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Néomi Laress war einst eine berühmte Balletttänzerin. Doch dann wurde sie ermordet und muss seither als Geist zwischen den Welten verharren. Nach vielen einsamen Jahren begegnet ihr der Vampirkrieger Conrad, der sie als Einziger sehen kann. Conrad entbrennt in wilder Leidenschaft zu ihr. Doch die schöne Tänzerin wird von dunklen Mächten bedroht, und Conrad muss alles aufs Spiel setzen, um sie zu retten.

 

 

Autor: Kresley Cole
Verlag: Egmont Lyx
Erschienen: April 2010
ISBN: 978-3-8025-8318-6
Seitenzahl: 416 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Vor drei Jahrhunderten wandelte man Conrad Wroth gegen seinen Willen zum Vampir. Er wurde zu einer der Kreaturen, die er bis dahin bekämpfte und zutiefst verabscheute. Derart aus dem Gleichgewicht gebracht, verfiel er der Blutgier, die ihn in den Wahnsinn trieb. Seine Brüder Nikolai, Murdoch und Sebastian, alle drei ebenfalls Vampire, nehmen Conrad gefangen und sperren ihn in ein abgelegenes altes Herrenhaus, um ihn von seiner Blutgier zu heilen. Mit magischen Fesseln hilflos an ein Bett gekettet und unter Drogen gesetzt, erblickt Conrad eine schöne junge Frau, die scheinbar außer ihm niemand zu sehen vermag, und zunächst glaubt er an eine weitere seiner zahlreichen Halluzinationen. Doch wie sich herausstellt, handelt es sich bei ihr um den Geist der Balletttänzerin Néomi Laress, die vor 80 Jahren von ihrem Ex-Verlobten ermordet wurde. Seither dazu verdammt in ihrem ehemaligen Anwesen herum zu spuken, ist sie außerdem gezwungen, ihren grausamen Tod allmonatlich aufs Neue zu durchleben. Néomi ist fasziniert von dem gutaussehenden Vampir, der ersten und einzigen Person, die sie nach all den Jahren wahrnehmen kann. Nach und nach wird Conrad bewusst, dass es sich bei der Erscheinung nicht um eine Wahnvorstellung handelt. Die Phasen, während denen er bei Verstand ist, dehnen sich stetig aus. Conrad und Néomi führen ausführliche Gespräche, und aus ihrer Freundschaft wird bald Zuneigung. Sie sehnen sich nach Berührung. Doch Néomis Körperlosigkeit scheint ein unüberwindbares Hindernis zu sein. Zudem ist Conrads Wahnsinn noch lange nicht überwunden. Außerdem sind mehrere Mitglieder der Mythenwelt hinter ihm her, die auch für Néomi eine Gefahr darstellen. Hat ihre Liebe dennoch eine Zukunft?

Die Konstellation durchgedrehter Vampir und weiblicher Geist ist etwas, was ich noch nie zuvor gelesen habe, und ich finde die tolle Idee bewundernswert. Zudem ist ihre Umsetzung großartig gelungen. Kresley Cole besitzt nicht nur ein immenses geistiges Potenzial, sondern auch ein außergewöhnliches Schreibtalent.


Stil und Sprache
Bereits im Prolog, in dem Néomis Ermordung geschildert wird, geht’s ziemlich grausam zu, und Kresley Coles blutrünstige Neigung setzt sich in der Geschichte fort. Wenige Seiten später findet ein verbaler Gedankenaustausch zwischen Conrad und Néomi statt. Diese Szenen sind zwar weniger von Action geprägt, als vielmehr von den unterhaltsamen Dialogen und Interaktionen der beiden, aber nicht uninteressant. Sie dienen ihrer gegenseitigen Erforschung, wodurch das Erwachen ihrer Liebe nachvollziehbar dargestellt wird, und eröffnen dem Leser Einzelheiten ihres Hintergrunds. Im weiteren Verlauf wird die Story stetig fesselnder bis nervenzerfetzend spannend, denn Cole gelingt es meisterlich, mehrere Überraschungen und Höhepunkte einzubauen. Die Autorin erzeugt eine einzigartige Mischung aus düsterer, heiterer, sinnlicher und romantischer Atmosphäre, in der gleichermaßen Raum ist für tiefschürfende Gespräche wie heiße Erotikszenen.

Das Hauptthema findet ein höchst befriedigendes Ende. Ein loser Handlungsfaden aus Band 3 wird wieder aufgenommen und mit einigen neu gesponnenen weitergeführt. Dennoch werden nur wenige der Nebenhandlungsstränge abgeschlossen. Es bleibt also noch einiges offen, was das Gefühl erzeugt, unbedingt die nächsten Bände lesen zu müssen. Alle Teile der Serie bauen aufeinander auf und sind eng miteinander verknüpft. Die Autorin gibt stets zwischendurch wichtige Erklärungen zu früheren Geschehnissen ab. Diese Erläuterungen dienen allerdings vorwiegend der Auffrischung und ersetzen nicht das Lesen der Vorgänger.

Aufgrund Kresley Coles bildgewaltiger Erzählweise ist man immer hautnah dabei. Ihr mitreißender Schreibstil lässt die Seiten fast von alleine umblättern; man vermag das Buch kaum aus den Händen zu legen. Erneut wendet sie die Erzählform in der 3. Person an. Üblicherweise in der Vergangenheits-, benutzt sie zunächst, wenn sie aus Conrad Sicht erzählt, die Gegenwartsform. Damit verdeutlicht sie wundervoll seinen Wahnsinn. Nach einer Weile findet ein abrupter Wechsel der Zeitform statt, womit sie exakt den Moment markiert, in dem Conrads Geist ins Gleichgewicht kommt. Ich finde es bewundernswert, wie Cole, mit im Grunde recht simplen Methoden wie dem Spiel mit der Zeitform, eine solch bemerkenswerte Wirkung erzielt.

Wäre Kresley Cole mit den ersten drei Bänden ihrer Immortals After Dark-Serie nicht ohnehin zu einer meiner Lieblings-Autorinnen des Paranormalen Genres avanciert, wäre es spätestens mit diesem Buch geschehen.


Figuren
Die Autorin lässt den Leser intensiv an der Gedankenwelt ihrer Hauptfiguren teilhaben, wodurch sie ihnen sehr viel Tiefe verleiht. Dass deren äußerliches Erscheinungsbild genau beschrieben wird, versteht sich fast schon von selbst. Mit Conrad gelang Cole ein wundervoller Charakter, der, stark und sensibel zugleich, mein Herz im Sturm eroberte. Seine persönliche Entwicklung vollzieht sich schrittweise, und seine Handlungs- und Denkweise sind herrlich nachvollziehbar gestaltet. Einerseits lehrt er mit seiner schroffen, zur Brutalität neigenden Art den Leser das Fürchten, andererseits rührt er mit seinem jungenhaft anmutenden Schamgefühl an. Und wenn sein Beschützerinstinkt die Oberhand gewinnt, läuft er zu Höchstform auf. Ihm zur Seite gestellt ist eine gleichermaßen authentische und vielschichtige Heldin. Néomi besitzt, trotz der Qualen, mit denen sie allmonatlich ihre Ermordung durchzuleben gezwungen ist, ein sonniges Gemüt. Sie ist offen für alles Neue und sehr intelligent. Zum Zeitpunkt ihres Todes anno 1927 war sie eine für diese Epoche ungewöhnlich emanzipierte Frau, die es aufgrund ihres immensen Durchhaltevermögens aus eigener Kraft zu einer berühmten Balletttänzerin brachte. Ebenso wie Conrad, würde es ihr nicht im Traum einfallen, ein einmal gegebenes Versprechen zu brechen – ein weiterer Beweis für ihre große innere Stärke und ihr konsequentes Handeln. Auch wenn ihre zierliche Erscheinung dies nicht vermuten lässt, ist sie kein schwaches und schutzbedürftiges Wesen und damit eine Heldin ganz nach meinem Geschmack. Doch besitzt sie auch ein paar Schwächen. Beispielsweise stibitzt sie gerne mal Dinge aus anderer Leute Taschen. Wenn sie aber Fehler begeht, ist sie bereit, diese zuzugeben.

Das sich hervorragend ergänzende Hauptprotagonisten-Duo erhält Unterstützung von Figuren, die man zum größten Teil bereits aus früheren Bänden kennt. Ausnahmslos sind diese in angemessenem Rahmen beschrieben. Größere Parts übernehmen Conrads Brüder Nikolai, Murdoch und Sebastian, sowie die Dämonenbrüder Rydstrom und Cadeon. Einigen der liebgewonnenen Walküren begegnet man ebenfalls wieder. Allen voran Nix die Allwissende, agieren sie abermals herrlich witzig-schrullig. Mit einer Schlüsselrolle bietet Mariketa die Langersehnte eine gelungene Vorstellung; und trifft man die Heldin des 3. Teils an, ist auch ihr Gefährte Bowen nicht fern. Einigen der Neben- und Randfiguren gelingt es zu überraschen, denn Cole lässt vermeintliche Bösewichte auftreten, die sich als etwas völlig anderes entpuppen.


Aufmachung des Buches
Die optische Gestaltung des Covers gefällt mir sehr gut, denn dieses Mal entspricht das Aussehen des abgelichteten Paares in etwa dem Erscheinungsbild der Hauptfiguren. Außerdem ist die beschützende Pose, die der Mann einnimmt, ebenso passend zur Geschichte wie die Tatsache, dass man die Frau, die ja einen Geist darstellt, lediglich vage erkennen kann. Der Leser, der ob dieser äußeren Aufmachung das Buch kauft, wird nicht enttäuscht sein, da der Inhalt hält, was der Einband verspricht. Aufgrund der den Vorgängern ähnlichen Optik, ist die hochwertige Klappenbroschur unschwer der Serie zuzuordnen. Dennoch fiel mir eine – wenn auch kleine – Veränderung auf. Während der Buchtitel, der im Übrigen perfekt gewählt wurde, abermals blutrot, leicht erhaben und etwas verschnörkelt das untere Drittel des vorderen Covers einnimmt, platzierte man den Autorennamen direkt darüber. Bei den Bänden 1 – 3 findet er sich dagegen am oberen Rand. Zwar wählte man erneut weiße relativ nüchterne Druckbuchstaben, ordnete allerdings Vor- und Zuname nicht mehr neben- sondern untereinander an und veränderte die Schriftart von Coles Initialen.
Der Innenteil beginnt mit jeweils einem Zitat der beiden Hauptfiguren. Danach folgt ein Prolog, dem sich 45 durchnummerierte Kapitel anschließen. Auf den letzten Seiten werden unter dem Oberbegriff  “Aus dem lebendigen Buch des Mythos“ einige, für die Geschichte relevante, Begriffe erklärt.


Fazit
Einmal mehr stellt Kresley Cole ihre enormen geistigen Ressourcen unter Beweis. Sie präsentiert eine kontrastreich gestaltete, humorvoll angehauchte, absolut mitreißende und mit tollen Charakteren versehene Story. Schade, dass ich ’nur‘ 5 Sterne vergeben kann, denn “Tanz des Verlangens“ ist ein echtes ‘Wahnsinns‘-Buch…


5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Nacht des Begehrens
Band 2: Kuss der Finsternis
Band 3: Versuchung des Blutes

Ich empfehle, die Teile in der chronologischen Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen.

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