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Während ein erbitterter Krieg zwischen den herrschenden Familien tobt, wächst weit entfernt in den Bergen ein außergewöhnliches Mädchen heran: Romilly McAran besitzt die Gabe, mit Tieren zu sprechen. Als Herrin der Falken ist sie eine wertvolle Verbündete - oder eine mächtige Gegnerin. Und so versuchen die skrupellosen Kriegsherren, Romilly auf ihre Seite zu zwingen - koste es, was es wolle!


  Autor: Marion Zimmer Bradley
Verlag: Droemer / Knaur
Erschienen: 2005
ISBN: 978-3-426-62965-9
Seitenzahl: 496 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Romilly McAran wächst in den Vorbergen der Hellers auf und besitzt die Gabe der McArans mit Tieren in einen quasi telepathischen Kontakt zu treten. Das bedeutet nicht, dass sie mit ihnen spricht wie mit einem Menschen, sondern, dass sich ihr Geist mit dem des Tieres verbindet und sie z.B. dessen Gefühle spüren kann, oder durch seine Augen sehen. Diese Gabe hilft ihr beim Umgang und der Zähmung von Pferden oder einem großen Verrin-Falken. Ihr Vater erkennt zwar ihre Leistung an, aber er hält diese Tätigkeit für unweiblich und möchte sie aus dynastischen Gründen an einen Nachbarn verheiraten. Diesen verabscheut Romilly aber und sie entschließt sich, als Junge verkleidet, zur Flucht. Auf ihrem abenteuerlichen Ritt trifft sie auf eine Schar Reiter, denen sie sich anschließt. Es stellt sich rasch heraus, dass es sich um Gefolgsleute des seines Thrones beraubten Königs Carolin handelt. Nachdem sie als Junge aufgeflogen ist, tritt sie in die Gilde der Schwertfrauen ein. Obwohl sie den Krieg verabscheut, wird sie dadurch dennoch in diesen hineingezogen. Problematisch für sie und ihre Umwelt wird ihre Gabe, sich mit Tieren geistig verbinden zu können, als sie sich einer Ausbildung ihrer Fähigkeiten verweigert. In ihrem Stolz verkennt sie die Tatsache, dass diese sich auch gegen sie selbst richten und zu ihrem Tod führen kann.


Stil und Sprache
Herrin der Falken” gehört zum “Darkover-Zyklus” von Marion Zimmer Bradley. Man kann den Roman aber durchaus lesen ohne sich in dieser Welt auszukennen. Die Hinweise, die für das Verständnis notwendig sind, gibt die Autorin im Verlauf der Handlung. Laran, Arilinn, die Gilde der Schwertfrauen oder das Kloster von Nevarsin – den Fans des Zyklus geläufige Begriffe oder Orte, Neulingen aber werden sie dennoch erklärt, ohne die “AltleserInnen” zu langweilen. Großes Lob deshalb an Zimmer Bradley.
Ein Teil der Charaktere sind Telepathen, deren Gedanken werden grundsätzlich in Kursivschrift dargestellt, um den Lesefluss nicht zu behindern. Die Autorin schreibt flüssig, gut lesbar, aber keinesfalls anspruchslos. Vor allem die Verwendung von Fachausdrücken der Falknerei schafft Authentizität, wird aber manchmal von der Autorin übertrieben, statt z.B. “Atzung” könnte man auch mal Nahrung oder Futter schreiben. Was wirklich hinderlich und verwirrend ist, ist, dass Zimmer Bradley so abrupt die Szenen wechselt; zum Beispiel erkundet Romilly mit speziell dafür abgerichteten Kundschaftervögeln das Lager des feindlichen Königs und im nächsten (!) Satz findet sie sich mitten in der Schlacht wieder, ohne Absatz oder einem sonstigen Hinweis auf den Wechsel.
Der Roman ist spannend und stimmig bis Romilly in die Schwesternschaft eintritt. Danach fällt der Spannungsbogen ab und die Handlung schleppt sich so hin. Über den Krieg erfährt man wenig, obwohl er für die Hauptfigur eine enorme Belastung darstellt und zu ihrer zunehmenden Irrationalität beiträgt. Die Geschichte wird zwar psychologisch nachvollziehbar zu einem Ende geführt, aber das erfolgt zu plötzlich und von daher etwas unbefriedigend. Lieber vorher kürzen - denn dass Romilly kurz davor ist den Verstand zu verlieren, weiß man - und dafür den Schluss ausführlicher gestalten, denn der Stoff hätte das durchaus hergegeben. Alle, die auf ein Happy-End warten, werden enttäuscht werden, aber die Autorin meidet dieses bewusst, denn es wäre allzu unglaubwürdig. Stattdessen lässt sie Raum für die Fantasie ihrer LeserInnen.


Figuren
Romilly, die Hauptfigur, wird zunächst glaubwürdig dargestellt. Ihre Handlungen sind gut nachvollziehbar. Man fühlt sehr stark mit ihr, wenn sie das Leben im “Goldenen Käfig”, das für sie vorgesehen ist, ablehnt. Der eher unfreiwillige Eintritt in die “Schwesternschaft” ist plausibel und entspricht den Traditionen der patriarchalischen Gesellschaft von Darkover. Weniger gut verstehe ich, weshalb sie sich einer Ausbildung ihrer Gabe (Laran) widersetzt. Als Angehörige einer Gesellschaft von Telepathen sollte sie wissen was “Wilde Telepathen” anzurichten imstande sind. Ebenso unverständlich bleibt mir, weshalb sie im Auftrag der Schwertfrauen Pferde für den Krieg trainiert und dann extrem entsetzt und maßlos enttäuscht reagiert, als diese dann im Krieg eingesetzt werden. Wie naiv kann man eigentlich sein? Ihre Glaubwürdigkeit leidet darunter sehr, finde ich.

Die anderen Personen erhalten leider kein eigenes Profil, keine Tiefe, bleiben Statisten. König Carolin erscheint als Weichei, dem man Führungsqualitäten nicht zutraut. Sein Gegenspieler Rakhal, sowie dessen rechte Hand Lyondris, sind Sadisten. Also mehr Schwarz-Weiß-Malerei geht nimmer. Ausgerechnet Lyondris' 12 jähriger Sohn ist der einzige wirkliche Sympathieträger in diesem Buch. Wieso? Die Menschen aus Romillys Umgebung, die sie lieben, ihr immer wieder beistehen, dringen nicht zu ihr durch. Aber auch nicht zum Leser. Sie sind alle furchtbar nett, haben sehr viel Verständnis, aber sind sie Charaktere, mit denen man sich identifizieren kann? Nein. Die Mitglieder ihrer Familie stellen bei den Nebenfiguren eine Ausnahme dar, denn sie sind keine Schablonen, sondern echte Menschen, deren Leben mit ihren Überzeugungen im Einklang steht. Als Identifikationsfiguren taugen sie leider ebenfalls nicht.


Aufmachung des Buches
Das Cover ist blaugründig und ca. das obere Drittel wird durch einen dunkelroten Balken mit dem Schriftzug der Autorin vom unteren Teil abgetrennt. Mehrere große Vögel fliegen linksbündig von unten nach oben über den Einband. Ganz rechts oben ein Gemälde einer rothaarige Frau oder ist es in Wirklichkeit ein Mann? Der Ausschnitt wirkt wie das Bild in einem Medaillon. Ein geschmackvolles Cover, das zum Kauf des Buches einlädt


Fazit
An Stil und Sprache gibt es nichts auszusetzen, auch der Verzicht aufs übliche Happy-End überzeugt mich. Bleibt die Frage: Was hat Zimmer Bradley veranlasst die meisten der handelnden Personen so scherenschnittartig anzulegen? Sie hat doch schon oft bewiesen, dass sie es besser kann. Schade, dass hier einige Chancen vertan wurden.

Fans der Darkover- Reihe, oder solche, die es weren wollen, sollten den Roman trotzdem lesen, beleuchtet er doch das weit zurückliegende Zeitalter des Chaos.


3 5 Sterne


Hinweise
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