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Auf der Flucht vor seiner Vergangenheit rast Ludlow durch die Nacht, als blinder Passagier an eine Kutsche geklammert. Schließlich wird der Junge Lehrling beim Pfandleiher Joe Zabbidou, der einen besonderen Handel treibt: Er kauft Geheimnisse und trägt sie in sein schwarzes Buch ein. Aber die Dorfbewohner wollen nicht nur ihr Gewissen erleichtern, sondern sehen in Joe den Retter, der sie von dem grausamen Grundbesitzer Ratchet befreit. Bald reicht es ihnen nicht mehr, ihre Schuld zu verkaufen, und sie erwarten mehr von Joe. Doch auch Ludlow verbirgt ein Geheimnis. Das Netz um die beiden zieht sich immer enger zusammen …

 

  Autor: F. E. Higgins
Verlag: Oetinger
Erschienen: 01/2008
ISBN: 978-3-789-13709-9
Seitenzahl: 288 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Ludlow Fitch hat es in seinem Leben sehr schwer gehabt. Erzogen zum Taschendieb, muss er sich immer vor dem Galgen fürchten. Doch als seine Eltern eines Tages seine Zähne ziehen lassen wollen, um diese zu verkaufen und so ihren Durst nach Alkohol zu stillen, läuft Ludlow weg. Dabei trifft er auf Joe Zabbidou, der sich als Pfandleiher ausgibt und ihm eine Stelle anbietet. Ludlow nimmt gerne an, hat er bei Joe doch ein trockenes Fleckchen zum Schlafen und regelmäßige Mahlzeiten sicher. Doch dann findet er heraus, dass Joe vor allem Geheimnisse der Leute kauft, um ihnen das Gewissen und mit dem erhaltenen Geld auch das Leben zu erleichtern. Die Dorfbewohner sehen in Joe denjenigen, der sie von der Tyrannei Jeremiah Ratchets befreien wird. Sind die Dorfbewohner Joe anfangs noch dankbar, dass er ihnen aus ihren Zwangslagen hilft, wendet sich das Blatt eines Tages. In den Augen der Dorfbewohner tut er nicht das, was er versprochen hat und scheint sie mit den preisgegeben Geheimnissen auch noch erpressen zu wollen. Joe und Ludlow schweben in ernster Gefahr ...


Stil und Sprache
Ein großer Teil der Geschichte wird aus Sicht des Protagonisten Ludlow Fitch in der ersten Person wiedergegeben. Diese Kapitel sind mit „Fragment aus den Erinnerungen des Ludlow Fitch“ überschrieben, wodurch der Leser gleich weiß, aus wessen Perspektive das folgende Geschehen wiedergegeben wird. Es gibt noch wenige weitere Erzählstränge, die in der dritten Person aus Sicht unterschiedlicher Figuren, wie z.B. Joe Zabbidou und Jeremiah Ratchet, wiedergegeben werden. Dabei beschränkt sich der Erzähler meist auf diese eine Figur, doch bisweilen wirft er auch einen Blick in den Kopf weiterer auftretender Figuren.

Im ersten Kapitel kennt der Leser die Hauptfigur, das „Ich“ noch gar nicht – erst in den letzten Zeilen erfährt er überhaupt seinen Namen: Ludlow Fitch (abgesehen von der Überschrift des Kapitels, dort ist der Name bereits erwähnt) -, und doch leidet man gleich aufs Übelste mit ihr. Bedenkt man, dass viele ihren Zahnarzt sicherlich nicht gerade als Freund bezeichnen, ist das, was Ludlow passiert, für alle ein wahrer Alptraum! Seine Eltern wollen ihm die Zähne ziehen lassen – wohlgemerkt ohne Betäubung -, um diese für ein bisschen Geld zu verkaufen. So schnell hat ein Autor die Leser wohl selten für seine Figur gewinnen können.

Obwohl die Sprache selbst schlicht ist, zaubert sie Bilder vor dem inneren Auge des Lesers und lässt die Buchstaben lebendig werden. Man wird von der Geschichte gefangen genommen und mag das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die mysteriösen Hintergründe, die geheimnisvolle Atmosphäre, all das lässt Spannung aufkommen und der Leser dürstet danach, dass seine Neugierde befriedigt wird. Mit dem Ende des Buches klappt man dieses recht befriedigt zu, da es durchaus zufriedenstellend ist, doch einige Fragen bleiben unbeantwortet, sodass die Hoffnung auf eine Fortsetzung groß ist. Die Anmerkung der Autorin am Ende des Buches schürt diese Hoffnung zudem …


Figuren
Die Figuren sind wie die Geschichte: geheimnisvoll, nicht unbedingt ganz alltäglich und doch wunderbar! Gerade mit der Hauptfigur Ludlow Fitch hat Higgins eine interessante Figur zum Leben erweckt, die – obwohl ein Taschendieb und Gauner – einfach sympathisch ist. Schließlich kann Ludlow nichts dafür, dass er so geworden ist, sind seine Eltern doch ein Gaunerpaar, das von Diebstahl lebt und so den Sohn gleich zum Kriminellen erzogen hat. Für sie war er eh nie der geliebte Sohn, sondern eine gute Einkommensquelle.
Wie schon zuvor geschrieben, ist es ein Leichtes, sich in diese Figur hineinzuversetzen, mit ihr zu leiden und zu hoffen. Als er dann auf Joe Zabbidou trifft, bekommt sein Leben endlich eine Wende. Doch wohin? Dessen ist sich Ludlow selbst nicht immer sicher …
Joe ist ein Geheimnis-Pfandleiher, der selbst durch und durch geheimnisvoll ist. Er ist nicht zu durchschauen und erst am Ende des Buches wissen Ludlow und mit ihm der Leser mehr über ihn – wenn auch bei weitem nicht alles, was interessiert.

Aber auch der Gegenspieler in dieser Geschichte, Jeremiah Ratchet, ist hervorragend dargestellt. Er ist ein richtiges Ekelpaket, der die Armut der Dorfleute aufs Schändlichste ausnutzt. Da er meist durch die Augen der anderen Figuren dargestellt wird, ist es schwer, auch nur eines der sprichwörtlichen guten Haare an ihm zu finden. Auf Seite 151 wird er treffend beschrieben: „Jeremiah Ratchet war ein glänzendes Beispiel für einen Menschen, der von allem den Preis kannte, aber von nichts den Wert.“


Aufmachung des Buches
Optisch ist das Buch absolut gelungen und wird sicherlich viele neugierige Blicke auf sich ziehen. Sehr schön ist die leicht erhobene, schillernde Schrift, in der der Titel und der Name der Autorin dargestellt sind. Doch auch wenn der Schutzumschlag dieser gebundenen Ausgabe heruntergenommen wird, hält der Leser ein schön gestaltetes Buch in den Händen, denn auch hier hat der Verlag sich Mühe gegeben. Auf dem matt schwarzen Hintergrund ist ein Bild ähnlich dem Titelbild des Schutzumschlages abgedruckt, der Buchrücken ist beige dargestellt.

Insgesamt ist das Buch in 46 Kapitel unterteilt, am Anfang und am Ende finden sich kurze Anmerkungen der Autorin, sowie zum Abschluss noch ein Anhang mit beispielsweise geschichtlichen Fakten zum Leichenraub.
Die Auszüge aus dem Schwarzen Buch der Geheimnisse sind in einer anderen Schrift gedruckt, die wie handgeschrieben wirkt. Dadurch heben sich diese deutlich vom restlichen Text ab.


Fazit
„Das Schwarze Buch der Geheimnisse“ ist ein durchweg gelungenes Buch, das nicht nur die jungen Leser in seinen Bann ziehen wird. Auch Erwachsene werden gerne in diese Geschichte eintauchen und Ludlow Fitch in sein neues Leben begleiten. Ich möchte dieses Buch jedem ans Herz legen, es lohnt sich!


5 Sterne


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