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Der unsterbliche Halbgott Manannán mac Lir, alias Mac, reist als von Groupies verfolgter Popstar um die Welt. Doch als die Hexe Artemis schottische Elfendörfer mit Todesmagie angreift und eines der Elfenkinder, das unter seinem Schutz steht, beinahe stirbt, muss Mac seine Tournee unterbrechen. Er nimmt den Kampf mit Artemis auf – und weiß nicht so recht, wie ihm geschieht, als er in den Bann der faszinierenden Hexe gerät …

 

  Autor: Joy Nash
Verlag: Droemer-Knaur
Erschienen: November 2009
ISBN: 978-3-426-50392-8
Seitenzahl: 400 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Seit Tains Befreiung aus den Klauen eines Dämons ist ein Jahr vergangen. Der Musiker Manannán mac Lir kehrte gerade von einer Welttournee nach Schottland zurück. Seine Popularität hat sich enorm gesteigert, und oftmals ist er auf der Flucht vor aufdringlichen Groupies. Der Notruf aus einem Elfendorf ruft ihn auf den Plan und macht ihm bewusst, dass er als Halbgott und Sidhe-Prinz seine Aufgabe, keltische magische Wesen zu beschützen, in letzter Zeit vernachlässigte. Die Elfen wurden angegriffen, indem man ihnen Lebensmagie entzog. Mac macht sich auf die Suche nach dem Übeltäter und wird auch schnell fündig.
Der kleine Sohn der Hexe Artemis wurde von der Dämonin Hekate seiner Seele beraubt. Um diese wieder zurückzuholen, schloss Artemis einen Vertrag mit dem Ewigen Malachi, der sich bereit erklärte, gegen Bezahlung einer großen Dosis Lebensmagie behilflich zu sein. Ihre Suche nach dergleichen führte die US-Amerikanerin in die Highlands, denn dort leben besonders viele lebensmagische Wesen. Bislang von diesen unbemerkt, schöpfte sie jeweils eine geringe Dosis derer Magie ab. Durch einen Fehler kommt man ihr jedoch auf die Schliche, und es dauert nicht lange, bis man sie stellt.
Eigentlich wäre es Macs Pflicht, die Hexe für ihre verbotenen Aktivitäten vor den Rat der Sidhe zur Aburteilung zu bringen. Ein nicht greifbares Gefühl lässt ihn jedoch zögern, und obwohl sie sich bedeckt hält, will er ihr helfen. Doch Artemis trickst ihn aus und flieht in die Hölle. Mac weiß, dass seine Magie in der Unterwelt keinen Pfifferling wert ist, trotzdem folgt er ihr. Ein haarsträubendes Abenteuer beginnt.


Stil und Sprache
Höchst beeindruckend meldet sich Joy Nash bei der Immortal-Serie zurück. Vor allem die Versinnlichung gewirkter Zauber und der allgegenwärtigen Magie sind ihr bestens gelungen. Man sieht, riecht und hört sie; manchmal hatte ich gar den fauligen Geschmack der Todesmagie auf der Zunge.
Dass ich beim Lesen oft ins Stocken geriet, liegt nicht etwa an Nashs Schreibstil, denn der ist flüssig und mitreißend. Es sind vielmehr häufige Rechtschreibfehler, oftmals fehlende Buchstaben und gelegentlich vergessene Wörter, über die ich stolperte und die der deutschen Übersetzung und deren Lektorat anzulasten sind.

Ein etwas anderer Plot bringt frischen Wind in die Serie. Zunächst liefern Macs Groupies dem Musiker einige köstliche Verfolgungsjagden, die ungemein auflockernd wirken auf die größtenteils düstere Atmosphäre des Buches. Während die Vorgänger hauptsächlich an der Erdoberfläche spielten, entführt Nash mit “Gebieterin der Finsternis“ den Leser für eine längere Zeit in die Hölle, und logischerweise sind ein paar der darin spielenden Szenen leicht religiös angehaucht. Die verschiedenen Ebenen, die Mac und Artemis durchlaufen müssen, sind sehr fantasievoll kreiert. Nicht in meinen kühnsten Träumen hätte ich mir eine solche Unterwelt vorstellen können. Wer rechnet dort auch schon mit einem Supermarkt für Tote oder einer Boutique mit zwar scharfen, aber nur in großen Größen erhältlichen Dessous für verblichene magersüchtige Damen?
Nash versteht es wunderbar Humor, Ernsthaftigkeit, Erotik, Magie und viele spannende sowie einige ruhige Passagen miteinander zu verknüpfen. Etwas verborgen, weil intelligent verschlüsselt, wirft sie zudem die Frage nach dem Sinn des Lebens auf. Bereits im Voraus sollte man sich auf ein paar grausame, bluttriefende Kämpfe – jeder für sich ein kleiner Höhepunkt vor dem großen Knall – einstellen. Das Ende schließlich wartet mit einer zusätzlichen Überraschung auf und ist ein anrührender Ausklang, der die Geschichte nochmals aufwertet. Um es mit Macs Worten auszudrücken: „Der letzte Ton ist es, der jeder Melodie ihre Bedeutung verleiht.“ Wie wahr!


Figuren
Manannán mac Lir ist erwachsen geworden. Während des Kampfes um Tains Freiheit, bei dem auch Mac mitmischte, wurde eine große Menge Todesmagie freigesetzt. Einen Teil davon absorbierte seine Seele und hatte zur Folge, dass der Halbgott, der noch vor Jahresfrist - trotz seines Alters von 700 Jahren - das Aussehen eines Teenagers besaß, nun älter wirkt. Damit einher ging auch eine innerliche Wandlung. Der neue dunkle Fleck auf seiner Seele verhilft ihm zwar zu großer Popularität als Musiker, bewirkt aber auch, dass Mac eine bislang ungekannte Unzufriedenheit verspürt, die so gar nicht zu seiner bis vor Kurzem noch jugendlich-lockeren Art passen will. Der Unsterbliche ist der Oberflächlichkeit seines Lebens überdrüssig, vor allem der Sex mit seinen weiblichen Fans erscheint ihm billig.
Aufgrund ihrer Vorfahren, sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits, ist Artemis eine Rarität: Eine Hexe mit Verbindungen zu allen vier Elementen, die zusätzlich dämonische Gene besitzt, mit dem Ergebnis, dass sich Lebens- und Todesmagie in ihr vereinen. Diese Gegensätze, die auch Mac neuerdings innewohnen, sind es, die Artemis für ihn so anziehend machen. Obwohl sie ihn mehrmals hintergeht, hegt er schon bald tiefe Gefühle für sie. Aber auch Mac hat allen Grund für ein schlechtes Gewissen, denn er begeht einen folgenschweren Fehler, der die Hexe durchaus gegen ihn aufbringen könnte. Sie besitzt keine überragende Schönheit, dafür jede Menge Mutterliebe. Wie eine Löwin kämpft sie um ihr Kind. Um ihr Ziel zu erreichen lässt sie, wenn nötig, rücksichtslos jeden – sich selbst eingeschlossen – über die Klinge springen. Außerdem wird sie von Schuldgefühlen heimgesucht. Auch wenn sie sich schon früh zu ihm hingezogen fühlt, braucht sie lange Zeit, bis sie Mac vertraut. Artemis ist ein dreidimensionaler Charakter mit sehr viel Tiefe.
Obschon beide Hauptfiguren einen gleich großen Anteil an der Handlung haben, ist Mac der eigentliche Star des Buches. Wer ihn aus “Schwarze Glut“ kennt wird bemerken, dass Nash ihm seine Rolle absolut passend auf den attraktiven Leib schrieb. Nahezu nichts kann ihn erschüttern, er besitzt eine faszinierende Ausstrahlung und einen wunderbar trockenen Humor. Er agiert heroisch und nachvollziehbar. In Band 3 war Mac eine interessante Figur, doch fehlte ihm das gewisse Etwas, das ihm nun in seiner eigenen Geschichte in Form von einem Hauch Todesmagie verliehen wird.

Joy Nash involviert in ihr Buch von den bereits bekannten Figuren lediglich die ursprünglich von ihr selbst konzipierten. Deshalb begegnet man auch nur Kalen und Christine. Die anderen unsterblichen Brüder und ihre Gefährtinnen bleiben außen vor. Allerdings vermisst man sie nicht wirklich, denn Nashs alte wie neue Eigenkreationen sind allesamt höchst gelungen.
Noch bis vor einem Jahr nervte Macs Mutter Niniane ihn mit häufigen Handy-Kontroll-Anrufen. Inzwischen jedoch ist das Mutter-Sohn-Verhältnis merklich abgekühlt. Das liegt vor allem daran, dass Mac nun älter wirkt als sie selbst, denn die Sidhe-Königin mit dem Aussehen einer Zwanzigjährigen ist sehr auf Äußerlichkeiten bedacht. Auf den ersten Blick scheint sie selbstsüchtig und tiefgehender Gefühle nicht fähig zu sein, was sich im Lauf der Geschichte jedoch ändert, denn irgendwann zeigt auch sie Emotionen. Bedauerlicherweise kennt man den Gott Lir, Macs Vater, nur vom Hörensagen. Er ist ein sehr interessanter Charakter, dessen Erforschung sich sicherlich gelohnt hätte. Um die Familie komplett zu machen, erscheint Macs Halbschwester Leanna wieder auf der Bildfläche. Erneut weiß sie zu überraschen, wenn auch anders als von mir erwartet.
In der Hölle begegnet man den verschiedensten Gänsehaut hervorrufenden Wesen. Angefangen bei niederen Dämonen über Harpyen, einem Minotaurus, einem Ewigen namens Malachi, der Gattin des Satans Hekate bis hin zum Höllenfürsten höchstselbst. Einige von ihnen sind Gegenspieler der Hauptfiguren, andere wiederum überraschenderweise fast schon sympathisch.

Ohne Ausnahme sind alle Nebenfiguren gut ausgearbeitet und im richtigen Maße beschrieben.


Aufmachung des Buches
Die äußere Aufmachung geht erneut konform mit der der Vorgänger und reiht das Taschenbuch optisch in die Serie ein. Bei der Auswahl der abgebildeten Frau bewies man ein glückliches Händchen, denn genau so stelle ich mir das Aussehen von Artemis vor. Den geheimnisvoll-herausfordernden Blick, den sie dem Betrachter zuwirft, finde ich ebenfalls höchst passend. Ihre Haut, leicht überbelichtet und dadurch fast leuchtend wirkend, und die sie umgebenden dunklen Schatten vermitteln gekonnt die der Figur innewohnende Kombination aus Lebens- und Todesmagie.

Auf 400 Seiten finden sich 26 mit einem angenehm großen Schriftgrad bedruckte Kapitel und eine sich anschließende Kurzbeschreibung der Immortal-Serie mit der Angabe aller Teile.


Fazit
“Gebieterin der Finsternis“ ist eine etwas andere Geschichte, mit der Joy Nash der Immortal-Serie ihren ganz persönlichen, wundervoll unterhaltsamen Stempel aufdrückt. Eine fesselnde Handlung, gut ausgearbeitete Figuren und ein charismatischer Held machen dieses Buch zu einem echten Lesevergnügen.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Dunkle Leidenschaft
Band 2: Geliebter der Nacht
Band 3: Schwarze Glut
Band 4: Schatten der Lust
Band 5: Dunkle Gefährtin

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