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So wurde über China und seine jüngste Generation noch nie geschrieben - Lie Dawei ist eine Entdeckung!

Die Helden seines Romans sind der junge Comiczeichner Dawei und sein sprechender Kater Haohao. 'Love, Revolution und wie Kater Haohao nach Hollywood kam' setzt die subversive Kraft fantastischer Bilder gegen Monotonie und Hoffnungslosigkeit einer verlorenen Generation.


 Autor: Li Dawei
Verlag: Knaus
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-813-50336-4
Seitenzahl: 320 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Dawei ist Comiczeichner und Herausgeber eines eigenen Comiczines namens "Kids of Mao & Coke". Er ist in die Studentenführerin Kleine Kim verliebt. Am 4. Juni 1989 ist er auf dem Tian'anmen Platz auf der Suche nach ihr, findet allerdings nicht Kleine Kim, sondern einen verstörten Perserkater. Er nimmt ihn mit nach Hause und bemerkt bald, dass "Haohao" (kleines Mäuschen) sprechen kann. Dawei schlägt sich mehr schlecht als recht durchs Leben, jobbt mal hier und mal da. Als er eines Tages bei einer Pekinger Zeitung unterkommt und Artikel schönen soll, darf er auch auf westliche Presseerzeugnisse zugreifen. Haohao ist fasziniert von der westlichen Welt. Fortan träumt der anspruchsvolle Kater von einer Karriere als Cartoonstar in Hollywood. Mit Hilfe einer Freundin von Dawei schafft er es tatsächlich nach L.A. und wird nach zahlreichen miesen Jobs auch ein Filmstar. Dawei besucht ihn in den USA und sieht bald ein, dass die Welt des schönen Scheins auch Schattenseiten hat.


Stil und Sprache
Im Mittelpunkt der Handlung steht der Ich-Erzähler, der von seinen Erfahrungen berichtet. Li Daweis Stil ist jung und locker. Er kann in seiner Rolle als junger Mann, der stets auf der Suche ist, aber scheinbar nie ankommt, absolut überzeugen. Aufgrund des gut lesbaren Stils ist das Buch auf alle Fälle auch für Jugendliche geeignet, die etwas über die jüngste chinesische Geschichte und über die Menschen in China wissen möchten. Das Buch ist an vielen Stellen auch sehr witzig. Die Geschichte ist durchgehend spannend erzählt. Li Dawei ist hier eine wunderbar komische und doch auch bedrückende Erzählung gelungen, die die Befindlichkeiten im modernen China hervorragend auf den Punkt bringt.

Li Daweis Roman beinhaltet zahlreiche autobiographische und fantastische Elemente. Der Autor besitzt tatsächlich eine Perserkatze namens Haohao, die er heiß und innig liebt. Dass Tiere sprechen können, hat in China eine lange Tradition. Bereits im Mittelalter wurden sprechende Tiere vielfach erwähnt  - und zwar nicht nur in Kindergeschichten.


Figuren
Dawei, der Held, ist absolut überzeugend gezeichnet. Er ist ein bisschen verträumt und ziemlich unehrgeizig, hinter den Frauen her und irgendwie immer auf der Suche. Er beweist allerdings auch Rückgrat, z.B. wenn er sich weigert über einen regimetreuen Performance-Künstler zu schreiben, der Hunde tötet. Dawei hängt an China, obwohl er von seiner Familie, die bereits im Westen (u.a. Kanada) lebt, öfters dazu aufgefordert wird, ebenfalls in den Westen zu kommen.

Haohao, der wahre Held der Story, ist ein ziemlich eitler, sehr anspruchsvoller und etwas einfältiger "Charakterkater", der eigentlich nur seinen Traum leben will und bald merken muss, dass dies auch im Westen nicht so einfach ist. Im Laufe der Geschichte entwickelt er eine gewissen Weisheit, die buddhistisch anmutet.

Auch die Nebenfiguren, wie z.B. die Freundinnen Daweis, sind überzeugend gezeichnet. Jede ist ein bisschen anders. Jede hat einen großen Traum  - und muss feststellen, dass vor der Erfüllung eines Traumes oft zunächst ein Alptraum durchlebt werden muss.
Li Dawei schildert die Charaktere wunderbar lebendig - beim Lesen verspürt man förmlich die vibrierende Lebensenergie, die sich nach den Schrecken der Kulturrevolution Bahn zu brechen versucht, was allerdings - bis heute - immer noch nicht ganz möglich ist.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem Schutzumschlag versehen. Auf rotem Hintergrund befindet sich eine Abbildung vom Perserkater Haohao, der auf einem Samtkissen ruht. Von Haohao gehen - sonnengleich - rote Strahlen aus. Am unteren Rand befindet sich eine begeisterte Menschenmenge, die auf dem Platz des Himmlischen Friedens mit Maos rotem Büchlein in der Hand jubelt. Das Bild ist im Stil des sozialistischen Realismus gemalt und typisch für die kommunistische Propaganda zu Zeiten Maos.
Das Cover erregt auf alle Fälle Aufmerksamkeit, steht doch hier ein Kater im Mittelpunkt!

Im Innenteil findet man zahlreiche s-w-Zeichnungen und Comics von Sheng Tao. Hier sind Comics realisiert, von denen der Protagonist auch erzählt. Am Schluss findet man noch eine mehrseitige Graphic-Novel, die den klassischen Superhelden-Comic repräsentiert und den Helden Dawei in den Mittelpunkt stellt.


Fazit
Li Dawei ist mit diesem Buch ein ungeheuer starkes Porträt der neuen chinesischen Generation im China der Neunziger gelungen. Hier wirkt nichts gekünstelt oder in irgendeiner Weise überkandidelt. Alles ist echt und voller Leben. Und gleichzeitig spricht auch eine ungeheure Weisheit aus dem Buch, die den Leser nach der Lektüre voller Bewunderung für diese tolle Geschichte zurücklässt. Bitte mehr davon!



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün


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