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Craig und Harry wollen ein Zeichen für alle schwulen Jungs setzen. Dafür küssen sie sich. 32 Stunden, 12 Minuten und 10 Sekunden. So lange dauert es, um den Weltrekord im Langzeitküssen zu brechen. So lange dauert es, sich über die Gefühle füreinander klarzuwerden, nachdem man sich doch eigentlich gerade getrennt hat. So lange dauert es, das Leben aller schwulen Pärchen in der Umgebung für immer zu verändern …

 

Two Boys Kissing 

Originaltitel: Two Boys Kissing
Autor: David Levithan
Übersetzer: Martina Tichy
Verlag: KJB
Erschienen: September 2015
ISBN: 978-3737351850
Seitenzahl: 288 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Mehr als die Verlagszusammenfassung erwähnt, möchte auch ich inhaltlich nichts von „Two Boys Kissing“ vorweg nehmen. Der Roman von David Levithan dreht sich um 7 schwule Jugendliche und zeigt in vier parallel erzählten Geschichten einen kleinen Ausschnitt ihres Lebens. Dem Autor gelingt es damit ein sehr feingliedriges Bild unserer Zeit und der Herausforderungen, vor denen homosexuelle Jugendliche beziehungsweise Minderheiten im Allgemeinen stehen, zu zeichnen. Durch seine herausragend gewählte Erzählperspektive, näheres dazu im Abschnitt „Stil und Sprache“, macht er den dargestellten Ausschnitt des Alltags zu etwas Besonderem und zeigt das große Ganze ebenso wie die bedeutenden kleinen Details. Er berührt den Leser damit und lässt ihn nach der letzten Seite sehr nachdenklich zurück.


Stil und Sprache
David Levithan hat für seinen Roman „Two Boys Kissing“ einen auktorialen Erzähler gewählt und setzt diese durchaus gängige Erzählform sehr ungewöhnlich um: als Erzähler fungiert die Gemeinschaft der verstorbenen Schwulen, die gewissermaßen der heutigen Generation zuguckt und gleichzeitig kontinuierlich die Parallelen zu ihrer eigenen Zeit zieht. Anfangs habe ich zu dieser Erzählperspektive nicht so ganz den Zugang gefunden, zumal ich generell kein Fan vom auktorialen Erzähler bin. Aber David Levithan setzt es wirklich meisterhaft ein, nutzt das all-umfassende Wissen des Erzählers geschickt zum Spannungsaufbau und auch die geschichtlichen Parallelen und Unterschiede wurden auf interessante Art in die eigentliche Handlung eingewoben. So wirken die Einschübe nicht wie Unterbrechungen, sondern bieten einen anderen Blickwinkel und eine dramaturgische Bereicherung.

Einen übergeordneten Spannungsbogen im eigentlichen Sinn gibt es nicht. Aber in allen vier Einzelgeschichten gibt es immer wieder dramatische Höhepunkte und die Lage spitzt sich insbesondere in zwei der Geschichten zum Ende hin so sehr zu, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Die drängendsten Fragen werden geklärt. Der Autor macht aber zugleich deutlich, dass der Roman nur ein Ausschnitt des Lebens der Protagonisten ist. Man bekommt mögliche Entwicklungen vom auktorialen Erzähler aufgezeigt, aber keine abschließende Entscheidung, was sehr gut zum Inhalt des Romans passt.

Der Schreibstil von David Levithan ist wie immer herausragend. Alleine dafür lohnt es sich schon, seine Bücher zu lesen und auch in „Two Boys Kissing“ wurde ich nicht enttäuscht. Er beschreibt die Handlung sehr detailliert und feinfühlig, teilweise beinahe schon philosophisch. Wunderschön!


Figuren
Wie bereits erwähnt dreht sich David Levithans Roman „Two Boys Kissing“ um mehrere schwule Jugendliche, die mit unterschiedlichsten Voraussetzungen versuchen, die Probleme des Erwachsenwerdens zu meistern. Dabei haben sie mit Intoleranz, Diskriminierung und Anfeindungen ebenso zu kämpfen wie mit ganz normalen Problemen des Heranwachsens. Der Autor gewährt uns jeweils nur einen kurzen Blick in das Leben der Jungs und schafft es trotzdem, unglaublich viele Details unterzubringen. So wissen wir zum Beispiel innerhalb weniger Seiten, dass Harry bei seinen Eltern auf vollste Akzeptanz und Unterstützung trifft, während Craig keinen solchen Rückhalt hat. Man kann beobachten, wie unterschiedlich die Beiden entsprechend mit bestimmten Situationen umgehen und dank des auktorialen Erzählers wissen wir auch, was sie bewegt und mit welchen Themen sie hadern, ohne dass sie es jemandem sagen. Mit jedem einzelnen der Jungs gelingt es David Levithan so, einen kleinen Ausschnitt der vielfältigen Probleme, aber auch Glücksmomente darzustellen, die auf Jugendliche im Allgemeinen und Homosexuelle im Speziellen zukommen. Durch die authentische, lebensnahe Darstellung kann man sich in die Protagonisten hineinversetzen und hat den Eindruck, sie seien der Realität direkt entliehen.

Auch die Nebencharaktere sind sehr dreidimensional dargestellt. Sie nehmen zwar einen deutlich kleineren Anteil ein und bleiben stark im Hintergrund, aber auch hier sieht man viele Eigenschaften des normalen Lebens und findet sicher auch sich selbst das eine oder andere Mal wieder. Gerade dadurch stimmt der Roman so nachdenklich, weil es eben keine abgehobene, unverständliche Geschichte voller extremster Charaktere ist, sondern wir eigentlich die Fehler und Probleme von normalen Menschen sehen und genau nachvollziehen können, welchen Schaden Kleinigkeiten anrichten – oder was sie auch Gutes bewirken können.


Aufmachung des Buches
„Two Boys Kissing“ erschien als gebundenes Buch mit Schutzumschlag. Eigentlich ist das Cover mit den Grundfarben schwarz und grau recht schlicht gehalten, aber durch die bunt hervorgehobenen homosexuellen Pärchen fällt es trotzdem sofort ins Auge. Die unterschiedlichen Farben sind ebenso facettenreich wie die im Roman dargestellten Beziehungen und gleichzeitig wird die noch immer – im positiven wie im negativen Sinne – besondere Stellung von homosexuellen Pärchen verdeutlicht. Eine besondere Aufmachung für einen ganz besonderen Roman.


Fazit
David Levithan ist für mich ein Garant für bewegende, tiefgründige Romane, die mich nachdenklich stimmen und gleichzeitig mit ihrem herausragenden Schreibstil beeindrucken. Diesen hohen Erwartungen ist „Two Boys Kissing“ absolut gerecht geworden. Ein herausragender Roman, der auch lange nach der letzten Seite noch nachklingt.


5 Sterne


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