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Das schwierigste Kunststück: die Liebe zu finden.

Amerika 1931, die Wirtschaftskrise hat das Land fest im Griff. Da kann der junge Tierarzt Jacob Jankowski von Glück reden, als ihm ein Job beim Zirkus angeboten wird. Auch wenn es ein sehr bescheidener Zirkus ist: Nicht einmal einen Elefanten gibt es. Dafür eine wunderschöne Kunstreiterin. Doch Marlena ist verheiratet mit dem wahnsinnigen Dompteur. Irgendwann findet sich doch eine, wenn auch sehr eigensinnige Elefantendame. Keiner kann mit Rosie umgehen - bis Jacob ihr Geheimnis enthüllt. Und als sich gerade alles zum Guten zu wenden scheint, nimmt eine Tragödie ihren Lauf...

 

  Autor: Sara Gruen
Verlag: Rowohlt
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-499248450
Seitenzahl: 412 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Jacob Jankowski ist neunzig oder dreiundneunzig. Er weiß es selbst nicht so genau. Er lebt in einem Altersheim und wartet darauf, dass eines seiner Kinder kommt und mit ihm in den Zirkus geht, der gerade in der Nähe seine Zelte aufgeschlagen hat. Währenddessen steigen in ihm Erinnerungen an die frühen 30er Jahre auf. Im Alter von 23 Jahren steht er kurz vor seinem Abschluss in Veterinärmedizin an einer Eliteuni, als die Welt um ihn von einer Sekunde auf die nächste zusammenbricht. Bei einem Unfall verliert er seine Eltern, jegliche Zukunftsperspektive und den Boden unter den Füßen. Durch Zufall landet er beim Zirkus, wo er als Tierarzt anfangen darf. Er entwickelt eine tiefe Zuneigung zu den geschundenen Geschöpfen und auch zu Marlena, der Kunstreiterin, die mit dem verrückten und gewalttätigen Stallmeister - Jacobs Chef - verheiratet ist. Als der Zirkus einen Elefanten aufkauft, der scheinbar nur fressen und schlafen kann, gerät bald einiges außer Kontrolle...


Stil und Sprache
Was für eine schaurig-schöne Geschichte! Die kanadische Autorin Sara Gruen schafft es, die Atmosphäre der frühen 30er Jahre in den USA perfekt heraufzubeschwören. Aus der Sicht von Jacob wird die Zeit der Prohibition und der Wirtschaftskrise lebendig. Dabei wird der Leser auch gleichzeitig in die raue Alltagswelt eines typischen Zugzirkus' eingeführt. Arbeiter und Artisten, Freaks und geschundene Tiere - sie alle bilden einen bunten Mikrokosmos, den Gruen in den schillerndsten Farben zu schildern weiß. Dabei spielt auch die Verwendung des charakteristischen Zirkusjargons eine wichtige Rolle.

Die Autorin schafft es, die Spannung vom Anfang bis zum rührenden Schluss zu halten. Auch die Zwischenszenen im Altersheim haben einen ganz besonderen Reiz. Sie schildern auf einfühlsame Weise, wie ein Mann gegen den Verfall und gegen die Bevormundung erwachsener Menschen ankämpft.

Von der ersten bis zur letzten Seite eine packende und zutiefst berührende Lektüre!


Figuren
Es gibt den alten und den jungen Jacob Jankowski. Der über 90jährige ist ein unangepasster Altenheimbewohner, der sich über das schlechte Essen und die Bevormundung mokiert. Er möchte noch nicht zum "alten Eisen" gehören und beweist zum Schluss eindrucksvoll, dass er sich noch durchaus nützlich machen kann. Der junge Jacob ist zunächst traumatisiert, versteht es aber anschließend, zu kämpfen: Für die Tiere und für seine große Liebe Marlena. Er ist ein stimmiger Charakter, ein aus der Welt der Collegestudenten ausgestoßener junger Mann, der sich in der rauen Welt des Zirkusalltags bewähren muss.

Marlena ist eine wunderschöne und sensible Frau, die trotzdem recht viel einstecken kann, weil sie es muss. Als 17-jähriges Mädchen ist sie dem tristen Alltag in einer amerikanischen Kleinstadt entflohen, um den charismatischen Dompteur August zu heiraten. August ist extrem. In jeglicher Hinsicht. Er hat eine unglaubliche Ausstrahlung, aber auch heftige Aussetzer. Seine psychische Erkrankung hat immer stärkere Ausraster zur Folge. Trotzdem ist er nicht der "klischeehafte Irre", der nur Furcht und Schrecken verbreitet. Er ist irgendwie auch bemitleidenswert.

Onkel Al, der Zirkusdirektor, ist ganz schön bösartig veranlagt. Er hasst den amerikanischen Vorzeigezirkus Ringling, weil er wie Ringling sein möchte, es aber nicht schafft. Er ist immer auf der Suche nach Freaks für seine Show und vor allem nach einem Elefanten.
Rosie ist der Star der Show. Sie scheint zunächst ganz schön dumm zu sein, aber bald enthüllt Jacob ihr Geheimnis.
Auch Kinko, Camel, Blackie und alle anderne Zirkusleute sorgen dafür, dass sich vor den Augen des Lesers ein prächtiges Panorama aufspannt, das die Lebenswirklichkeit der Zirkusleute von damals vielschichtig dokumentiert.


Aufmachung des Buches
Auf dem Cover des Taschenbuches ist ein Mann in rot-schillerndem Pailletten-Frack abgebildet, der soeben durch den Vorhang aus der Manege abgeht. Er ist von hinten zu sehen. Die Stimmung ist eher düster, wozu auch die Silhouette eines Mannes im Hintergrund passt. Diese Stimmung passt hervorragend zu dem Buch.


Fazit
Die gut 400 Seiten habe ich an einem Tag gelesen. Das Buch ist spannend, gefühlvoll (ohne kitschig zu sein) und voller Leben. Ich war absolut begeistert und kann das Buch rundum empfehlen.



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün
Herzlichen Dank an den Rowohlt-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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