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Franz Kappa ist Mitte zwanzig, ungestüm und unersättlich. Der Bohemien studiert an der Münchener Kunstakademie Fotografie und lässt mit seiner schönen Freundin Iana keine Party aus. Bald wird das Duo durch das russische Model Olga ergänzt, das beiden zusehends den Kopf verdreht. Im Gegensatz zu seinem Nachtleben ist Franz Kappas künstlerische Existenz nicht gerade vom Erfolg gekrönt. Seit Jahren versucht er durch auffällige, provokative und irrwitzige Kunstaktionen Aufmerksamkeit zu erlangen. Franz ist durchdrungen von der Idee, berühmt zu werden. Nachdem eine weitere aufwändige Kunstaktion scheitert und ein erfolgreicher Abschluss seines Studiums immer unwahrscheinlicher wird, trifft er eine folgenschwere Entscheidung. Diese verhilft ihm zu RUHM und Ansehen. Franz Kappa befindet sich auf dem Zenit seines Erfolges. Die Manege á trois zwischen ihm, seiner Freundin Iana und Olga nimmt groteske Formen an. Es ist abzusehen, dass diese Konstellation, kombiniert mit dem glamourösen, exzessiven Leben, nicht von Dauer sein kann. Eine unsensible politische Kunstaktion begründet schließlich das Ende seines Ruhmes. Franz Kappa geht als Eintagsfliege und Fußnote in die Jahrbücher der Kunstgeschichte ein.

 

  Autor: Andreas Keck
Verlag: periplaneta
Erschienen: 2008
ISBN: 978-3-940767-10-3
Seitenzahl: 274 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Franz Kappa, ein mittzwanziger Kunststudent, fürchtet die Macht des Publikums. Er möchte berühmt werden, befürchtet aber, dass das Publikum ihn missachtet, verachtet. Franz Kappa fühlt sich als Versager. Er ist stets pessimistisch und gegen alles. Mit den unterschiedlichsten Kunstaktionen versucht er, auf sich aufmerksam zu machen, was aber nicht in seinem Sinne geschieht. Seine Freundin Iana, die hauptsächlich als Model arbeitet, unterstützt ihn weitestgehend bei seinen Aktionen. Als Olga in sein Leben tritt, gerät er vollends aus der Bahn. Er vergleicht stets seine Freundin und Olga miteinander. Franz redet sich ein, dass Iana hübscher ist, verliebt sich aber dennoch in die attraktive Russin. Kappa hasst sie sogar dafür, dass er sich in sie verliebt hat. Im Laufe der Zeit erkennt er die Sinnlosigkeit seines Studiums und exmatrikuliert sich. Wie das Leben aber so spielen kann, erlangt der Ex-Student durch seine provokanten Taten irgendwann doch den ersehnten Ruhm. Die Jahre verstreichen. Franz‘ Liebe zu Olga ist stärker als die zu Iana und so trennt sie sich von ihm. Olga und Franz werden zum Paar. Trotzdem bleibt Iana mit Kappa und Olga befreundet. Der ehemalige Kunststudent versucht, mit beiden Frauen in den unterschiedlichsten Städten Europas zu leben. Geld genug hat er mittlerweile. Doch Iana und Olga wollen nicht. Als dann auch noch der Ruhm verstreicht und Kappa kaum noch Geld verdient, ziehen er und seine Freundin nach Berlin, während seine Ex-Freundin nach München zurückgeht und dort studiert. Die Liebe zwischen Olga und Kappa vergeht jedoch mit der Zeit. Sie leben mehr als Kumpel denn als Partner zusammen. Nach der Trennung arbeitet Kappa als Aushilfe in einer Druckerei, steigt dort sehr schnell zum Drucker auf, obwohl er keine entsprechende Ausbildung hat. Franz Kappa wird wieder erfolgreicher. Wenn auch nicht als Künstler, aber als Unternehmer. Doch bleibt er nicht so erfolgreich. Mittlerweile nennt der Unternehmer sich anders, und bei einer Veranstaltung wird er als der verkappte Kappa, der seine letzte Kunstaktion vernachlässigt hat und aus diesem Grunde vom Publikum verhöhnt und verspottet wurde, entlarvt. Das führt dazu, dass Franz Kappa nun ganz alleine dasteht. Es war eigentlich zu erwarten.

Der Autor lässt Franz Kappa sein verworrenes Verhalten den ganzen Roman über leben. Auch wenn Kappa von Misserfolg zum Erfolg kommt. Sein Charakter verpflichtete Keck dazu, die Hauptfigur die sein zu lassen, die sie immer war.


Stil und Sprache
Der Roman ist in der dritten Person und in einem für mich sehr gewöhnungs-bedürftigen Stil geschrieben. Bei den verhältnismäßig wenig Dialogen wird der Sprecher lediglich mit seinem Anfangsbuchstaben gezeigt, also „...“, F. (für: sagte Franz). Oft wirken die Sätze auch wie Telegramme oder Drehbücher. Aufzählungen werden nicht durch Kommata, sondern durch Punkte getrennt. Es erfolgen Zeilenumbrüche innerhalb eines Satzes, obwohl das Zeilenende noch nicht erreicht ist. Dann wiederum schwenkt Andreas Keck um und schreibt, wie man es kennt: „…“, sagte Franz. Es werden auch mehr Dialoge verwendet. Irgendwann kehrt Keck wieder zum Ausgangsstil zurück. Ein Hin und Her, wie es in Kappas Leben gang und gäbe ist. Immer wieder werden Wörter mit größerer Pixelzahl und fett gedruckt geschrieben. Ich konnte aber nicht herausfinden, warum. An den Stil konnte ich mich dann doch irgendwann gewöhnen. Allerdings kommt durch diesen optischen Stil keine Spannung auf. Dieser negativ denkende und pessimistische junge Mann, der berühmt werden will, setzt alles daran, berühmt zu werden. Ich wollte wissen, ob er es schafft. Das Auf und Ab in seinem Leben (seine Kindheit, die mit guten Noten schlecht, mit schlechten Noten besser war; erst Einzelgänger sein, dann mit einem Model liiert zu sein), kann der Autor perfekt den ganzen Roman über in Szene setzen, sodass ich einfach weiterlesen musste. Als der junge Mann den Ruhm erlangt hat, aber nicht beschrieben wird, wie er zu der Anerkennung kommt, deutet Andreas Keck an, dass Kappas Publikum für seinen Ruhm leiden muss. Mich packte dann der Wunsch herauszufinden, was denn damit gemeint ist. Dieser Wunsch baute sich in mir immer mehr zur Spannung auf. Abschließend schafft der Autor zwei Wendepunkte, die sich wahrscheinlich ewig in Franz Kappas Leben wiederholen werden: Ruhm und Untergang. Beides erlebt er im Roman zwei Mal.


Figuren
Am besten wird die Figur Franz Kappa beschrieben. Obwohl Andreas Keck mehr durch Beschreiben als durch Agieren den Studenten darstellt, schafft er es auf seine Art und Weise so plastisch, dass man in den Bann des Kunststudenten gezogen wird. Die reine Personenbeschreibung fällt so gut wie ganz aus - bei allen Personen. Nur spärlich wird ihr Äußeres beschrieben. Trotzdem kann man sich die Akteure an dem beschrieben Verhalten sehr gut vorstellen. Dass man die anderen Darsteller wie z. B. Iana und Olga nicht ganz so lebendig vor Gesicht gehalten bekommt, ist in diesem Fall fast gleichgültig. Man fixiert sich so auf den Hauptdarsteller, dass jeder weitere Darsteller in den Hintergrund gestellt wird. Jedoch werden Iana und Olga keineswegs unbedeutend. Andreas Keck bindet die zwei Frauen immerhin so gut in das Leben des Franz Kappa ein, dass sie ein wichtiger Bestandteil in seinem Leben und damit in dem Roman sind. Da das Reden und Agieren der Akteure nicht meinem persönlichen Verhalten oder irgendeiner Person in meinem Umfeld ähneln, kann ich mich nicht mit ihnen identifizieren. Trotzdem hat der Autor es geschafft, die Figuren lebendig und real wirken zu lassen.


Aufmachung des Buches
Das 274 Seiten starke Buch ist ein Taschenbuch im mattierten Klappcover. In der Hand fühlt es sich hochwertig und edel an. Auf der Vorderseite ist ein Foto abgebildet, auf dem ein Gesicht zu sehen ist, das wahrscheinlich auf das Display eines digitalen Fotoapparates schaut. Darunter steht der Name des Autors und darunter der Titel des Buches: RUHM! - in Großbuchstaben und mit einem Ausrufezeichen. Auf der Rückseite gibt es, entgegen dem Gewohnten, keine Kurzfassung des Romaninhalts bzw. keinen Textauszug.
Im Inneren des Buches sind auf wenige Seiten Illustrationen und Fotos zu sehen. An wenigen Stellen wird in Schreibschrift geschrieben. Das Foto auf dem Cover lässt ahnen, worum es geht. Der Schriftzug des Romantitels macht das Buch interessant und regt zum Kaufen an.


Fazit
Ich habe bisher keinen Kunstroman gelesen. Ich bin eher der Thriller- und Mystery-Leser. RUHM! war für mich eine Herausforderung. Es hat sich gelohnt, diese anzunehmen. Nach anfänglichem Gewöhnen-müssen (der Schreibstil ist für mich neu) wollte ich das Buch aber nicht mehr aus der Hand legen. Andreas Keck zeigt, dass nicht immer nur mit Mord und Totschlag, Fantasiewelten oder Liebesgeplänkel Spannung hervorgerufen werden kann. Auch mit dem Thema Kunst ist es möglich, einen Leser ans Buch zu fesseln.
Neben der Spannung habe ich auch noch Vieles über Kunst erfahren, was ich gerne als „Abfallprodukt“ mitnehme.

 
4 Sterne


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