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Die vielen alten und neuen Liebhaber des letzten Einhorns können hier den Klassiker zusammen mit der erstmals auf Deutsch erschienenen Fortsetzung Zwei Herzen lesen.
Das letzte Einhorn kehrt zurück…

Längst gehört Das letzte Einhorn zu dem Kanon der Weltliteratur für jung und alt und hat nichts von seiner Faszination verloren. In dieser erweiterten Ausgabe führt Peter S. Beagle die spannende Geschichte fort:
Das Dorf, in dem die kleine Sooz lebt, wird von einem gefährlichen und bösen Greif bedroht. Immer wieder entführt er kleine Kinder in den Wald und lässt sie nicht mehr frei. Sooz beschließt, sich heimlich aufzumachen und den alten König Lír um Hilfe für ihr Dorf zu bitten. Aber vermögen Normalsterbliche wirklich etwas gegen ein gefährliches Fabeltier auszurichten?

Die Leser dürfen sich auf ein Wiedersehen mit dem Zauberer Schmendrick, Molly Grue und dem berühmtesten Huftier der Fantasyliteratur freuen.

 

  Autor: Peter S. Beagle
Verlag: Klett-Cotta
Erschienen: 03/2009
ISBN: 978-3-608-93872-2
Seitenzahl: 304 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Durch Zufall wird das Einhorn Zeuge eines Gespräches zweier Jäger im Fliederwald. Sie vermuten, dass dieses Einhorn das letzte seiner Art ist, wurden diese Geschöpfe ewig nicht mehr gesehen.
Als kurz darauf ein Schmetterling berichtet, dass die anderen Einhörner vor langer Zeit vom Roten Stier vertrieben und ihre Spuren durch seine Hufe verwischt worden, macht es sich auf den Weg, die anderen Einhörner zu finden.
Von Mammy Fortuna erhält es einen weiteren Hinweis: Der Rote Stier wird von König Haggard befehligt. Zusammen mit Schmendrick, dem Zauberer und Molly Grue von Captain Cullys Räuberbande sucht es nach Haggards Schloss.
Dort wird es, von Angesicht zu Angesicht mit dem Roten Stier, aus höchster Not von Schmendrick verwandelt. Fortan verdreht es Prinz Lír in Menschengestalt den Kopf.
Kann Prinz Lír ihr Herz erobern? Wird Lady Amalthea das Geheimnis um die verschwundenen Einhörner lösen können oder gerät ihr Anliegen vor der Zeit in Vergessenheit?

In "Zwei Herzen" darf Lír seinen Heldenmut gegen einen Greif unter Beweis stellen.


Stil und Sprache
Peter S. Beagle wuchs in einer Familie auf, in der Märchen und Sagen zum Alltag gehörten. Bereits im Kindesalter fasste er den Entschluss, Schriftsteller zu werden. Und genau das ist er heute: Schriftsteller, Drehbuchautor für Film und Fernsehen, Songschreiber, Sänger und Musiker.

Mit „Das letzte Einhorn“ hat er im Jahre 1961 einen zeitlosen Klassiker weltweiter Fantasyliteratur geschrieben, der Jung und Alt stets aufs Neue verzaubert.
Über vierzehn Kapitel entwickelt Beagle in dritter Person Singular die schöne aber auch tragische Geschichte des gehörnten Fabelwesens auf der Suche nach seinen Artgenossen.
Liebevolle Beschreibungen von Schauplätzen und Figuren entführen die Leserschaft in die Welt von Magie und Märchen.
Die dargestellten Charaktere sind sehr individuell. Doch ein jeder von ihnen wirkt in seiner Rolle glaubhaft und nachvollziehbar, mal mehr, mal weniger sympathisch.
Der niveauvolle Stil Beagles bewegt sich zwischen Melancholie, Poesie und Ironie.
Er erzählt von Zusammenhalt und Vertrauen, Liebe und Freundschaft, Gut und Böse.

Fortgeführt wird die beliebte Geschichte Jahrzehnte später mit der preisgekrönten Novelle „Zwei Herzen“ aus dem Jahre 2005.
Aus Sicht des kleinen Mädchens Sooz wird in erster Person Singular von der letzten großen Heldentat König Lírs berichtet.
Sooz kennt die Hintergründe vieler Andeutungen zwischen den agierenden Figuren nicht – der Leser aber schon. So ist es auch nicht nötig, in Wiederholungen auf die Vorgeschichte einzugehen. Vielmehr entstehen die Zusammenhänge zwischen den Zeilen.
Trotz Perspektivenwechsel hat Beagles Erzählkunst nicht gelitten. Er ist seinem Stil treu geblieben.
„Zwei Herzen“ bildet eine würdige Ergänzung zu „Das letzte Einhorn“.


Figuren
Unangefochtener Mittelpunkt des Romans ist selbstverständlich das letzte Einhorn oder auch Lady Amalthea in Menschengestalt. Als Einhorn sowie als Mensch handelt es sich um eine Erscheinung besonderer Grazie und Anmut. Einhörner sind scheue, unsterbliche Wesen. Sie leben gewöhnlich allein in ihrem Wald, halten Pflanzen grün und bescheren den Waldtieren ein langes Dasein. Die Einsamkeit stört diese magischen Tiere nicht, das Wissen um ihre Artgenossen ist ihnen Gesellschaft genug.
Das letzte Einhorn ist schon sehr alt, seine Farbe gleicht Schnee in mondheller Nacht. Doch seine Augen sind frisch und klar, seine Bewegungen voller Leichtigkeit. Sein Hals ist lang und schlank mit einer fließenden, weichen Mähne bis zur Mitte seines Rückens. Seine Ohren sind spitz, seine Beine dünn. An den Fesseln trägt es Gefieder aus weißem Haar. Das Auffälligste aber ist das lange Horn über seinen Augen, das selbst in dunkelster Nacht muschelfarben und milchig leuchtet.
Einhörner sind eitel und mögen es gar nicht, mit Pferden verglichen zu werden. Sie sind wenig entscheidungsfreudig. Auch Emotionen empfinden Einhörner keine, sie wissen nichts von Not, Scham, Zweifel oder Schuld. Doch als Mensch lernt Lady Amalthea sowohl Liebe als auch Leid kennen. Vergessen wird sie beides nicht mehr.
Auf der Suche nach seinen Artgenossen gewähren ihm lieb gewonnene Freunde Beistand.
Der etwas ungelenke Zauberer Schmendrick, der Letzte der feurigen Swamis, mit der Gabe, nicht zu altern, bis er zu sich selbst und seiner Magie gefunden hat, und die verklärte Räuberbraut Molly Grue begleiten das Einhorn respektive Amalthea auf dem beschwerlichen Weg.
Schmendrick zieht mit Mammy Fortunas Mitternachtsmenagerie durch die Lande, als er auf das Einhorn trifft. Mammy Fortuna ist eine wenig sympathische, alte Hexe, die verschiedene Tiere mittels dunkler Magie zu erschreckenden Kuriositäten verwandelt, um sie als Kreaturen der Nacht anzupreisen.
Molly Grue hat seit jeher eine besondere Beziehung zu Einhörnern. Schon als Kind träumte sie davon, eines Tages einem von ihnen zu begegnen. Sie gehört zu Captain Cullys Räuberbande, ist misstrauisch, störrisch und ein klein wenig herrschsüchtig. Das harte Leben hat sie vorzeitig altern lassen, doch ist sie reinen Herzens und wagemutig. Man gewinnt schnell den Eindruck, dass sie eine ganz liebe Seele ist.
Auch Prinz Lír, König Haggard und der Rote Stier tragen nicht unwesentlich zum Geschehen bei.
Der Rote Stier: rot wie Blut unter einer alten Wunde, eingehüllt in schreckliches, schweißiges Licht. Seine Größe ist immens. Mit Beinen wie Wirbelwinde und wallendem, wogenden Haupt füllt er die Himmelswölbung aus. Tageslicht behagt ihm nicht. Unter seinem Gebrüll, ein lautes, bedrohliches Grollen, erzittert die Erde. Doch er ist blind. Noch nie zuvor hat das Einhorn etwas so sehr gefürchtet wie ihn.
König Haggard ist ein verbitterter, alter Mann, der kaum Freude am Leben findet. Einzig der Anblick eines Einhorns konnte vor Jahren sein Herz erweichen und auch noch heute seine Augen zum Leuchten bringen.
Auch Prinz Lír konnte Haggard nicht Genüge tun. Er ist der klassische Märchenprinz und Held in Perfektion. Als er Lady Amalthea erblickt, verfällt er ihr mit Haut und Haar.

Schmendrick, Molly Grue, Lír und natürlich das Einhorn übernehmen Jahre später, in der Novelle „Zwei Herzen“ erneut tragende Rollen.
Schmendrick und Molly Grue ziehen noch immer zusammen durch die Lande. Sie sind einander vertraut wie ein Ehepaar, als die kleine Sooz auf sie trifft.
Sooz ist ein tapferes Mädchen von fast zehn Jahren. Trotz aller Gefahren macht sie sich auf den Weg zum König, um Hilfe gegen den Greif zu erbeten, der ihr Dorf bedroht.
Lír, nach dem Ende Haggards nun selber König, blickt zwar auf wahres Heldentum zurück, doch seine ruhmreiche Zeit als Drachentöter, Riesenbezwinger, Retter bedrängter Jungfrauen und Löser unlösbarer Rätsel scheint unweigerlich vorbei. Nach wie vor ist er ein guter Mensch, klug und mächtig, sieht man ihn sich jedoch genauer an, wirkt er kraftlos, zittrig, senil, alt und abwesend. Einzig die Erinnerung an Lady Amalthea vermag vielleicht wahre Wunder zu vollbringen…


Aufmachung des Buches
Anlässlich des siebzigsten Geburtstags Peter S. Beagles und des vierzigjährigen Bestehens der Hobbit Presse erschien erstmals „Das letzte Einhorn“ und die rund vierundfünfzig Seiten lange Fortsetzungsnovelle „Zwei Herzen“ zusammen in einem liebevoll gestalteten Band. Letztere sogar in Deutscher Erstausgabe.
Den sonnengelben Einband umhüllt ein Schutzumschlag in edlem Hochglanz in warmen Farben.
In großen Lettern prangen die beiden Titel in goldener Schrift über einer Fantasy-Illustration in Leinwand-Optik. Sie zeigt ein gehörntes, weißes Pferd – nicht ganz stimmig mit dem, im Buch beschriebenen, Einhorn -, ein Mädchen in kuttenartigem Gewand und ein hundeähnliches Wesen vor stimmungsvollem, wolkig-nebligem Hintergrund. Am Horizont lassen sich die Hörner eines Stieres erahnen.
Eine sehr schöne Gesamtausgabe, die in keinem Fantasy-Regal fehlen sollte.


Fazit
Stilistisch ausgefeilt und wortgewandt übt „Das letzte Einhorn“ trotz seines betagten Alters noch heute eine poetische Faszination auf Jung und Alt aus.
Wer könnte dem märchenhaften Zauber und der melancholischen Sanftheit der Erzählung widerstehen?

Die Novelle „Zwei Herzen“ bietet als gelungene Fortsetzung ein lang ersehntes Wiedersehen mit guten Bekannten und erfreut trotz ihrer Kürze jeden begeisterten Liebhaber. Peter S. Beagles Erzählkunst hat nach all den Jahren nichts eingebüßt.



Hinweise
Rezension von Patricia Merkel
Herzlichen Dank an den Klett-Cotta Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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