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Luxus ist ein lateinisches Wort...

...und das kommt nicht von ungefähr. Die römische Gesellschaft der Kaiserzeit mit ihrer scharfen Zweiteilung in Arm und Reich war durch eine ausgesprochen luxuriöse Lebensführung der Oberschicht geprägt. Karl-Wilhelm Weeber entfaltet in diesem Buch ebenso kenntnisreich wie unterhaltsam ein erstaunliches Spektrum des luxuriösen Lebens im alten Rom: von den sprichwörtlichen lucullischen Genüssen über herrschaftliche Paläste und Luxus auf vier Wänden bis zu fließend Wasser im eigenen Haus und Badelust in Baiae, dem antiken Wellness-Dorado. Mit einem Who is Who der 25 reichsten Römer. 

 

Luxus im alten Rom Die Schwelgerei 

Autor: Karl-Wilhelm Weeber
Verlag: Philipp von Zabern (in Wissenschaftliche Buchgesellschaft)
Erschienen: 1. März 2015
ISBN: 978-3805348683
Seitenzahl: 207 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe

Luxus im öffentlichen Raum, z.B. in den Thermen, war bei den Römern eine Selbstverständlichkeit; Luxus im Privaten dagegen war verpönt, weil luxuria angeblich gegen die Sitte der Väter (mos maiorum) verstieß. Die Kritiker der luxuria entstammten dabei nicht, wie man meinen könnte, den unteren Schichten, sondern waren selbst Angehörige der Oberschicht. Luxus war ein Statussymbol, das man sich leisten können musste, so man an der Macht bleiben wollte oder zukünftig daran teilhaben. Weeber widmet sich in diesem Band dem privaten Luxus, den wir heute gerne mit den Kaisern verbinden. Tatsächlich aber wetterte bereits Cato der Ältere  (234 – 149 v. Chr.) gegen den allgemeinen Sittenverfall. Früher war eben immer alles besser.

Den verschiedenen Möglichkeiten privaten Luxus zu zeigen, widmet Weeber jeweils eigene Kapitel. Er geht sowohl auf den Tafelluxus, mit dem wir Heutige gerne (Lucius Licinius) Lucullus verbinden, als auch auf aufwändige Wandmalereien oder fließend Wasser im Haus ein. Er beschreibt - sich auf Quellenmaterial stützend - ausführlich, wie man sich z.B. Tafelluxus vorzustellen hat und welche Bedeutung ihm in der Gesellschaft zukam. Dabei fällt auf, dass die verschiedenen Facetten der luxuria als Einheit zu betrachten sind und die Trennung in Kapitel im Grunde willkürlich. Gerne und ausführlich zitiert der Autor dabei auch die Kritiker der luxuria; dabei vergisst er nicht darauf hinzuweisen, dass diese Äußerungen nicht immer frei von Heuchelei waren. Weeber selbst nimmt weitestgehend eine neutrale Haltung ein, kann sich aber nicht gänzlich der Faszination, die vom römischen Luxusleben ausgeht, entziehen.

Weebers Text wendet sich in erster Linie an interessierte Laien und ist in dem für ihn typischen lockeren Stil, unter nur minimaler Verwendung von Fachbegriffen, verfasst. Die Informationen werden dennoch sachlich vorgetragen und erfüllen auch wissenschaftliche Ansprüche; damit der Text dabei nicht spröde wirkt, würzt Weeber ihn mit  Anekdoten, und  indem er manchmal heute gebräuchliche Ausdrücke wie z.B. "yellow press" nutzt, gelingt es ihm, eher umständlich zu beschreibende Sachverhalte rasch zu veranschaulichen. Bemerkenswert ist, dass das umfangreiche Fotomaterial nicht im Mittelpunkt steht, sondern den Text unaufdringlich ergänzt, und dennoch zum Betrachten einlädt. Wer das Buch von Anfang bis Ende liest wird sich mit Wiederholungen abfinden müssen, diese sind notwendig, damit das Buch auch kapitelweise gelesen werden kann und schmälern das Lesevergnügen etwas; andererseits werden so Zusammenhänge deutlicher und man merkt sich die Informationen besser. Dem versierten Romkenner Weeber unterlief bei aller Sorgfalt ein kleiner Fehler – die Villa dei Papiri befindet sich nicht in Pompeji. Im Kapitel über die private Wasserversorgung meint er, es habe keine Absperrhähne gegeben (Seite 81, 85), dabei bleibt unklar, ob dies nur für den privaten Bereich zutrifft, oder auch auf die öffentliche Versorgung der Stadt Rom und / oder der Provinzen. Wie Cech in ihrem Buch "Technik in der Antike" darlegt, gibt es diese sehr wohl. Beide Kritikpunkte möchte ich nicht überbewerten, zumal es sich hier um Details handelt und das Anliegen des Buches darin besteht, den heutigen Lesern das antike Lebensgefühl näher zubringen und darüber hinaus um Verständnis zu werben, angesichts anderer Denkweisen, bei denen sich heutige Wertungen verbieten.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist dezent rot eingebunden; auffälliger dagegen das Cover des Schutzumschlags – die junge Dame, die dort abgebildet ist, ist reich geschmückt. Und sie scheint dem Betrachter mit ihren großen Augen überall hin zu folgen. Bei der Ausstattung hat der Verlag nicht gespart: Fadenheftung und stabiles Papier von hoher Qualität, das eine sehr gute Wiedergabe der zahlreichen Fotos, Wand-Gemälde, sowie Mosaiken erlaubt. Der Satz in zwei Spalten mag nicht jedem gefallen, erweist sich aber als sinnvoll, weil so Zusatzinformationen in farbig hinterlegten Kästen besser eingefügt werden können. Dies gilt auch für die bereits erwähnten Fotos, die von unterschiedlicher Größe sind, mal nur so breit wie eine Spalte, mal ganzseitig. Im Anhang finden sich die Anmerkungen und das Literaturverzeichnis. 


Fazit
Weeber gelingt es, eine Fülle an Informationen sowohl kompetent, als auch locker vorzutragen; eine klare Leseempfehlung.


4 5 Sterne


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