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Mit zittrigen Fingern öffnet die TV-Moderatorin Hannah Farr einen Brief. Der Absender ist eine ehemalige Mitschülerin, von der sie jahrelang gemobbt wurde. Die Frau bittet sie nun um Vergebung. Dem Brief beigelegt sind zwei kleine, runde Steine. Einen Stein soll sie als Zeichen der Vergebung zurücksenden. Den anderen soll sie an jemanden schicken, den sie selbst um Verzeihung bitten möchte. Hannah weiß, wer das sein könnte: ihre Mutter. Aber soll sie wirklich zurück zu den schmerzhaften Ereignissen von damals und die Auseinandersetzung mit dem Menschen suchen, dessen Leben sie für immer verändert hat?

 

Nur einen Horizont entfernt HB 

Originaltitel: Sweet Forgiveness
Autor: Lori Nelson Spielman
Übersetzer: Andrea Fischer
Sprecher: Eva Gosciejewicz
Verlag: Argon
Erschienen: 18. Mai 2015
ISBN: 978-3-8398-1409-3
Spieldauer: 453 Minuten, 6 CDs; gekürzte Lesung

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Die Grundidee der Handlung
Hannah sonnt sich in ihrem Erfolg. Wenn da nur nicht die neue Kollegin Claudia wäre, die ihre Finger nach dem Job als Moderatorin der Morgensendung ausstreckt. Noch hat Hannah ihrer Meinung nach alles im Griff, auch wenn bei näherem Hinsehen die Fassade überall bröckelt. Die Beziehung zum Bürgermeister von New Orleans dümpelt dahin und wird durch seine rotznasige Tochter torpediert. Und die Vergangenheit lastet schwerer auf Hannahs Seele als gedacht. Damals kam es zum Bruch mit ihrer Mutter. Hannah hatte die Trennung ihrer Eltern nicht verwinden können und begegnete dem neuen Partner ihrer Mutter, Bob, mit Ablehnung. Als er dem jungen Mädchen scheinbar zu nahe kam, holte Hannahs Vater, ein bekannter Sportler, seine Tochter zu sich. All dies spukt noch immer im Kopf von Hannah herum, als sie einen Brief von einer einstigen Mitschülerin bekommt. Sie hat eine neue Form des Verzeihens lanciert. Zuerst will sich Hannah dieser Sache entziehen, doch Claudia gelingt es mit einer List, genau diese Sache in einer der Sendungen zu thematisieren. Sie zwingt Hannah dazu, sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen und das Gespräch mit ihrer Mutter zu suchen. Dabei stößt Hannah nicht nur auf eine unerwartete Geschichte, sie findet auch nach und nach zu sich selber. Aber dafür hat sie einen hohen Preis zu bezahlen.

Lori Nelson Spielmann hat für ihren Roman ein wichtiges Thema aufgegriffen: Die Frage, ob es nur eine Wahrheit gibt. Ihre Hauptfigur Hannah wird immer wieder damit konfrontiert, dass sie Dinge anders erlebt und interpretiert hat als andere Beteiligte. Das bringt die amerikanische Autorin ganz gut zur Geltung. Auch die Frage, ob man alles verzeihen kann und was es braucht, um tatsächlich zu verzeihen, ist gut aufgefangen im Roman. Allerdings greift Lori Nelson Spielmann tief in die Kiste der Klischees. Hannah ist eine sehr oberflächliche Figur und bekommt bis zum Schluss keine überzeugenden Ecken und Kanten. Ihre Beziehung zum selbstbezogenen Politiker ist durchschaubar, so wie es auch die Machenschaften der schönen und ehrgeizigen Claudia sind. Hier spielt die Autorin stark die Karten von Gut und Böse aus, was zu Lasten der Glaubwürdigkeit ihrer Protagonistin geht. Der Hörer muss sich fragen, weshalb die an sich so erfolgreiche Journalistin und Moderatorin in beiden Fällen die so offensichtlichen Lügen nicht enttarnt. Trotz mangelndem Tiefgang bleibt die Geschichte eine solide Unterhaltung, die zwar keine richtigen Überraschungen bietet, aber ganz nett zu anzuhören ist.


Darstellung des Hörbuchs
Eva Gosciejewicz fasst die Geschichte ganz gut auf und bringt sie gut auf den Punkt. Ihr leicht belustigter Ton passt zur plätschernden Unterhaltung und sie schlüpft gekonnt in die Rolle der Ich-Erzählerin Hannah. Mit überzeugender Professionalität variiert die Sprecherin ihre Stimme, wenn es um die Darstellung anderer Figuren geht, so dass ein angenehmes und abwechslungsreiches Klangbild entsteht, das keine Verwirrung aufkommen lässt, wer denn nun spricht oder handelt. Die sanfte Erzählstimme ist zwar fast etwas zu zart für die Figur der Hannah, dennoch ergibt sich ein stimmiges und gut verständliches Hörbuch, das auch nicht darunter leidet, dass der Verlag keine musikalischen Aspekte beifügen mochte.


Aufmachung des Hörbuchs
Unspektakulär bleibt auch die Präsentation des Hörbuchs. Der Argon-Verlag geht den bewährten Weg und präsentiert die sechs CDs in einem faltbaren Papp-Schuber, der schon nach kurzer Zeit den CDs wenig Schutz bietet. Wer das Hörbuch auf Reisen mitnehmen möchte, tut gut daran, es mit einem Gummiband zu sichern oder es in eine Tüte zu stecken, damit die CDs nicht unvermittelt heraus rutschen. Das Coverbild ist dem Cover des Buches nachempfunden und passt zum Inhalt. Wer sich für Details interessiert, findet alle notwendigen Angaben auf Vorder- und Rückseite der Hörbuchs.


Fazit
Tiefgründige Betrachtungen darf man von dieser Geschichte nicht erwarten. Wer aber mit einer nicht zu komplizierten Unterhaltung liebäugelt, ist mit dem Hörbuch "Nur einen Horizont entfernt" gut bedient. Lori Nelson Spielman greift Themen auf, die zum Nachdenken anregen mögen, auch wenn die Geschichte selber eher Mittelmaß bleibt.


3 Sterne


Hinweise
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