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Kategorie: Geschichte

GESCHICHTE EINER LEGENDÄREN GRENZE

Über Jahrhunderte hinweg verlief eine gewaltige Grenze durch Mitteleuropa: der Limes trennte das Römische Reich von den vermeintlichen "Barbaren" des Nordens. Militärisch gesicherte Flüsse, aber auch künstlich geschaffene Grenzanlagen mit Kastellen und Wachtürmen, Palisaden, Mauern und Wälle schützten das Imperium Romanum vor der germanischen Welt. Davon legen bis heute berühmte Kastelle wie die Saalburg, Weißenburg oder Welzheim ein beredtes Zeugnis ab.
In diesem prächtig bebilderten Band stellen Marcus Reuter und Andreas Thiel die bekanntesten Limesorte zwischen Nordsee und Inn vor und zeigen gleichzeitig die wichtigsten Entwicklungen seit deren Aufnahme in das UNESCO-Weltkulturerbe. 

 

Der Limes 

Autor: Marcus Reuter, Andreas Thiel
Verlag: Theiss Verlag
Erschienen: 1. August 2015
ISBN: 978-3806227604
Seitenzahl: 224 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Mit "Der Limes" haben sich die Autoren viel vorgenommen: "Der vorliegende Band soll die Fülle der unterschiedlichen Limesanlagen in einer Gesamtschau zeigen und mit den aktuellen Ergebnissen der archäologischen Forschung verbinden" (Seite 7). Gleichzeitig streben sie an, den Leser mittels Fotos zum Besuch der historischen Stätten und Museen anzuregen.

Um ihr Ziel zu erreichen gliedern die Autoren den Text in 5 Kapitel, die sie noch in Unterkapitel aufteilen:

Der Limes ist lang und 224 Seiten sind wenig, zu wenig um das Thema umfassend zu bearbeiten; so bleibt es bei einer Kurzfassung. Nach einem allgemeinen historischen Überblick werden die Errichtung ab flavischer Zeit und die Funktion der Grenzanlage durch die Jahrhunderte dargestellt; ebenso die wechselhafte Geschichte der Legionsstandorte und Kastelle, bis hin zu einzelnen Wachtürmen. In der Regel wird zunächst der Verlauf z.B. des Niedergermanischen Limes beschrieben, danach folgen die Porträts der jeweiligen Standorte, die dann Angaben zur Baugeschichte machen und die dort stationierten Einheiten nennen, sowie deren evtl. nachfolgende Einsatzgebiete. Die Porträts ähneln sich sehr und die Art der Informationen wiederholt sich mehr oder weniger. Ab und an erfährt man (z.T. in einem Kasten) noch etwas, das über die Porträts hinausweist, z.B. Kaiser Wilhelms II. Interesse an der Saalburg und wie sich sein Engagement auf den Wiederaufbau ausgewirkt hat. Leider wirkt der Text häufig spröde und im Fall der Porträts oft eintönig und fad. Da springt kein Funke über, man spürt keine Begeisterung oder Faszination von Seiten der Autoren. So lässt sich die Zielgruppe der Touristen und Wochenendausflügler kaum erreichen; da helfen auch die zahlreichen Fotos von Reenactmentgruppen, archäologischen Parks, Kastellen und Wehrtürmen nichts, zumal von den Autoren ein ausreichendes historisches Wissen zu den Römern in Germanien vorausgesetzt wird. Es kann auch nicht erwartet werden, dass sich die Leser mit Grabungsplänen und Luftbildarchäologie, sowie geophysikalischen Methoden zur Aufspürung von im Boden befindlichen Strukturen auskennen. Entsprechende Fotos und Pläne werden nicht oder nur ganz selten erklärt. Daraus ergibt sich ein Zielgruppenkonflikt, denn Laien, die über soviel Vorwissen verfügen, sind sicherlich auch über den Limes unterrichtet, und wer wenig zu den "alten Römern" weiß und den Limes nur aus dem Schulunterricht kennt, für den sind die Ausführungen zu detailliert. Eine Auslagerung der Porträts in den Anhang wäre eine Möglichkeit gewesen, der anvisierten Zielgruppe gerechter zu werden.

Alles in allem wirkt das Buch auf mich wie mit heißer Nadel gestrickt, so als ob den Autoren bis zur Veröffentlichung nicht ausreichend Zeit zur Verfügung gestanden habe. Nicht nur der Inhalt erscheint nicht völlig ausgereift, es häufen sich auch Druckfehler und nicht jedes Foto ist eindeutig zuzuordnen. Es wirkt etwas seltsam, wenn man liest, dass der Limes in die Nordsee mündet (Seite 48), oder erfährt, dass Mainz im Westen von Trier liegt (Seite 32). Leider sind auch Sätze wie dieser kein Einzelfall: 'Dem Jupiter als oberster Gott der römischen Religion musste während in der Limeszeit von allen "guten Staatsbürgern" gehuldigt werden.' (Bildunterschrift Seite 171). Von beiden Autoren weiß ich, dass sie es besser können.

Was spricht nach all dieser Kritik für das Buch? Auf jeden Fall die fundierten Fachkenntnisse der Autoren! Außerdem die Fülle der sehr guten Fotos, die nicht nur sachlich abbilden, sondern auch teilweise Stimmungen einfangen und somit zum Betrachten einladen.


Aufmachung des Buches
Das große Buch ist rot eingebunden und verfügt über einen Schutzumschlag. Dessen Cover zeigt unter dem Titel diverse Aufnahmen des Limes – Kastelle, Wachturm und mehr. Die vom Verlag gewohnte gute Ausstattung zeigt sich auch hier: solider Einband, Fadenbindung und stabiles, griffiges Papier. Gesetzt wurde in zwei Spalten; dies ermöglicht eine gute Platzierung von Zusatzinformationen (in Kästen) und der vielen Fotos in den Text, ebenso der Karten und virtuellen Grafiken. Im Anhang befindet sich ein Glossar, Literaturempfehlungen sowie zwei Register und der Bildnachweis. 


Fazit
Ein informativer Bildband, dessen Gesamtkonzept leider nicht völlig überzeugt und seiner Zielgruppe nur teilweise gerecht wird.


3 Sterne


Hinweise
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