nun einige Erzählungen vor, die dieses Loch zumindest teilweise stopfen können.


Aufmachung des Buches
Wie die Hauptgeschichte, wird "Der große Basar" als Klappenbroschur verlegt. Das Format des Buches ist jedoch deutlich kleiner, sodass es sich aufgrund der Größe deutlich von der Trilogie abhebt. Auf der Innenseite ist Krasia, aus der Luft gesehen, abgebildet. Das sieht zwar ganz nett aus, als Orientierungshilfe taugt dies Abbildung jedoch nichts.

Die enthaltenen Anhänge und Begrifferklärungen sind umfangreich und sehr schön gestaltet. Für Fans der Serie ein echter Leckerbissen. Vor allem das kleine Grimoire der Siegel ist sehr gelungen. Auf 16 Seiten sind viele Siegel abgebildet und sehr ausführlich beschrieben.


Fazit
Für Fans der Serie ein Pflichtkauf, denn die drei zusätzlichen enthaltenen Geschichten machen die Welt von Peter V. Brett noch ein wenig greifbarer und glaubhafter. Darüberhinaus sind es nicht einfach irgendwelche langweilige Begebenheiten, sondern spannend und mindestens ebenso gut erzählt wie die Hauptgeschichte. Wer "Das Lied der Dunkelheit" nicht kennt, sollte jedoch die Finger von "Der große Basar" lassen, denn ohne Kenntniss der Hauptgeschichte macht dieses Buch überhaupt keinen Sinn.


4 Sterne


Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Heyne Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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